Horror

Malen wir mal schwarz. Oder dunkelbraun/blau.

Was hat mich als langzeitarbeitsloser Geisteswissenschaftler im Reich der AfD zu erwarten?
(wenn man mal die bis heute bekannte deutsche Geschichte als Analogie zugrunde nimmt)

ICH HOFFE UND BETE – DAß DAS FOLGENDE NIEMALS AUCH NUR IM ANSATZ WIRKLICH GESCHIEHT!!!

Nun – zum einen wäre da der „schwarze Winkel“. Den gab es für KZ-Häftlinge für „Asoziale“. „Schmarotzer“, „Volksschädlinge“. „Arbeitsscheue“. Mit anderen Worten: Arbeitslager.
Vor dem Gas hätte mich meine bloße genetische Veranlagung gerettet. Als weißer heterosexueller schafft mans vielleicht bis zum Kapo.
Zum anderen: Die AfD steckt mich in eine dunkle(blaue) Uniform. Da ich studiert habe, und mein geistiger Horizont größer ist, als die gesamte ehemalige DDR zusammen, erscheine ich dem Regime nützlich.
Mein erster(!) sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplatz. Endlich! Man hat mich zum „Reichskommissar zur Sexualprävention“ [sic!] ernannt.
Mein Job: ich soll nicht nur Misch-Beziehungen zwischen Bio-Deutschen und nicht-Bio-Deutschen aufspüren (damit befaßt sich meine Dienststelle hauptsächlich). Nein.
Meine Aufgabe ist es, alle (ehemaligen) „Sexworker“, Transsexuelle und vor allem: Homosexuelle, BDSM’ler, „sexpositive Feministinnen“ usw. aufzuspüren – denn sie verletzen das „gesunde Volksempfinden“. Sexuelle Abweichungen, Neigungen etc. sind „undeutsch“. Gehören „ausgemerzt“.
Alles, was über die Missionarsstellung (im rechten Winkel) hinausgeht, wird verfolgt.
Und ausgerechnet mich haben sie dazu abkommandiert.
Die ganzen Journalisten, Politiker haben sie schon. Für die kann ich nichts mehr tun.
Letzte Woche haben sie Dunja Hayali hingerichtet. Und vorgestern Tom Buhrow.
Das Internet, wie ich es früher kannte, gibt es schon lange nicht mehr.

Da steh ich nun, in meiner dunkelblauen Uniform der Waffen-AfD (und ich war mal Mitglied in der SPD!), und soll meine Freunde und Bekannte jagen. Ich ecke mit meinen Vorgesetzten schon jedesmal an, weil ich hin und wieder die katholische Messe besuche. Weil ich nicht „Heil Höcke“ rufe. Und den „Deutschen Gruß“ nur mit „rheinischer Lässigkeit“ vorbringe. Nicht stramm genug.
Ich sehe die Listen, die über meinen Schreibtisch wandern. Bei jeder einzelnen Seite schließe ich die Augen, und reibe mir müde die Nasenwurzel.
Ich habe nicht genug Pässe und Reisegenehmigungen für Schweden oder die Schweiz. Ich kann sie nicht alle rausbringen. Es ist zum kotzen.
Vorgestern haben die Chinesen(!) angekündigt, sie würden den Krieg nicht eher beenden, als das Deutschland kapituliert.
Warum bin ich nicht weggelaufen? Hab mich nicht ins Ausland abgesetzt, als es los ging?
Ich hab mich korrumpieren lassen. Satt zu essen zu haben, war mir, dem Langezeitarbeitslosen, damals wichtiger, als die Moral. Ich wollte nicht ins KZ.
Dabei habe ich für die ganze Bande da oben nichts als Verachtung übrig.

Viele Leute, die ich damals auf twitter kannte, hielten nichts von Religion. Allenfalls etwas „schwarzer Rabenzauber“, um ihre bdsm-Haftigkeit zu beteuern. Ihr Gott hieß eigentlich „netflix“ (das gibt es übrigens seit 4 Jahren nicht mehr in Deutschland).
Unsere „Bundesführung“ (oder „das Brot“, wie man ihn hinter vorgehaltener Hand nennt) hält auch nichts davon. „Deutsch zu sein“, heißt neuerdings, zur Sommerwende auf Merkel-Bilder zu pissen.
Frau Merkel verbringt ihren Lebensabend übrigens in Paris, da sie in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben ist.

Ich habe in meinem Büro allerdings noch ein Kruzifix. In der Schublade meines Schreibtisches. Gleich neben der Dienstpistole.
(Übrigens eine Luger 08 – das pickelige Sackgesicht von der Höckejugend der hier als Hauswart fungiert, bekam fast ne spontane Ejakulation, als er eine „Waffe der Erlebnisgeneration“ sah, anstatt einer modernen Glock. Ich hätte ihm das Wunderwerk „doitscher Ingenieurskunst“ am besten mitten ins Gesicht ballern sollen.)
Und wenn ich dieses Kruzifix sehe… dann schäme ich mich. Wie hat es so weit kommen können? Wir hätten es doch besser wissen können.
Mein Gott – warum hast du mich verlassen? Uns verlassen? Oder ich dich?
Ich fühle nichts als Schuld – obwohl ich niemandem persönlich irgendetwas getan habe.

Mich reißt mein Terminkalender aus meinen Gedanken: Ich soll ein Lager für politische Gefangene inspizieren. Wieder einmal.
Ehemalige Prostituierte. Sexworker*innen. BDSM’ler.
Mir graut es jetzt schon davor.
Als ich das letzte mal eines dieser Lager visitierte, erkannte ich zwischen den Baracken drei mir bekannte Gesichter. Ein lesbisches Päärchen, denen ich einmal (in einem anderen Leben) beim Umzug geholfen hatte, und eine damals ziemlich prOminente Sexworkerin.
Ich habe eine halbe Stunde(!) mit dem Lagerleiter diskutieren müssen. Sein Magdeburger-Bördeland-Dialekt empfand ich als so mich aggressiv machend – ich hätte ihn auf der Stelle totprügeln können. Aber er war AfD-Mann der ersten Stunde. Hatte beim Staatsbegräbnis für Gauland mit den Sarg getragen. Gleich hinter Höcke.
Aber ich konnte mir nach laaangem den Mund-fusselig-reden, von diesem gesitigen Tiefflieger auserbitten, das diese drei Frauen „von dringlicher Wichtigkeit“ für meine Dienststelle seien.

Natürlich haben die drei mich erkannt. Und sie hatten erst Schrecken, dann nur Verachtung für mich in ihren Augen. Ich konnte mir keine menschliche Regung erlauben. Mein Gesicht blieb ausdruckslos. Ich verkrampfte. Starrte durch sie durch.
Ich hatte nur drei Pässe! Zwei für die Schweiz und einen für Schweden.
Und ich würde aller Wahrscheinlichkeit niemals die Gelegenheit haben, diesen drei Frauen erklären zu können, das sie nur aufrgund meiner Fürsprache aus dieser Hölle herauskamen. Für sie blieb ich der opportunistische Wendehals.

Ich habe meine Waffe in der Hand – früher hab ich gefesselte Frauen sexuell damit erregt, in dem ich mit der Pistole ihren Busen entlang gefahren bin.
Heute hab ich das Ding in der Hand, und möchte mir eine Kugel durch den Kopf jagen. Weil ich mich schäme, was aus unserem Land geworden ist. Das ich mich vor den Karren des Bösen habe spannen lassen. Weil ich Dinge tue, die ich nie tun wollte. Weil ich Freunde und Bekannte verrate – und nur einen Bruchteil retten kann. Und selbst dieser kleine Teil hält mich für einen Teil des Bösen.
Aber ich bin zu feige. Ich habe einen Überlebenstrieb. Ich will nicht sterben – so wie alle anderen Menschen auch. Ich bin feige, und ich werde feige bleiben.
Wenn die Chinesen hier sind, lauf ich zu Fuß über die Alpen bis nach Argentinien.
Diese Welt hätte eine so schöne Welt sein können. Das alles hätte nicht sein müssen.
Ich werde vor mir selber weglaufen.

Wahrscheinlich war es damals genauso. Als Opa jung war.
Und nun habe ich, der studierter Historiker, was ich immer wollte: Eine Zeitreise. Ich kann 1 zu 1 nachempfinden, wie eine frühere Zeitepoche sich angefühlt hat.
Ich möchte sterben. Aus Scham.

„Herr Reichskommissar?“ – eine Stimme holt mich wieder aus den Gedanken.
Ein Saarländer, AfD-Mann seit 9 Jahren, salutiert vor mir.
„Neue Listen, Herr Reichskommissar!“ – er reicht mir das tablet. Ich scrolle wieder anteilnahmslos runter – und entdecke bekannte Namen.
„Nicht die Dommse…!“ seufze ich still in mich hinein.
Wieder eine Dienstreise. Wieder Diskussionen. Wieder zu wenig Pässe.

Ich hasse alles. Die Welt. Unsere Regierung. Und vor allem: Meine eigene Schwäche. Meine Feigheit.
Meine Feigheit, damals nicht genug gegen die AfD getan zu haben.

Ein Ölgemälde zum Brexit

Wenn man den Brexit als – sagen wir mal – eine mythologische Sage auffassen würde, so wie die klassischen Sagen des Altertums mit Zeus, Herkules, Apollo & Co: Dann denken wir mal für einen Moment an Ölgemälde. Besonders in der Neuzeit (18- fr. 20.) Jahrhundert sind die klassischen Sagen und Mythen des Altertums in symbolhaften großen Ölgemälden dargestellt worden.
zB „Europa“ – der Sage nach eine phönizische Prinzessin, die auf einem Stier (Zeus) über das Mittelmeer nach Westen reitet.
Würde man heute nun den Brexit in einem riesigen Ölgemälde wiedergeben, so sähe die Komposition dieses Gemäldes in etwa so aus:

Rechts oben im Bild, eine große Muttergottheit, auf einem Stier sitzend. Europa. Mit entsetztem Gesicht. Die Hände vor Entsetzen links und rechts an den Kopf gespreßt.
Unter ihr, zu Füßen des Stiers drei Frauengestalten: Zwei große, und eine etwas kleinere. Die beiden größeren der drei „Töchter“ der Europa wären zum einen Marianne (symbolhaft für Frankreich) und zum anderen Germania (für Deutschland). Marianne trägt eine phrygische Sansculotten-Mütze mit Kokarde, eine ihrer Brüste liegt bloß.
Germania trägt einen geflügelten Helm und Brustpanzer. Beide strecken ihre Arme nach links aus, als ob sie etwas festhalten wollen.

Daneben, etwas kleiner – eine Frauengestalt mit Füllhorn – die Roma. Sie symbolisiert den Rest der EU. Roma hat die rechte Hand vor die Augen gehalten, als ob sie sagen wolle: „Das darf doch nicht wahr sein!“. In der linken hat sie ihr Füllhorn halb gesenkt – viele kleine undeutlich erkennbare Gestalten (möglicherweise die Personifikation der Flüchlinge) versucht am Füllhorn emporzuklettern.
Diese drei Töchter und ihre Mutter sehen einer Gestalt auf der linken Bildhälfte hinterher:
Es ist die Tochter, die die Familie verläßt. Mit Attributen Schild, Speer und griechischem Helm, von einem Löwen begleitet: Es ist die Britannia. Sie hat sich von ihren Schwestern und ihrer Mutter abgewandt, und wirft einen unklaren Blick zurück. Man ist sich nicht sicher, ob ihr Blick sorgenvoll oder froh ist.
Geleitet wird die Britannia von einem Daimon (Dämon), eine Art Teufel, der sie in das große Dunkel auf der linken Bildseite zu ziehen/führen scheint. (Eine orange Haartolle wäre schlüssig, aber etwas zuviel in der Symbolik).


So ungefähr hätte man früher den Brexit als Ölgemälde dargestellt.

Archäologie ist Drecksarbeit – Kapitel 2

Das folgende aus dem Englischen übersetzt, und nur an wenigen Stellen sinnwahrend (Regionalbezug GB/D) abgeändert. Original: by Tony Robinson and Professor Mick Aston.

Ich übersetze dies, um das Werk der beiden vorgenannten Autoren zu würdigen und es einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Die hier gemachten Beobachtungen und Beschreibungen lassen sich im Grundsatz auch auf den deutschen Kulturraum anwenden, allerdings nicht zu 100%. Um aber möglichst nahe am Originaltext zu bleiben, habe ich es unterlassen, Beispiele aus der britischen Geschichte durch solche aus der deutschen Geschichte zu ersetzen. Die Grundzüge der geschichtlichen Abläufe, der Behördlichkeiten sowie der praktischen archäologischen Grabungsarbeit sind in beiden Ländern vergleichbar.

Kapitel 2

[Das folgende schildert die Situation in Großbritannien.]

Wie begann nun die Archäologie?
Ab dem Zeitpunkt, da die erste Pyramide fertiggestellt war, gab es Leute, die versuchten einen Weg hinein zu graben. Sobald der Vulkan, der Pompeii verschüttet hatte, begann sich abzukühlen, gab es reichlich Volk das sich daran machte zu buddeln, um Beute zu machen.
Schatzsuche hat immer schon eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Archäologie gespielt, genauso wie Recycling. Steine-klau gibt es wahrscheinlich, seitdem das allererste von Menschenhand gebaute Gebäude in der Menschheitsgeschichte zusammengefallen ist.

In den Sommertagen des 12. Jahrhunderts mochten die Mönche von St. Albans auf ihren Kirchturm gestiegen sein – was sie sahen, waren Linien trockenen Grases in ihren Feldern, die die Fundamente der römischen Stadt Verulamium markierten, die immer noch unter der Oberfäche schlummerten.
Nun waren die Mönche allerdings nicht aus einem akademischen Interesse heraus auf ihren Kirchturm gestiegen. Sie suchten billiges Baumaterial mit niedrigen Transportkosten. Aber wer sagt schon, das, wenn sie nach frei verfügbaren Ziegeln und Steinen gruben, sie nicht ebenso fasziniert waren von dem, was sie denn da zutage förderten?


Dies war sicherlich der Fall in Much Wenlock in Shropshire. Im Jahre 1101 zerfiel die Kirche in ihre Einzelteile – als zwei Jungen durch ein Loch im Boden fielen und in diesem ein Skelett fanden. Die örtlichen Mönche wußten dank alter Dokumente, das ihre Kirchenpatronin, die heilige Milburga, irgendwo in der Nähe eines längst verschwundenen Altars begraben worden war. Um nun zu beweisen, daß dieses Skelett das der Milburga war, taten sie, was seitdem zahllose Archäologen immer wieder taten: Sie gruben in alle Richtungen.
Und dann, als sie den verschwundenen Altar gefunden hatten, reinigten sie ihren „Fund“ – das soeben zur heiligen Milburga erklärte Skelett – bevor sie es in einem brandneuen Schrein ausstellten. Auch dies ist kein Fall einer rein akademischen Untersuchung, aber was heißt das schon in der Archäologie?


Im Jahre 1191, hundert Meilen entfernt in Glastonbury, fand eine weitere Grabung statt. Die dortigen Mönche legten zwei Skelette frei. Ziemlich schnell waren sie sich sicher, daß es sich um die Überreste von König Arthur [Artus] und seiner zweiten Frau, Guinevere, handelte. Woher wußten sie das? Weil sie neben den Knochen ein Bleikreuz fanden, auf dem geschrieben stand: „Hier liegt der berühmte König Arthur mit Guinevere, seiner zweiten Frau.“ Was für ein Volltreffer!
Diese neuen Reliquien würden Pilger und Geld anziehen – zumal Abtei erst kürzlich bei einem Feuer abgebrannt war.
Auch bei Hofe war der König sehr erfreut, denn die Körper zweier international so berühmter Persönlichkeiten in seinem Besitz zu haben, verlieh auch ihm einiges an Glaubwürdigkeit. Mit einem Mal schien die Zukunft von Glastonbury Abbey eine rosige zu sein.
War dies ein Beispiel von göttlicher Fügung? Nein.
Die Inschrift wurde später als Fälschung entlarvt. Nichtsdestotrotz sicherten sich die Mönche von Glastonbury Abbey damit einen wohlverdienten Platz in den Geschichtsbüchern: nämlich den ersten bekannten Fall von Betrug in der Geschichte der Archäologie.

Aber waren die Menschen des Mittelalters an Ruinen nur als Quelle für Baumaterial und ggf. Prestige interessiert? Kam es ihnen nicht in den Sinn, das die antiken Monumente ihnen zahllose faszinierende Geschichten über ihre eigenen Vorfahren hätten erzählen können?
Sicherlich die meisten, sogar die ungebildeten und armen, hatten eine vage Vorstellung davon, das die Römer Britannien für gut vier Jahrhunderte besetzt und ein massives, zerbröckeltes Erbe zurückgelassen hatten.
Aber sonst schien kaum irgendeine Form von antiker Architektur als solche verstanden – oder gar als solche erkannt worden zu sein. Der große Historiker Beda, er schrieb im 8. Jahrhundert, unternahm den Versuch einer Chronik der Geschichte der Menschen in Britannien – Stonehenge erwähnte er mit keinem Wort.
Bis ins 16. Jahrhundert dachten die Menschen, die diese massiven Steine in der Salisbury Plain überhaupt kannten, es handele sich um ein afrikanisches Monument, das von Giganten über das Mittelmeer gehievt und dann in Irland abgesetzt worden war, um als Wandkonstruktion für ein enormes Badehaus zu dienen. Dann seien die Steine magischerweise von Merlin „entführt“ worden, der sie auf der Salisbury Plain als Denkmal für den Sieg König Arthurs über die Sachsen neu platzierte.
Es dauerte weitere 350 Jahre, bevor die Wissenschaftler anfingen genauer zu verstehen, wie alt Stonehenge überhaupt ist. Aber selbst heute wissen wir nicht wirklich, welchen Zweck die Anlage hatte. Vielleicht erscheinen die heutigen Theorien zukünftigen Generationen genauso unglaubwürdig wie das Seemansgarn über die „Waschgelegenheiten der Giganten“.


Wenn sie also so lange ignoriert wurden, wie begannen die Menschen sich Wissen über die antiken Monumente in Britannien anzueignen?
Die erste Person, von der wir wissen, das sie ausreichend an alten Ruinen interessiert war, um sie im Detail zu beschreiben, war ein Priester namens Gerald, der im späten 12. Jahrhundert lebte.
Er befand sich auf einer Rundreise mit seinem Bischof durch Wales, um die Bevölkerung für die Teilnahme an den Kreuzzügen zu gewinnen. Dabei fertigte er einen Reisebericht an, in dem er die Monumente beschrieb, die er sah. Er hatte ein wirklich gutes Auge für Architektur und notierte sich Dinge, die anderen Leuten entgehen: So beschrieb er beispielsweise die Ruinen des [röm., Anm. d. Ü.] Forts in Caerleon folgendermaßen:
Viele Spuren seiner ehemaligen Pracht sind immer noch zu sehen. Große Paläste, verziert mit goldenen Dächern, in Nachahmung römischer Größe. Man findet sie innerhalb wie außerhalb, zu beider Seiten des Mauerrings; unterirdische Bauten und Durchgänge, Wasserleitungen und – was ich wert finde zu bemerken – kunstfertig ausgeführte Öfen, die ohne erkennbaren Sinn, ihre Hitze durch schmale Röhren in den Wänden ableiten.
Mit anderen Worten: Gerald hatte eine römische Hypocausten-Heizung entdeckt!

Heutzutage ist es für uns nahezu unmöglich, sich eine Zeit vorzustellen, in der unsere Monumente weder beschrieben noch katalogartig erfaßt sind. Aber das erste Beispiel das wir von jemandem haben, der eine detaillierte Liste alter Ruinen aufzeichnet, geht ins Jahr 1478 zurück. William Worcester verbrachte sein Arbeitsleben als Sekretär von Sir John Fastolf (die Inspiration für Shakespeare, als er den lüsternen, betrunkenen Falstaff in „Henry IV“ entwarf).
Als er sich ins Privatleben zurückzog, seinen geizigen Arbeitsgeber endlich losgeworden, unternahm William eine zweijährige Wanderung von Norfolk nach Cornwall, auf der er sämtliche Kirchen, Burguinen, Stadtmauern, ja sogar die großen Hügelbilder, bis ins Detail beschrieb, die ihm unterkamen.

Eine etwas exzentrischere „Forschung“ ereignete sich in den 1530er Jahren. Ein junger Diakon, John Leland, bekam den königlichen Auftrag von Heinrich VIII. die Klosterbibliotheken des Landes nach „wichtigen Texten und Textsammlungen“ zu durchsuchen, damit sie „aus dem Dunkel des Todes wieder ans Licht des Lebens“ hervorgeholt würden. In Wahrheit bedeutete dies nichts anderes, als das, als Heinrich VIII. die Klöster der Reihe nach schließen ließ bzw. konfiszierte, eine umfangreiche Menge der Bücher aus diesen Klöstern in seinem Palast endete. Aber als Leland mit diesem Auftrag das Land bereiste, so verzeichnete er auch gewissenhaft die verschiedenen alten Gebäude, die er sah. Dies war für viele dieser Bauten das erste Mal, das sie als solche erkannt und aufgezeichnet wurden. Für nahezu 200 Jahre verstaubten Lelands Aufzeichnungen im Regal, ignoriert als das Gschwafel eines Sonderlings. Möglicherweise wurden sie im Jahre 1710 einmal veröffentlicht, aber es dauerte bis zum frühen 20. Jahrhhundert, bevor ihr wahrer Wert erkannt wurde. Nun geben diese Aufzeichnungen uns ein einzigartiges Bild des Englands des ausgehenden Mittelalters.
Die Motivation König Heinrichs VIII. scheint ersteinmal reine Plünderung gewesen zu sein, und das ganze Unterfangen trieb Leland anscheinend komplett und unwiderruflich in den Wahnsinn.
Aber beide, John Leland und William Worcester, zeigen, das die Menschen begannen sich für die Vergangenheit, namentlich der Bauwerke und [Kultur-]Landschaften in Großbritanntien zu interessieren.

Diese neue Pseudo-Wissenschaft brauchte alsbald einen Namen: Die Bezeichnung lautete „Antiquarianismus„. Richtig „Anlauf“ nahm diese neue Disziplin, als die ersten Forscher aus dem neuentdeckten Amerika heimkehrten. Sie brachten Erzählungen mit von „Wilden“, die sie Indianer nannten. Die Gelehrten des 16. Jahrhunderts waren regelrecht begeistert von diesen „Wilden“ und ihrer Körperbemalung. Sie schienen die perfekten Beispiele dafür zu sein, wie die Ureinwohner Britanniens in der grauen Vorzeit einst ausgesehen haben mochten. Die Künstler der Tudor-Zeit fertigen lebhafte Zeichnungen von indianischen Holzkreisen an, die an Stonehenge erinnerten, und die darin tanzenden Eingeborenen waren ein perfektes Abziehbild der Figuren aus Disneys „Pocahontas„.
Das Bildnis einer barbusigen, über und über blau tätowierten, schwertfuchtelnden Frau, wie sie vom Forscher und Illustrator John White gezeichnet wurde, mag nicht historisch korrekt sein, aber Sie mögen sich vorstellen können, wie eingehend und langwährend sie von den ernsten Mitgliedern der Royal Society untersucht wurden.
Die Tatsache, das diese primitiven Leute nur Steinwerkzeuge besaßen, faszinierte die Antiquare sehr. Tausende von großen, blank behauenen Steinen waren in Britannien seit dem Mittelalter gefunden worden – aber niemand konnte erklären, um was es sich dabei handelte. Hergestellt durch Feen, oder als das Rasultat von Blitzeinschlägen angesehen, wurden sie als magische Glücksbringer gehandelt und verkauft – um im Dachgiebel aufgehangen Schutz gegen Blitzeinschlag und Feuer zu bieten.
Aber nun, als man sie mit den Werkzeugen der Indianer verglich, wurde es offensichtlich, das diese sonderbaren, schönen und blank polierten Artefakte Äxte aus Feuerstein waren – hergestellt von unseren weit zurückliegenden Vorfahren. Die Kenntnis um unsere prähistorische Geschichte nahm Gestalt an.


Der große Antiquar John Aubrey (1626-97) war der erste, der die großen Steinkreise Britanniens in vor-römische Zeit datierte, und zwar in die Zeitepoche, in der die Menschen die steinernen Äxte benutzten.
Er erregte damit die Aufmerksamkeit seines Gönners, König Charles II., nach dessen Besuch des Steinkreises von Avebury, einem Ort, der bis dahin wohl komplett übersehen worden war. „Seine Majestät„, so schreibt Aubrey, „ordnete an, das ich bis an den Grund der Steine grübe…auf das ich irgendwelchen menschlichen Knochen fünde, aber ich tat dies nicht.“ Ob er es aus Faulheit unterließ oder dankenswürdigerweise das archäologische Erbe Britanniens schützen wollte, ist nicht überliefert.


Aber das 17. Jahrhundert war nicht nur die Zeit, um die Landschaft auf der Suche nach bis dato unbekannten Fundplätzen auf den Kopf zu stellen. Es war ebenso der Beginn der großen Zeit der Sammlungen. Die begüterte Oberschicht begann, ihre eigenen Sammlungen an interessanten Artefakten anzulegen. Einer der berüchtigsten dieser Sammler war Elias Ashmole, ein Diener des Königs, der von der faszinierenden Sammlung im Besitz des Forschers John Tradescant und seiner Frau Hester hörte, und ihnen anbot, diese zu katalogisieren.
Dann drängte er das Paar dazu, ihm diese Sammlung „aus freien Stücken“ zu überlassen. Doch John änderte seine Meinung später, und vermachte seine Sammlung testamentarisch dem König. Nach seinem Tod hatte Elias nichts eiligeres zu tun, als in das Haus neben Johns Witwe Hester zu ziehen, peinlich darauf bedacht, das sie nichts aus der Sammlung verschenken oder veräußern möge. Neun Jahre später wurde die arme Frau in ihrem eigenen Gartenteich ertränkt aufgefunden. Elias entfernte promt alle Gemälde und Artefakte der Sammlung aus ihrem Haus und Garten, sobald er davon hörte.
Aus diesen schäbigen Anfängen entwickelte sich das erste öffentliche Museum in Britannien: „the Ashmolean“ öffnete im Jahre 1683. Obwohl Elias Name immer noch als der Name des Günders gilt, so sind doch die Eheleute Tradescant nicht komplett vergessen: Während sie nämlich neue botanische Proben in Virginia sammelten, gaben sie einer Pflanze ihren Namen – Tradescantia. Eben jene kleine Zimmerpflanze, die seitdem als Staubfänger auf den Fensterbänken Britanniens sitzt – von Bodmin bis Inverness.

Im 18. Jahrhundert begannen gebildete Männer aus der Mittelschicht, auf der ganzen Welt Dinge zu vermessen und aufzuzeichnen – was auch immer ihnen unter die Augen kam. Diese Beobachtungen mündeten in einer Reihe von Wissenschaften. So war es mit der Archäologie genauso wie mit der Geographie, Geologie und der Naturgeschichte.
William Stukeley (1687-1765), ein Arzt und ehemaliger Vikar, führte minutiöse Vermessungen in Stonehenge durch. Außerdem ergrub er dort Bestattungen – dies sind die ersten Aufzeichnungen einer richtigen archäologischen Grabung, die wir kennen.
Seine Erkenntnisse führten Stukeley zu der Annahme, das diese Begräbnisse nicht, wie vorher vermutet, für die Toten einer bedeutenden Schlacht gewesen waren, sondern vor-römische „Bestattungen von Königen und hohen Persönlichkeiten während einer beträchtlichen Zeitspanne des Friedens“ waren.
Seine Arbeit ist bemerkenswert professionell für diese Zeitperiode, aber als seine Ergebnisse 1740 veröffentlicht wurden, hatte er seine Meinung unglücklicherweise radikal geändert. Er war nun besessen von der Idee, Druiden hätten Stonehenge als auch Avebury errichtet. Ja – er verkleidete sich selbst sogar als druidischer Hohepriester und vollführte druidische Rituale. Während man das noch nachsichtigerweise als „etwas bekloppt“ bezeichnen kann, so manipulierte er traurigerweise ebenso seine Funde, um seine neuen Theorien zu untermauern. Somit ist er der urspünglich Verantwortliche für die bis heute andauernde und falsche Assoziation zwischer Druidentum und den großen Steinkreisen.
Man kann im zugute halten, das er erst die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machte, das die Steinkreise Plünderungen und Mißbrauch ausgesetzt sind. Aber es ist eine Ironie, das seine betrügerische „Wissenschaft“ die Inspiration für das alljährliche Chaos zur Sommersonnenwende, wie wir es heute auf der Salisbury Plain erleben, werden sollte.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde das Ausgraben von alten Artefakten zum Hobby für gebildete Gentlemen. Ihre Ehefrauen und Töchter machten derweil ein Picknick, und sahen ihren unerschrockenen Männern und Vätern dabei zu, wie diese die gedungenen Landarbeiter bei der Plünderung von Britanniens Hügelgräber überwachten. Die hierbei gefundenen Urnen und Pfeilspitzen endeten in der Regel im nächstgelegenen Herrenhaus, im dortigen Kuriositätenkabinett einträchtig vereint mit ähnlichen Funden aus der Türkei, Griechenland und Ägypten.

Aber wie alt genau waren diese Trophäen?
Im 17. Jahrhundert hatte der Erzbischof James Ussher (1581-1656) anhand seiner Bibelstudien ausgerechnet, das die Welt im Jahre 4004 vor Christi Geburt erschaffen worden war. Dieses Datum war sogar auf den Umschlag der offiziellen King James Bibel [wegweisend f d. engl. Sprache, vgl. Lutherbibel f. d. dt. Spr, Anm. d. Übrs.] gedruckt.
Aber die Wissenschaft den 19. Jahrhunderts hatte ernsthafte Zweifel an dieser Berechnung. In ganz Europa erkannten die Geologen, das die Prozesse, die Felsschichten, Fossilien und Flußablagerungen formten, weit mehr Zeit benötigten, als es der Zeitrahmen von Bischof Ussher zuließ. Zusätzlich enthielten einige der sehr alten Schichten menschengemachte Werkzeuge, so das es offensichtlich wurde, daß die Menscheit länger auf diesem Planeten lebte, als bisher angenommen.
Im Jahre 1859 veröffentliche Charles Darwin sein Werk „über die Entstehung der Arten“ und bewies damit, das nicht nur Pflanzen und Tiere sich über Jahrtausende entwickelt hatten, sondern auch die Menschen und ihre Werkzeuge über einen ebenso langen Zeitraum.
Die Kuratoren der Museen saßen zwar förmlich auf Bergen alter Werkzeuge, wußten diese aber nicht nach den Zeitperioden zu kategorisieren, in denen sie hergestellt worden waren. Schließlich war es ein Däne, Christian Thomsen (er starb 1865), der beschloß, sie nach dem Material zu benennen, aus dem sie gemacht worden waren: Stein, Bronze und Eisen.
Die tiefsten Funde waren aus Stein, die am nächsten der Oberfläche gefundenen aus Eisen – so schien es für geboten, dies als die richtige chronologische Reihenfolge anzusehen. Die Einteilung in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit war geboren.
Dann – im Jahre 1880 – revolutionierte ein Mann die Welt der Archäologie vollkommen. Ein kränklicher ehemaliger Armee-Landvermesser namens Augustus Lane-Fox, der bereits Antiquitäten in der ganzen Welt gesammelt hatte. Er erbte ein großes Gestüt an der Grenze zwischen Wiltshire und Dorset, unter der Bedingung, das er seinen Namen zu dem des Erblassers abänderte: Pitt-Rivers. Er willigte ein, und begann daraufhin das komplette Gelände seines neuen Besitzes umzugraben. Es erwies sich als picke-packe-voll mit steinzeitlichen, bronzezeitlichen und römischen Funden – und er hatte das Geld, die Zeit und die Arbeitskraft um die Sache gründlich zu machen. Seine Arbeit ist die Blaupause einer wissenschaftlichen Grabung: Er grub, er zeichnete auf und er publizierte gewissenhaft. Er schrieb alles nieder. Er unterstellte jedem einzelnen Fund, den er ausgrub, das dieser wichtig für das Verständnis des gesamten Grabungsareals sei.

Grundsätzlich„, so schrieb er, „zeichnen Ausgräber nur das auf, was im Moment wichtig erscheint. Aber neue Fragestellungen werden auftauchen, und schwerlich werden sie zu lösen sein, wenn ihre Anhaltspunkte der Aufmerksamkeit entgangen sind…. beim zurückblättern nach Beweisen in älteren Aufzeichnungen; die Dinge, die den meisten Wert besitzen, wird man übersehen haben, da man dachte, das sie zu diesem Zeitpunkt uninteressant seien. Demnach sollte jedes einzelne Detail aufgezeichnet werden.
Augustus Pitt-Rivers umschrieb damit die Grundregel, die als Basis der modernen Archäologie gilt.

Blog-Interview durch neediesBlog

Die liebe needie hat auf ihrem Blog ein paar Fragen an interessierte gerichtet, die ich gerne für sie beantworten möchte 🙂 Die Fragen sind ihre, die Antworten meine.

Hier kommen die Fragen

1. Dein Twittername (falls vorhanden). Bitte nur angeben, wenn ihr ihn veröffentlicht haben wollt

  • @ChefleGrand // @derMannvomFluss

2. Deine Neigung (Dominant, Submessiv, Switcher, devot, masochistisch, sadistisch. Gerne auch weitere Punkte)

  • Ich bin sadistisch-dominant. Trotz das gerade in der Szene „switch“ in zu sein scheint, verspüre ich immer noch keine devot-masochistischen Neigungen.

3. Aktueller Beziehungsstatus (Single, Spielbeziehung, D/S, Poly, verheiratet..)

  • Ich bin derzeit alleinstehend.

4. Wann wurde dir klar, daß du diese Neigung hast? Oder bist du dir nicht sicher, daß du sie hast?

  • 2014, im Januar/Februar. Sicher bin ich mir schon, nur habe ich diese Neigung nicht immer rund um die Uhr.

5. Hast du schon Erfahrung gemacht? Oder bist du unsicher /hast Angst?

  • Oh ja! Unsicherheit habe ich jedesmal wieder. Bis es losgeht. Dann nicht mehr. Sobald der erste Augenkontakt, die erste Berührung geschehen ist.

6. Hast du Vanilla Beziehungen gehabt?

  • ja natürlich. Das waren zT. auch schöne, gute Beziehungen.

7. Was ist dein ganz spezieller kink? Der dich sofort feucht /hart werden lässt?

  • Das ist von Spielpartnerin zu Spielpartnerin unterschiedlich- je nachdem auf welcher Art von gemeinsamer Kopfkinowelle man reitet. Grundsätzlich würde ich aber sagen: „Selbstbewußter Masochismus.“

8. Würdest du dich auf Wunsch piercen/ tätowieren lassen? Würdest du es von Sub /Sklavin erwarten?

  • Nein. Jeder Mensch sollte in seiner äußeren Erscheinung selbstbestimmt sein, was dauerhafte Merkmale angeht.

9. Hast du schon schlechte Erfahrungen gemacht?

  • Nicht viele, jottseidank. Und auch die eher im „Vorfeld“, nicht im Spiel selbst. Wenn man sein Gegenüber mit Anstand, Würde und Respekt behandelt, dann minimiert das schon von vorneherein die Möglichkeiten für schlechte Erfahrungen.

10. Gibt es Dinge, die sich geändert haben? Also was Tabu war, würdest du jetzt tun.

  • Ich hatte Respekt vor „fest an die Kehle packen“, so komisch das klingen mag. Aber nach guten Erfahrungen (übrigens nicht im bdsm-Kontext im engeren Sinne!) traue ich mir das nun zu.

11. Was wären Dinge, die du niemals tun würdest.

  • Mit Messern am Hals hantieren, Haken oder Nägel durch Brüste schlagen oder stechen, Atemkontrolle mit Plastiktüten. Das ist mir einfach zu gefährlich und zu körperverletzend.

12. Wie sehr unterscheidet sich dein Kopfkino von der Realität?

  • Manchmal meilenweit, manchmal gar nicht so sehr. Es kommt halt auf den Inhalt des Kopfkinos und die betreffende Person an. Wenn das Kopfkino nicht personenspezifisch ist, dann kann das natürlich sehr surreal sein.

13. Wie wichtig sind dir Symbole?

  • Symbole sind mir bedingt wichtig. Ich brauche sie nicht, um mich selbst damit zu identifizieren. Wenn ich sie nutze, dann aus meiner Überzeugung/Neigung heraus.

JoyClub – Vorstellung,

Sehr geehrte Damen (und Herren…)

Wie Sie sicherlich selbst wissen, befinden wir uns hier auf JoyClub – eine Seite, auf der man erstmal seine mehr oder wenige vorhandenen Sexualpräferenzen darlegen muß. Also ist es müßig, im eigenen Profil lang und breit zu beschreiben, wie der/die“ideale Partner/in“ auszusehen hat. Niemand ist perfekt.
Auch ich nicht. Als 1,74m großer Raucher falle ich eh schon durch so manches Raster – hoffentlich auch durch das derjenigen, bei denen ein Mann mindestens 1,80 groß sein muß. Ein Mann muß gar nichts. Frau übrigens auch nicht. Ich könnte mir auch eine „Traumfrau“ gedanklich zusammenbasteln – die aber hier finden zu wollen, wäre dann doch etwas vermessen.
Die „Chemie“ muß stimmen, die Wellenlänge. Nicht die Körbchengröße oder Penislänge. (Beides gibt es im Idealfall als Bonbon noch obendrein.)
Ob Sie gerne mit einer Harley fahren, reiten, exessiv joggen, oder aber gerne ins Theater, auf Konzerte gehen: Denken Sie an den ersten Satz oben. Sollten wir uns mal wirklich live in die Augen blicken, werden wir beide nervös sein, und (man verzeihe mir das vulgäre Wort) eigentlich gern FICKEN wollen. Und uns bei einem überteuerten Cappuccino möglichst intelligente Gesprächsbausteine einfallen lassen, die so peinlich sind, das sie jedem Teenager gut zu Gesicht stünden. Entweder wollen wir sofort nur noch weg, oder „zur Tat schreiten“. Eins von beiden.
Ob es dazu kommt bzw. kommen kann: Entnehmen Sie bitte der Vorlieben/Abneigungsliste unten.
(Hierzu sei übrigens gesagt: Alles kann nichts muß. Nur weil mir etwas grundsätzlich gefällt, werd ich es tunlichst unterlassen, das von einer Partnerin auf Teufelkommraus zu verlangen. Wer bin ich denn?! Im übrigen respektiere ich no-gos. Punkt.)
Außerdem: Eine längergehende erotische Romanze ohne jeglichen perversen Kink wiegt mehr, als ein total mißglücktes bdsm-ONS-Date.

bdsm: Es gibt Menscheninnen, die behaupten, ich hätte eine dominante Ader, und wäre auch ein „guter“ Sadist. Tja nun? Was soll ich sagen? Ich selbst würde am ehesten über mich sagen: Ich mache Frühstück und bring es ggf. sogar ans Bett. Das ist das mindeste an Anstand, das man(n) einer Frau entgegen bringen sollte, wenn man sie zuvor (und danach) fesselt, schlägt und in alle ihre drei Löcher fickt. (überspitzt ausgedrückt). Will ich nur ficken? Nö. Aber ich erinnere an den ersten Satz. Wir sind hier nicht in einem romantischen Bergdoktor-Roman, sondern im JoyClub. Und da wir alle hier Erwachsene sind (Zumindest dem Gesetze nach; DU bist ein großes Mädchen und ich bin ein großer Junge), wissen wir, daß man im Leben auch manchmal One-Night-Stands hat. Die gut oder schlecht sind. Oder längere Affären. Die gut oder schlecht sind – bishin man womöglich eine/n Lebenspartnerin findet – das KANN alles passieren.

Ich kann Frauen zum lachen bringen. Improvisiere 4zeilige humoristische Reime aus dem Stehgreif. Massiere den Rücken. Ich kann stundenlang über so etwas langweiliges wie Geschichte sprechen (ich bin nebenbei, studierter Historiker), ohne das es langweilig dabei wird. Auch wenn Geschichte Dein schlechtestes Fach in der Schule war.
Ich kann Dich aber auch auspeitschen. Dir den Rücken/Hintern in allen (vorher einvernehmlich abgesprochenen) Farbschattierungen mit diversem Werkzeug marmorieren. Dich fesseln. Dich eine Stunde auf dem Boden liegen lassen. Dich erniedrigen. Anpissen.
(wie gesagt: das kann, muß aber nicht so sein). Das ist keine Beliebigkeit – sondern: Ein auf den Gegenüber eingehen. Und was der/die Gegenüber braucht/nicht braucht (ungeachtet aller Vorlieben-Listen), das sieht man am ehesten im live-Augenkontakt. Bei dem überteuerten Cappuccino. Weglaufen können wir dann beide immer noch.

Gnä‘ Frau: Wenn Sie bisher durchgehalten haben:


Was mag ich?

  • Bodenständigkeit. Seien Sie Sie selbst.
  • Das „rrrr“ in den Augen. Wenn ich sehe, daß Du ein „böses Mädchen“ bist, bin ich auch ein „böser Junge“. (Gott, war das grad kitschig…?!^^)
  • kinky. dreckig. böse.
  • schöne Augen. Die mir was erzählen. Ohne das auch nur ein Wort gesprochen wird.(ok, das war besser…)
  • wenn „Sie“ von selbst merkt, das mir in der Kuschelhaltung der Arm einschläft, und ich diesen dann wieder wach rütteln kann
  • Nagellack. Und sehnige, schmale Füße. Ich bin kein(!) 100%iger Fußfetischist, aber, selbst wenn Gnä‘ Frau „Fuß“ nix abgewinnen kann: Sind die schmal, (sehnig) und gepflegt, ist das schon mal ein (optionales) Plus. (aber bitte gewaschen. Ich hab vielleicht dreckige perverse Kinks, aber so schlimm isses dann auch nicht!)
  • wenn frau bockig ist – und sich (weil kink) gerne eine runterhauen läßt. „um zu spuren“. (das ist eine schöne Phanatsie, für die, die das mögen. Aber wie gesagt – ich kann auch ohne das. Ist ja nur ne Aufzählung, was ich mag, nicht was ich muß)
  • Schamhaare?! Hm ja. (das wird jetzt eine blödesten Sätze, die sie je auf JC gelesen haben, Achtung räusper… „je schlanker die Frau, desto mehr (gut getrimmt/gepflegten Bewuchs (kein Theresa-Orlowsy-Urwald! Bitte, wir sind nicht mehr in den 80ern!) find ich anregend – umgekehrt: je runder die Dame, destoweniger dessen.) Ich mache nicht zwangsläufig Konzessionen an die Figur. Wenn unsere Chemie stimmt, wir unser „Hirn ficken“, dann ist die Figur erstmal zweitrangig!. (Wenn Sie allerdings gertenschlank und blank rasiert sind, wäre ich der letzte, der sich beschweren würde!)
  • ich mag es, frau zu lecken. (mal ausgenommen, das steht auf der „geht gar nicht Liste“. Abdr grundsätzlich – und das muß ich einfach der Pflicht und Schuldigkeit -sowie meinem eigenen Willen nach- in Kauf nehmen: ich lecke gern. EGAL wie sehr ich mir davon einen steifen Hals hole. Aber wenn ich mirmir einen Blowjob wünsche/erhoffe/erwarten darf, dann wird auch zurückgeleckt. Eine Frau ohne Orgasmus ist Driss(wie wir im Rheinland sagen). (Ausgenommen davon Spielkonstellationen,wo „sie“ drauf verzichtet, kommen zu wollen/müssen. Ok. Das geht auch. Aber vom Grundsatz her- es soll beiden Spaß machen.

Was mag ich nicht?

  • frivoles Gehabe und nix dahinter
  • Dschungelcamp/Lets Dance und (meistens) die Zuschauer*innen dieser Sendungen/Sender.(Ausnahmen möglich – wie war das: magst du anal?)
  • Menschen, die nur Kulturradio und arte konsumieren. (ein bißchen bis viel Bildung ist ja ok, aber im Zweifelsfalle bin ich eher der Typ Eintopfgericht statt Schicki-Micki-Nobel-Restaurants. Wenn Sie also zufälligerweise Kunstgeschichte studiert haben sollten: Mädchen, dann mußt du schon verdammt gut blasen können…!)
  • „auch nur ein ONS zu sein“. (Ja, auch ich hab Gefühle. Also nicht „Gefühle“, sondern „Gefühle“. Dieses „nur einmal und niemehr wieder“ find ich doof. Wenns uns beiden Spaß gemacht hat, dann kann man das gerne auch mal wiederholen/ausbauen!)
  • militante Tanten. Ich rauche, und esse Fleisch. Ich verzichte gern auf beides während eines „Zusammenseins“ – und gehe auch notfalls in einen anderen Raum/auf den Balkon (ja genau, um eine Fleischwurst zu rauchen). Ich organisiere sogar laktosefreie Sojamilch, wenn es nötig ist. Aber versuche mich nicht zu bekehren. Wir sind keine Missionare. Und wegen der Missionarsstellung sind wir beide nicht hier, oder? ODER?
  • „Fernwartung“: was nützt es mir, wenn ich dir über 300km per WhatsApp die Anweisung gebe, daß du dich nackend hinknieest? Da hab ich nüscht von.

Ich bin ein Typ von „Live. Augenkontakt. DU und ICH. HIER.“
Ich bin nicht 1,80 groß und auch nicht reich.
Aber ich habe eine Männerschulter, in die ein „Mädchen“ paßt. Für eine Nacht, für eine Affäre oder (tja nun…mal sehen was sich ergibt).
Wenns paßt mach ich „aua“ UND Frühstück.
Ich habe vielleicht „nur“ einen deutschen Durchschnittspenis, aber dem Vernehmen nach eine „Stahlbetonlatte“. (Hier könnte ich eine Userin als Referenz angeben! – nach Absprache leite ich das gerne weiter, sofern frau sich einstweilen nicht selbst davon überzeugen möchte.) Einmal kommen reicht mir nicht.
Andere Userin… moment? Ähm..?
Ja, das hätte ich beinahe vergessen: Ich bin NICHT verheiratet, und habe KEINE Kinder. Versprochen!
Ich bin so ungebunden und „frei“ wie man(n) diesbezüglich nur sein kann.
Im Gegenzug respektiere ich aber, wenn eine Frau verheiratet ist und/oder Kinder hat. Das ist ok. Wer bin ich, das als Ausschlußkriterium zu benutzen. Aber wenn Du Interesse an mir haben solltest, dann mach bitte kurz vor knapp nicht noch nen Rückzieher.

Ich verspreche hoch und heilig! das ich „50 shades of Dingenskirchen“ weder gelesen noch als Film geschaut habe! Alles, was ich (bei gegenseitigem Einverständnis(!)) mache, mache ich nach Gefühl und aus dem Handgelenk.
Verschonen Sie mich bitte auch mit „der Herr leitet mich und gestattet es mir zu atmen“ – Gehabe. Du atmest, wenn dir die Luft dazu fehlt. Selbst wenn Du mir zu Füßen knieen solltest – wer bin ich denn, daß ich Dir ein Formular überreiche, das du in dreifachr Ausfertigung abzuzeichnen hast?!
Atme selbst! Und wenn du mich „Herr“ nennen sollen würdest, dann wirst du das von selbst merken, wenns soweit ist. Bis dahin hab ich einen Vornamen (den erfahren wir dann gegenseitig beim Cappuccino).
Spätestens, wenn du beimdeepthroat würgen mußt, wirst du mich von selbst „Herr“ nennen – wenn du das möchtest. Wenn das absolut nicht dein Ding ist, dann lassen wir das – und ich werd dir keinen Strick draus drehen. (Es sei denn, du stehst aus Strangulation – aber auch das ist eben „nur“ Verhandlungssache).

So – genug der vielen Worte. Wenn Du/Sie, Gnä‘ Frau gerade denkst: „Der Typ hat doch nen Sprung in der Schüssel?!“ – dann sind Sie hier genau richtig. Laß mich in Deine Augen schaun, Mädchen!

(einen Hinweis in noch (fast) eigener Sache: Als „Solo-Mann“ ist man auf diversen Portalen im Internet ohnehin das Geschmeiß dieser Erde. Ich möchte mich stellvertretend für meine Geschlechtsgenossen für die ganzen plumpen Sprüche, Kommentare, Anmachversuche und private Nachrichten entschuldigen. Diese „Heimwichser“ (zu denen ich rein technisch gesehen auch zähle) – wissen nicht, was sie tun. Aber es ist unwürdig.
Von daher werde ich mir persönliche Nachrichten wohl überlegen, und möglichst gut formulieren, bevor ich sie abschicke. Einzelne Rechtschreibfehler sind keine Dummheit, sondern der Aufregung geschuldet! (Als Mann zahlt man 79 € für 6 Monate! – Da ist man schon mal nervös, wenn man(n) frau anschreibt!).

So – jetzt aber. Ich bin ein Mensch. Mit Fehlern. Mit Erfahrung(en). Mit Höhen und Tiefen. Und „Mann“ bin ich nebenbei auch noch. Bei beiderseitigem Wohlgefallen sogar einer, bei dem man Spaß haben kann, und gut behandelt wird. Egal, wie lang es hält.
Ich bin ich.

M.

Einkauf. beim NORMA

ein normaler, alltäglicher Vorgang.

Stellen Sie sich vor, das Auto ist ein Schiff.
Und jedes mal, wenn wir einen Supermarkt ansteuern, dann ist es, als ob der Einkaufskorb das Beiboot ist, mit dem wir an Land rudern – denn der Parkplatz des Supermarkts ist der Hafen, und das Schiff liegt in solchem vor Anker. (Außerdem kann man mit einem Auto schlecht in einen Supermarkt fahren.)
Am Landgang behufs des Einkaufens nehmen für gewöhnlich sowohl der Chef als auch Herr Weitwinkel teil. Begleitet vom Zahlmeister, zwei Marinesoldaten und 2-3 Matrosen, die die Einkäufe schleppen. Meistens ist es dann so, daß der Chef mit einem der Marinesoldaten loszieht, um Bier, Milch und Tabak zu kaufen, und der Rest des Landkommandos unter der Leitung des Herrn Weitwinkel die übrigen Regale abklappert. Als Treffpunkt wird dann „vor der Kasse“ ausgemacht.
Der Chef hält neben den Einkaufsplan natürlich auch Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts im Auge – man kann ja nie wissen. Alles zwischen 15 und 55 wird in 0,4253 Sekunden gerastert, analysiert – und eigentlich immer ad acta gelegt.
Ein abenteuerliches Schauspiel ist es, wenn Weitwinkel, und der Zahlmeister, der meistens einen Dreispitz trägt, eine mit einem Gänsekiel beschriebene, büttenpapierne Einkaufsliste abklappern. Dabei kommt es auch vor, das sich Weitwinkel von den Matrosen hochheben läßt, um in die obersten Regale sehen zu können. Bisweilen kauft er dann auch Waren, die ihn spontan faszinieren aber gar nicht auf der Liste stehen.
Nachdem der Einkauf getätigt ist, und die Matrosen die Einkäufe ins Beiboot verfrachten, der Zahlmeister den Einkaufszettel, den Kassenbeleg und die PayBack-Karte mit Weitwinkel durchgesehen hat, streiten dieser und der Chef hin und wieder darüber, ob diese oder jene Ausgabe denn wirklich notwendig war. Dann rudert der Einkaufskorb zurück über den Parklplatz (durch das Hafenbecken) zurück zum Schiff. Dort wird dann alles – wie auf einem großen Schiff – im Laderaum verstaut, und der Maschinentelegraf rattert. Das Ausparken aus der Parklücke ist das Ablegen des Schiffes vom Pier: Die Wachoffiziere lehnen sich über die Brüstung der Brücke, um einen Blick nach hinten zu haben, reichen die Entfernung zum Ufer auf die Brücke weiter; der Rückwärtsgang ist der klingelnde Maschinentelegraf, im Maschinenraum rotieren die Zylinder.
Die Marinesoldaten, bei mancher emotional-politischer Großwetterlage sogar Johanna deClerk und ein paar ihrer Kampflesben, stehen Gewehr bei Fuß, und beobachten die Umgebung.
„Heck kommt frei“
„Backbordmaschine halbe Kraft zurück, vordere Spring kommt frei. Wegfrieren. Klar bei Deckkommando!“
Weitwinkel ist unterdessen in seiner Kajüte verschwunden, oder beschnuffelt die Einkäufe. Der Chef überwacht als „Eigner“ des Schiffes stumm auf der Brücke das Ablegemanöver, und geifert zu den Klängen des Autoradios(wdr2) innerlich über twitter, die bdsm Community, zu Tode tief gnarfend und nicht Galle spucken könnend, legt er mürrisch den Gang ein.
Ein Opel Astra, Baujahr 95 – unter den smarten Gefährten des 21. Jahunderts mit Navi, und mehr Computertechnik als in den Apollo-Mondraketen der Amerikaner verbaut war – da erscheint dieses alte Vehikel wirklich wie ein dampfgetriebener Seelenverkäufer. Es nützt auch nichts, daß die Maate und Heizer, wenngleich hohlwangig und abgekämpft, stolz darauf sind, daß der Kasten noch schwimmt.
Wenn der Kahn wieder auf offener See ist, und den Hafen hinter sich gelassen hat, steht meistens eine Frau in Uniform in der Tür zur Kajüte des Chefs.
Entweder K. oder Johanna.
„Martin…möchtest du die Tagespresse studieren? Das Dossier deiner TL – wer, was, wann mit wem und wie oft….“
Und immer öfter kommt nur ein unwirsches „Nein!“ aus dem inneren der Kajüte zurück. „Diese hohlhirnige Finsternis…. wenn die alle mal vom Leben so gefickt wären wie ich, dann würden sie alle wundgescheurt sein-und zwar oben wie untenrum! und dieses ganze bdsm Blabla, angefangen von der großen Lehrmeisterin bishin zum kleinsten Windelscheißerchen würden alle mal die Schnauze halten. Eigentlich sollten wir mal da…bei diesem Dingens aufkreuzen… ich kann mit meinem bloßen Blick, mehr als …ach was solls… konnte ich mal. Ich hab ja nicht mal mehr eine sporadische Gelegenheit, mir eine Krawatte anzuziehen. Aber wenn…. dann… ich mach mit einer Krawatte, selbst wenn ich sie nur trage, mehr als andere mit ihren 147 Gerten-Floggern, weiß der Kuckuck was… [Stimme wird leiser] ….zumindest war das früher so… [Stimme wird noch leiser] …zumindest war das früher so…“
Die Frau in Uniform an der Kajütentür hat schon längst augenrollend den Gang verlassen, und das Tagesdossier dem Archivar vom Dienst wortlos auf den Tisch geknallt, und ist in die Offiziersmesse – um sich zu betrinken.
Während der Chef noch gedankenversunken und abgestumpft, in seinen Erinnerungen seine Dominanz und Potenz wiederzufinden sucht, oder zumindest ein paar schemenhafte Hinweise dazu, steht Weitwinkel in der Tür. Klopft vorsichtig an.
„Huhu…. die Pfrau Chamäleon wünscht uns über Funk einen guten Morgen, Chef!“
„Danke gleichfalls!“
„…und…ähm…wir haben noch 9,60€, mein Chef. Das sind 10 Rechnungs-Euro, bzw. 9 Valuta-Euro. Da kommen noch hinzu 1,25€ an Pfand der Bierpflaschen, die Sie eben gekaupft haben, mümpfennämlich.“
Der Chef hat nicht zugehört. Oder er hat zugehört, aber dann nur als Untoter. Mit unbewegter Miene fragt er: „Wie lange noch?“
„Ähm…ähm… das muß nach unserem jetzigen Kenntnisstand noch 5 Tage reichen, euer Gnaden!“
Das reicht nie.
„Lassen sie die Rationen halbieren. Tabak nur auf Bezugsschein. Essenausgabe nach Vorschrift, keine Bevorzugung der Offiziere.“ Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel gepreßt, die Augen verschlossen. „Ich hab nicht mal das Geld für neue Schnürsenkel. Schwarze Schuhe und Schuhwichse ist reichlich da – ich seh nachts um halb drei mit 2 Promille noch dominanter aus -und bin es auch-, als diese ganzen Schwafel-Heinis… aber ohne Schnürsenkel…“ [tiefes seufzen]
„Bitte was?“
„Ach nichts, Weitwinkel… nichts. Gehn` Sie. Ich komm gleich auf die Brücke. Und sagen Sie dem LI, er soll den Brennstoff peilen. Ich will nicht schon wieder mit dem letzten Tropfen die Aral ansteuern müssen.“
„Da sammeln wir aber Payback-Punkte, nämlich!“
[ orrr. seufz!]

„ICH WÄRE VERFICKT NOCHMAL FROH, WENN WIR NE SCHATZINSEL ANLAUFEN KÖNNTEN…und jetzt raus mit Ihnen!“
[„gehen Sie ihren Weihrauch, oder was auch immer sie unnötigerweise heute gekauft haben, beschnuffeln“ -> in Gedanken hinzugestezt]
Wie jeder gutaussehende, kompetente, mit Augen-die-frau-zum-feuchtwerden-veranlassende, aber leider leidende und zwangsweise hungernde und eine abgewetzte, reparaturbedürftige Uniform tragender Kapitän gießt sich der Chef erstmal ein Glas eines alkoholischen Getränkes ein. Das Schiff bewegt sich sanft in der Dünung. Der Astra rollt deshalb so gut über die Straßen des Landkreises Ahrweiler, weil der Asphalt hier genauso alt ist, wie das Auto selbst.
Durch das Oberlicht fällt etwas Licht in die Kajüte. Stumm sieht er dem blauen Dunst der Zigarette hinterher.
Im Hintergrund hört man die Kommandos an Deck.
„Zehn Grad Steuerbord! Lichtzeichen setzen!“ …der Maschinentelegraf rasselt.
„All die un- und fehl-gefickten Mösen meiner Generation, die mir versagt blieben… und jetzt sitzen Sie da..unglücklich… und lassen sich von der Premiummuschi belehren, wie man sich selbst noch schneller an die Wand fährt. Einfach mehr Vollgas geben…. nee…ich brauch das Tagesdossier nicht zu lesen. Ich WILL diese Welt gar nicht mehr hören. Alles, was ich in der Schule oder bei meinen Großeltern gelernt hab, ist heute verboten, verpöhnt oder ungesund. Das einzige was mich von den scheiß-beschissenen Nazis unterscheidet, ist der Glaube an den lieben Gott. Aber [Chef lacht verzweifelt diabolisch in sich hinein] das macht nichts. Das haben diese schwarzbelederten ignoranten Säulenheiligen der Gutmenscherei mit den Nazis gemeinsam: Dem Zimmermann aus Galiläa hören genausoviel oder wenig zu wie mir… Ach was solls…“
Müde reibt er sich den Kopf, bemerkt, das seine eigenen langen Gedankensätze nur für denjenigen noch einen Sinn ergeben, der auch in seinem Kopf wohnen würde, ihm zuhören würde.
Ein heftiges Reiben der Augen. Wieder wach sein.
Mürrisch, sehr sehr mürrisch, stapft er den Korridor entlang, und entert zur Brücke auf.
Ein Maat pfeift „Käptn auf Brücke“. Unwirsch läßt der Chef sich auf seinen Sitz fallen.
„neun Euro für 5 Tage…. “ seufzt er.
„BLINKER LINKS! Und beide Maschinen große Kraft voraus!“ Auf einmal ist er dann wieder wach. Hellwach. Und konzentriert.
„Obersteuermann! Ich erbitte mir ein Überholmanöver aus, bei dem selbst Falbalus und Ophelia Ehrenblowjobs als Lobeshymnen darbieten würden! Vollgas, wenn ich bitten darf!“
Der Obersteuermann knallt die Hacken zusammen, salutiert: „Jawoll mein Chef!“.
Der Motor heult auf.
Im Tank ist mehr heiße Luft als Benzin.
Weitwinkel hält sich in seiner Kajüte, von der plötzlichen Beschleunigung überrascht, verzweifelt irgendwo fest, während um ihn herum die Zitronen, mit denen er handelt, herumpurzeln.
Der Astra zieht mit Müh und Not, 70 verschlissene PS aussaugend, an einem lahmarschigen SUV vorbei. Von so einer unglücklichen Familienmutter MitteEnde 30, die auf ihrem geheimen Twitteraccount davon träumt, von einem Mann geschlagen, vergewaltigt und angepißt zu werden. Stattdessen söhnt sie sich mit ihrem Mann den Kindern zuliebe aus, und fährt vom Einkaufen direkt weiter zur „Kita Spatzenhirn“, nur um den nächsten augenroll-tweet zu verfassen. Der landet in ihrer TL gleich hinter Ophelia, MarieMoreau und Falbalus. Den alten, klapprigen bordeauxroten Astra, mit Triskelen, Effzeh und Lazitrölaufkleber, der da grade lebensgefährlich nahe an ihr vorbeiflankt, nimmt sie gar nicht wahr.
An Bord brummt sie Maschine.
„Wir schwimmen noch.“ schnaubt der Chef verbittert in sich hinein. „wir schwimmen noch.“
Autofahren ist seit je her immer eine Sache der Marine gewesen.

Archäologie ist Drecksarbeit – Einleitung und Kapitel 1

Das folgende aus dem Englischen übersetzt, und nur an wenigen Stellen sinnwahrend (Regionalbezug GB/D) abgeändert. Original: by Tony Robinson and Professor Mick Aston.

Ich übersetze dies, um das Werk der beiden vorgenannten Autoren zu würdigen und es einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Die hier gemachten Beobachtungen und Beschreibungen lassen sich im Grundsatz auch auf den deutschen Kulturraum anwenden, allerdings nicht zu 100%. Um aber möglichst nahe am Originaltext zu bleiben, habe ich es unterlassen, Beispiele aus der britischen Geschichte durch solche aus der deutschen Geschichte zu ersetzen. Die Grundzüge der geschichtlichen Abläufe, der Behördlichkeiten sowie der praktischen archäologischen Grabungsarbeit sind in beiden Ländern vergleichbar.

Danksagungen

Dieses Buch ist an erster Stelle Phil Harding gewidmet, einem großen Mann, guten Freund und einem hervorragenden Archäologen. Es ist aber auch gewidmet den Heerscharen an hochqualifizierten, unterbezahlten Grabungshelfern, die sich zu hohen Standards verpflichten, und damit helfen, das die britische Archäologie zu den besten der Welt gehört.
Vielen Dank für ihre Hilfe an: Prof. Margaret Cox, Bob Croft, Kerry Ely, Dr. Helen Geake, Dr. Chris Gaffney, Phil Harding, Andrew Jackson und David Neal, besonders an Guy de la Bédoyère, der uns durch die haarigen Probleme in Kapitel 13 sicher geleitet hat.
Jede aufschlußreiche Bemerkung ist ihre. Jeder Fehler ist uns anzurechnen.
Wie gewöhnlich, schulden wir tiefen Dank Teresa Hall und Heledd Mathias für ihre Hilfe, Unterstützung und Ermutigung – natürlich auch für die Niederschrift und das Korrekturlesen.
Schlußendlich ein großes Dank an Prof. Philip Rahtz, dessen Lehrmethoden und archäologische Kompetenz eine stetige Inspiration für uns war.

Einführung

Lara Croft schlägt sich ihren Weg frei in das Innere einer antiken Pyramide, die gespickt ist mit Skeletten, glitzernen Schätzen und mechanischen Falltüren aller Art. Sie greift nach einer Liane und schwingt mühelos über ein von Cobras nur so wimmelndes unterirdisches Gewölbe, reißt einen goldenen Kelch von einem bröckelnden steinernen Altar und dann, tellergroße Spinnen abwehrend, flüchtet sie zurück in die Tiefe des Urwaldes – während das gesamte Bauwerk um sie herum tosend zusammenbricht.
Das ist Archäologie, wie sie auf der ganzen Welt durch Hollywood und die Computerspiele-Industrie bekannt ist. Aber solch Hochglanzbilder von Diebstahl und Zerstörung haben nur wenig gemein mit den windigen Feldern, voll von wertlosem Geröll, in denen echte britische Archäologen ihren Lebensunterhalt verdienen. Für sie gibt es keine goldenen Kelche. Wenn sie Glück haben, finden sie ein paar zerstörte Keramikgefäße, eine zerbrochene Spange [Fibel, Anm.d.Übs.], einen verbogenen Dolchgriff oder ein Stück von verbranntem Türrahmen.
Ja, Archäologie ist nicht glamourös, es ist Drecksarbeit! Irgendwann in der Vorzeit, haben unsere Vorfahren diese kaputten und zerstörten Gegenstände weggeworfen. Die Grundsubstanz dessen, mit dem sich Archäologen auseinandersetzen, ist der Abfall einer langen Reihe von steinzeitlichen Handwerkern, römischen Hausfrauen, normannischen Töpfern, Zimmerleuten der Tudor-Zeit, Pfeifenmachern der Stuart-Ära und viktorianischen Fabrikarbeitern. Britische Archäologie ist die Geschichte der Abfallentsorgung unseres Landes.
Aber warum wurde dieser Abfall nie beseitigt? Warum ist so viel von Großbritannien meterdick bedeckt mit dem verrottenden Müll von hunderten von Generationen an unbedarften Müllwegwerfern?
Eines der größten Probleme im Leben unserer Vorfahren war die Frage, wie Dinge zu entsorgen waren, die sie nicht mehr benötigten. Vor 1900 gab es keine kommunale Abfallentsorgung. Müll loszuwerden, war Ihr eigenes Problem – und nur Ihres. Recycling war kein gutmenschlich-motivierter Luxus der Mittelklasse: jeder tat es. Wenn Ihr Abfall eßbar war, so gaben Sie es Ihren Schweinen. Wenn er aus Metall war, so haben Sie es engeschmolzen. Aber was tun mit der großen Masse an komplett nicht mehr zu gebrauchendem taglichem Abfall?
Die Landbevölkerung warf den Müll auf den Misthaufen, von wo aus er später mit Pferdeäpfeln und Kuhmist als Dünger auf den Feldern landete.
Der Stadtbewohner hingegen vergrub seinen Unrat in einem Loch im Garten – und wenn das Loch voll war, wurde ein neues gegraben. Das ist der Grund, warum man heutzutage über nahezu jedes Feld in Großbritannien laufen kann, und dabei Glasscherben, Keramikscherben und zerbrochene Tonpfeifen findet.
Wenn Sie aber nun in einer alten Stadt graben, dann werden Sie Schicht über Schicht von dunkler Erde finden, voll von alten Bruchstücken und Teilen – der Beweis für Jahrhunderte an vergrabenen städtischen Abfall.
Aber nicht nur der im Haushalt anfallende Müll war das Problem. Auch der von „menschlicher Natur“. Die frühesten Abwasserkanäle sind erst 150 Jahre alt. Davor erledigten die meisten Menschen ihr Geschäft über ein Loch im Boden – und wenn sie es gefüllt hatten, nahmen sie sich ihren Spaten und sahen sich nach einer neuen passenden Stelle um. Diese alten Senkgruben liefern heute den Archäologen eine reiche Beute an verlorengegangenen Funden. Wenn Tantchen ihren Haferbrei-Löffel im Plumpsklo verloren hatte, so sah sie sich wohl nicht bemüßigt, sich die Ärmel hochzukrempeln, um das Ding wieder zu finden. Egal wie wertvoll er gewesen sein mochte, es gibt ein paar Sorten von Goldtöpfen, in die man dann doch lieber nicht greifen möchte.
Menschliche Hinterlassenschaften wurden allerdings auch oft transportiert. Jeden Morgen erreichten Karrenfuhrwerke eine jede englische Stadt, beladen mit Obst und Gemüse, um sie ein paar Stunden später, randvoll beladen mit sogenannter „Erde der Nacht“, wieder zu verlassen. So mag auch Tantchens Haferbrei-Löffel auf einem 5 Meilen entfernten Feld gelandet sein – zusammen mit dem Rest des Düngers.

Aber wenn nun Archäologie sich nur um Müll dreht, warum dann die Mühe ihn auszugraben, Bücher darüber zu schreiben und ein Vermögen dafür ausgeben, ihn zu erhalten?
Auf den ersten Blick ist es sicherlich ein recht bizarr anmutender Vorgang: Der zerbrochene Nachttopf, den ein Bauer aus der Tudor-Zeit sorglos auf seinen Misthaufen geschmissen hat, ist nun minutiös über mehrere Tage hinweg ausgegraben worden, die Teile wurden gewaschen, etikettiert, katalogisiert, fotografiert und für einen wissenschaftlichen Bericht gezeichnet, bevor sie in ein Labor für Konservierung und Restaurierung gebracht wurden, um endlich in einer Glasvitrine zu landen. Oder schlimmer noch: Sie verschwinden für hunderte Jahre in einem Pappkarton, eingelagert in einer speziellen Temperatur/Luftfeuchtigkeitsumgebung im Archiv eines Museums – einzig um in dem unwahrscheinlichen Falle geöffnet zu werden, wenn ein trauriger Archäologiestudent seine Hausarbeit über „ländliche Schlafzimmer-Keramiken der Tudor-Zeit“ schreiben möchte.
Es ist etwas schwer zu verstehen, warum jemand, der noch bei Verstand ist, durch diesen langen Prozeß von Ausgrabung, Restaurierung und Lagerung gehen sollte, geschweige denn das ganze zu finanzieren.
Aber es ist nun mal so, daß dieses Füllhorn an Abfall uns weit aus mehr darüber erzählen kann, was in der Vergangenheit vor sich ging, als tausend goldene Kelche, die die man von mit tausend Spinnen bevölkerten Temeplaltären genommen hätte.
Natürlich ist es aufregend, ein juwelenbesetztes Teil eines Schatzes aus der Erde zu ziehen. Aber solche Funde sind nicht dazu geeignet, mehr über die Person zu erfahren, die es einst mal getragen oder angefertigt hat. Und die endlosen Probleme, die ein wertvoller Fund aufwirft, sind eindeutig abschreckend: Wie finden Sie heraus, wem es rechtmäßig gehört? Möchten Sie wirklich in der Gerichtsmedizin landen oder in einen komplizierten Rechtsstreit verwickelt werden? Wer übernimmt die Versicherung? Wer wird sich um diesen Fund kümmern und wo kann er sicher gelagert werden?
Die meisten echten Indiana Jones‘ da draußen würden lieber eine antike kanaanitische Bauernhütte finden wollen, anstatt Noahs Arche – es wäre genauso interessant und würde weitaus weniger Ärger machen.

Also wenn Sie nur an Archäologie interessiert sind, weil Sie denken, es sei ein aufregender Weg um unersetzliche (und folglich wertvolle) Artefakte in die Finger zu bekommen, so schließen Sie dieses Buch unverzüglich, und schauen sich stattdessen lieber „die Jäger des verlorenen Schatzes“ auf DVD an.
Wenn Sie sich aber möglichst elegant durch einen Morast von altem Müll und Abfall schleppen möchten, um mehr über die Geschichte Ihrer Vorfahren zu erfahren, dann ziehen Sie sich Mantel, Filzhut und Gummistiefel an, gehen raus in Ihren Garten und graben ein Loch.

Kapitel 1

Aber graben Sie nicht einfach drauf los: Das erste, was zu tun ist, ist: Sich umschauen. Wenn Sie den Garten eines beliebigen Hauses einer beliebigen Stadt in Großbritannien erforschen, werden Sie eine Fülle an archäologischem Müll allein in der obersten Bodenschicht antreffen.
Was haben Sie in Ihrem Garten? Da sind ein paar Krümelchen von Kohle und Holzkohle. Asche von alten Grillfeuern und verbrannten Gartenabfällen. Sie können kleine Teile glasierter weißer Keramik ausmachen, die Überbleibsel von Tassen, Tellern, Untertassen und Saucieren. Das mag nicht nach viel aussehen. Es könnte sogar bis in die jüngste Vergangenheit in Benutzung gewesen sein. Vielleicht sehen Sie diese Reste jedesmal, wenn Sie Ihre Blumenbeete umgraben, und für gewöhnlich ignorieren Sie sie. Aber das ist die oberste Schicht der Archäologie in Ihrem Garten!
Schauen Sie mal unter den Rosenstrauch. Da liegt ein Stück blau-weißer Keramik. Ist das von Woolworth? Könnte es von einem Kaffeeservice aus dem 19. Jahrhundert stammen? Es könnte aber auch aus Holland importiertes Delfter Porzellan aus dem 16. oder 17. Jahrhundert sein. Oder aber es könnte sich sogar um chinesisches Porzellan handeln – die Vorlage für später massenhaft produzierte Weidenmuster Tee-Service. Tun Sie das Stück in eine Schachtel, und machen Sie eine Notiz, daß Sie den Inhalt auf der Oberfläche ihres Gartens gefunden haben. Später wird es noch nötig sein, es richtig zu beschriften.
Überall sind Stücke von rot gebranntem Ton. Einige von ihnen sind Bruchstücke von Blumentöpfen, aber Sie finden auch Bruchstücke von Ziegelsteinen, den Trümmern abgerissener Gebäude. Bevor Mr. Marley seinen Dachzeigel erfand und Mr. Breeze seinen neuartigen Baustein [in Dtl würde man vom Ytongstein sprechen, Anm. d.Übs.], waren Ziegelsteine 200 Jahre lang das gewöhnliche Standard Baumaterial im ganzen Land.
Da sind dutzende kleiner Stücke von purpur-blauem Schiefer, meilenweit weg von ihrem ursprünglichen Vorkommen. Im 18. Jahrhundert, zur Blüte des Netzes an Wassertransportkanälen in Großbritannien, hatte das ganze Land Zugang zu billigem Material für standardisierte Dachbedeckungen – Schiefer aus den Steinbrüchen in Nord-Wales. Wenn Sie wirklich Glück haben, dann stammt ein Stück des Schiefers von einer alten Schul-Schreibtafel. Aber das können Sie jetzt noch nicht mit Bestimmtheit sagen, solange Sie nicht den dazugehörigen Griffel finden. Er sähe ungefähr so aus wie eine Stricknadel. Sie stochern ein paar Minuten herum. Alles was Sie finden, ist eine Walnußschale, aber keinen Griffel.
Dann fangen die Dinge an, interessant zu werden. Sie drehen ein paar Stücke dickerer, mehr rauere Keramik herum. Eines ist orange-rötlich, die anderen sind mehr bräunlich-gelb und glasiert auf der Innenseite, nicht aber der Außenseite. Das geschah, um die Gefäße möglichst billig zu produzieren. Die Innenseiten wurden glasiert, damit sie wasserundurchlässig waren. Aber die Außenseiten brauchten nicht wasserfest zu sein – so ließ man sie unbehandelt. Diese Scherben sind das Produkt alter ländlicher Töpferei. Die Leute kauften so etwas nicht in einem Laden – Töpferwaren wurden von Dorf zu Dorf mit einem Karren gefahren. Diese Fragmente in Ihren Händen sind die letzten erhaltenen Beweise einer ländlichen „Industrie“, die jahrhundertelang das Land mit Keramik versorgte, bevor sie von billiger Massenware aus den Tongruben in Stoke-on-Trent abgelöst wurde.
Sie finden auch Bruchstücken von Steinzeug, grau auf der Innenseite und glänzend auf der Außenseite. Da ist sogar ein Stückchen mit eingestempelten Buchstaben. Es ist ein Fragment eines Vorratsgefäßes, ein Vorläufer der großen Plastikkanister, die wir für Frostschutzmittel oder billigen Wein verwenden.

Und natürlich ist Ihr Garten durchsiebt mit Glasscherben. Die flachen dünnen Teile stammen von Fenstern, die gekrümmten von Flaschen. Der klar durchsichtige Teil ist mehrheitlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Aber Sie haben auch ein paar Stückchen, die ziemlich exotisch anmuten, da sie in allen möglichen Farben schimmern wie eine Pfauenfeder. Diese stammen wahrscheinlich aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Das lebendige Farbenspiel wird durch die Korrosion des Materials in der Erde verursacht. Ob das Glas durchsichtig ist oder nicht, hängt von den verschiedenen Herstellungsmethoden früherer Zeiten ab. Als Faustregel gilt: römisches Glas ist durchsichtig, welches aus dem Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert ist durch Korrosion bunt schimmernd und modernes Glas ist wieder durchsichtig.
Bis ins 16. Jahrhundert war Glas so wertvoll, das, wenn Sie von einem Haus in ein anderes umgezogen wären, Sie Ihre Fensterscheiben mitgenommen hätten. Glasflaschen als Behälter für Flüssigkeiten kamen erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf, aber selbst zu dieser Zeit waren sie noch recht wertvoll. Wenn Sie wohlhabend genug gewesen wären, hätten Sie sich ein Faß Wein gekauft, und diesen zum Verzehr in Flaschen abgefüllt. Aber die leeren Flaschen hätten Sie nicht einfach weggeworfen, sondern ausgespült wieder befüllt. Und für den Fall, das Ihre Gäste so dreist gewesen wären, sie als teueres Souvenir unter ihrer Kleidung nach Hause zu schmuggeln, hätten Sie ihren persönlichen Stempel am Flaschenhals anbringen lassen. Erst nach und nach wurden immer mehr Glasflaschen en masse produziert, so daß Bierflaschen, Milchflaschen und Weinflaschen günstig genug wurden, das man sie nach der Benutzung wegwerfen konnte.

Sie entdecken zwei kleine runde Dinger, die aussehen wie einfache Glasmurmeln. Dabei handelt es sich in Wirklichkeit um „Trophäen“ von Schuljungen von vor ca. 100 Jahren: Lange vor der Erfindung der Aluminiumtrinkflasche, zerschlugen die Kinder die Flaschen von kohlesäure-haltigen Getränken, um an die Glaskugel zu kommen, die als Verschluß der Flaschen diente.
Dann raffen Sie eine handvoll kleiner Tonstäbchen auf, die etwas wie weiße Plastikröhrchen aussehen, um die ein moderner Litzendraht gewickelt zu sein scheint. Sie haben keine Ahnung, was das sein könnte. Wenn Sie sich das ganze aber etwas näher betrachten, sehen Sie, das die Röhrchen schwarze Flecken haben. Dann finden Sie aber ein verräterisch passendes rundlichen Ding – und Sie sehen, das es sich um abgebrochene Stengel einer Tonpfeife handelt, geschwärzt durch den Tabakrauch. Quasi die Zigarettenkippen der Geschichte. Sir Walter Raleigh führte den Nikotingenuß schon zu Tudor-Zeiten ein, aber es dauerte bis zum 17. Jahrundert, bis Pfeiferauchen groß in Mode kam.
Im 19. Jahrhundert hatte sich der Geschmack der „besseren Gesellschaft“ weg von der Pfeife hin zur Zigarre verlagert, es waren nun die Armen, die an der Tonpfeife zogen. Aber gebrannter Ton ist brüchig und die Pfeifen brachen ständig. Für gewöhnlich begann die Lebensspanne einer Tonpfeife bei einer Länge von etwa einem halben Meter (sogenannte „Churchwarden-Pipe“), aber jedesmal, wenn ein Stück abbrach, warf der Besitzer das abgebrochene Stück fort und der Pfeifenkopf wanderte ein Stück näher an dessen Nase. Solange, bis es entweder endgültig zerbrach, oder die Nasenhaare des Besitzers derartig versengt wurden, das er den Stumpen endgültig wegwarf.
Der Stil der Pfeifenköpfe änderte sich über die Zeit. Ursprünglich waren sie klein und faßförmig, gerademal groß genug, um die Menge Tabak von der Größe einer Erbse aufzunehmen. Später wurden sie größer und saßen aufrecht auf dem Pfeifenstengel. Viele trugen Stempel, um den Hersteller oder den Ort der Herstellung zu bewerben. So können oftmals Stücke einer Tonpfeife, besonders die des Kopfes, auf ein Jahrzehnt genau einem einzelnen Pfeifenhersteller zugeordnet werden. Das ist ein besonders nützlicher Anhaltspunkt zur Datierung.

Mal abgesehen von diesen Trümmern, finden Sie natürlich auch andere kleine Schätze – eine Plastik-Soldatenfigur aus einer alten Cornflakes-Schachtel, die Karosserie eines Matchbox-Autos und einen Legostein. Weiterhin so eine kleine braune Kugel, die etwas aussieht wie die Glasflaschenkugeln, aber in Wirklichkeit ist es eine richtig alte Murmel aus gebranntem Ton. Die Metallstücke und Fragmente sind (Teile von) Nägeln, Haarnadeln und Spangen, Schnallen von Gürteln, Taschen und Zaumzeug eines Pferdes, Stücke von Blechschildchen und Döschen, sowie Knöpfe und Schrauben.
Außerdem finden Sie kleine Teile einer vor Ewigkeiten weggeschissenen Keramikfigur – einen einzelnen Arm, einen abgetrennten Kopf und ein nicht zuzuordnendes Teil des Torso.

All dieser Abfall ist Archäologie. Er erzählt uns, wie die Menschen hier lebten in den letzten zwei- dreihundert Jahren. Es ist die an Archäologie reichhaltigste Epoche, die unser Planet bis dato kennt.
Mit dem 17. Jahrhundert beginnend gibt es eine schiere Explosion der Anzahl von Teilen und Resten gewöhnlicher Gebrauchsgegenstände für gewöhnliche Leute. Ein Beispiel: Die Knöpfe, die Sie gefunden haben, waren nur im 18. Jahrhundert in Mode, und die Schrauben wurden erst von ungefähr 100 Jahren erfunden. Damals gab es nicht nur mehr Leute, sie konnten sich auch mehr Dinge leisten, die aus neuen Materialien gefertigt wurden, die eben nicht verrotteten oder zerfielen – und so blieben sie erhalten, um von Ihnen, dem furchtlosen Archäologen, in Ihrem Garten wiederentdeckt zu werden.
So viele Funde, so viel an Geschichte – und Sie sind noch nicht einmal ans schwitzen gekommen.