Der Engpaß.

– Achtung, Satire ! –

Schmale, enge Öffnungen oder Durchlässe werden ja bisweilen durch Lubrikation mittels geeigneter Schmierstoffe schlüpfrig und gangbar – und ermöglichen so, unter Minimierung des Reibungswiderstandes, einen gewünschten „reibungslosen“ Betrieb.
Da keine aktuellen empirischen Studien zur durchschnittlichen Vagninalsekretproduktion der deutschen Durchschnittsfrau vorliegen (die letzten diesbezüglichen Messungen stammen aus dem Jahre 1929 und sind nach heutigen Maßstäben nicht mehr anwendbar (u.a. Wegfall des Schamhaarzwangs zum 1.1.1996 („Busch-Erlaß“))), feiern (online-) Kinkwarenhandlungen wie Eis, Amorelie et ceterapipie fröhliche Urständ‘.*
(Pipi als Lubrikation geht zwar zeitweise als Ersatzstoff, aber nur, wenn beide drauf stehen. Daher ist dieses Substitut nicht für weite Kreise praktikabel und das Grundproblem wird dadurch auch nicht gelöst.)

Wozu diese Einleitung? Nun – als die erste deutschprachige Twitterin in einem kurzen, trockenen(!) tweet lakonisch der Welt mitteilte „meine Mumu juckt 😦 “ fand das erst noch ein riesiges amüsiertes Echo: 1447 favs, 531 retweets, 17 unaufgeforderte Schwanzbilder im DM-Fach der twitterin, acht AfD-Trolle, die sofort geblockt wurden, 39 replies verschiedenster Güte, bishin zum retweet einer anderen Person mit dem Kommentar „auch binär-queer-trans-cisalpine Veganerinnen mit maskulinem Geburtsmerkmal[früher, als die Welt noch alt, weiß und böse war] hätte man „Männer“ gesagt, Anm.d.Red.] können feucht werden, und leiden unter Trockenheit!“ (Ja, manchmal kann sogar die Schwanzhaut trocken und rissig werden. Fragen Sie die Redaktion nicht, woher sie das weiß.)

Tja nun – damit nahm das Unglück seinen Lauf: nach und nach mehrten sich irgendwie die tweets von Frauen aus den einschlägigen Kreisen (ein…schlägig…höhöhö): „ich hab kein Zeugs[xy] mehr…gleich mal online neues bestellen.“ Und es waren nicht nur Schmiermittel, die fehlten, es mehrten sich auch irritierte tweets, das alles, was aus Silikon, Kautschuk oder Latex war, oder einen Motor hatte, immer knapper wurde. Bei den online-Kinkwarenhandlungen fand sich auf einmal unter immer mehr Artikeln der rote Vermerk „Derzeit nicht lieferbar“. Die Community probierte erst, bei einem Regenwaldversandhaus aus dem Ausland neue Ware zu bekommen. Aber auch da hieß es „derzeit nicht lieferbar!“. Als dann auch noch die Vibratoren, magicWands und sonstigen „elektrischen Bananen“ nach und nach den Geist aufgaben, und nicht an neue Geräte heranzukommen war, machte sich erstmals richtig Unmut breit – und brach sich in dementsprechenden tweets seine Bahn. Und das kurz vor Weihnachten.

Also wurde in Deutschlands Schlafzimmern und Spielkellern immer mehr zu altbewährtem gegriffen: Der blanken Hand. Oder dem Griff der Haarbürste. So manche Zucchini mußte in diesen Tagen dran glauben, ohne je eine Bratpfanne von innen gesehen zu haben… Aber so richtig ernst wurde die Lage erst, als zB. eine prOminente Feministin ihre Deutschland-Tournee auf „unbestimmte Zeit“ unterbrechen mußte, da einfach die Unterrichtsmittel fehlten (das „Garstige Tageblatt“ titelte „Die sadomasochistisch-feministischen Frauen-Töpferkurse des 21. Jahrhunderts fallen aus.“), als Kastelle, Schokoriegel-Clubs* [*ok, das ist mehrdeutig. Aber nur special-interest, Anm.d.Red.] oder auch viele andere kleinere „Lokäischns“ vorübergehend schließen mußten, kam es teilweise zu tumultartigen Szenen. Am längsten unbehelligt blieben die Bondage-Freunde: Für Bergsteiger gibts immer genug Seil, nur die Sisal-freaks (das ist so schön rauh und scheuert so schön wund) mußten ebenso nach und nach in die Röhre gucken.
Aber als dann selbst der Großmeister des Dom-Ordens in seinem pittoresken Industriegebietsparadies eine Secret, pardon Sekret-Nacht ausfallen lassen mußte, da war dann definitiv Schicht im Schacht. Unnzwar bissauf Sohle fuffzehn, keer!

Wenn die deutsche Öffentlichkeit und Medienlandschaft ja nicht immer noch so prüde wären, dann hätte die BILD-Zeitung getitelt „Die Perversen gehen auf die Barrikaden: Gebt uns unsere Spielzeuge zurück!„. Auf phoenix hätte der Pressesprecher des BDSM (Bund Deutscher SadoMasochisten) mit hochrotem Kopf eine öffentlichkeitstaugliche Verlautbarung von sich gegeben.
Aber wo keine Lobby, da keine Berichterstattung. Stattdessen meldeten sich die ersten verunsicherten Bewohner des Alpenvorlandes in Anrufen bei der Polizei, sie hätten des Nächtens bei Vollmond eine wild fluchende Hexe auf ihrem Besen über Schloß Neuschwanstein reiten sehen.

Der Mensch an sich – und der Deutsche im besonderen, ist ja erfinderisch.
So wurde vereinzelt mit Olivenöl experimentiert. Aber zum einen: Mit Essen spielt man nicht, und zum anderen: viele betroffene hatten schon ihren Nachwuchs vor Jahren heiß hinaus gepreßt, dh. zur Welt gebracht, und wollten nun, in den 30ern und 40ern stehend, sich nicht auch noch nativ kalt gepreßtes Öl genau dahin gießen. Die qualitativ hochwertigste Olivenölmarke „Sappho“ [sic!] erfreute zwar vereinzelt das ein oder andere lesbische Paar, aber auch hier fand die Sauerei mit Lebensmitteln bald ein „bääääh, neee…laß´ mal„- Ende.
Auch mit Ballistol wurde getestet: ursprünglich als Waffen-Reinigungsöl für das kaiserliche Heer vor dem ersten Weltkrieg entwickelt, gibts das Zeug ja heute noch. Man stelle sich vor: Hartes Liebesspiel – und Ballistol zum Waffen reinigen. Das ist, als würde Kaiser Wilhelm II dabei zuschauen. Aber wo kein Bart, pardon Busch… aaarrggghh…neeee…das ist eklig. Und dann der Gestank! Nein – nicht die Muschi! Das Ballistol! Wir haben zwar Adventszeit – aber Tannenduft? Untenrum?
Es heißt zwar „scharf wie eine Granate“, (wobei die wiederum im Gegensatz zu einem Gewehr keinen zu reinigenden Lauf hat, und sich in einer Vagina (hoffentlich) seltenst Blei, Tombak und Schießpulverreste finden, die es mittels einem Reinigungspropfen zu entfernen gilt) – aber nein! Das muß ja auch nicht sein…!


Weil ja (auch für selbst ausgewiesene „dominante“) Menschen auf twitter der selbstkasteiende, masochistische Besuch eines IKEA-Einrichtungshauses zum „guten Ton“ gehört (als ob diese scheiß labberigen HotDogs wirklich schmecken würden?! Anm.d.Red., aber Greta finden wir gut, und darum tun wir uns das an) – so wurde denn auch mit dem Holzpflege/Schneidbrett-Öl „Skydd“ von Ikea experimentiert. Klar durchsichtig, geruchslos – und ab flutscht die Luz… ne, eben nicht:
Wenn man nämlich den Beipackzettel liest, dann steht da bei den Inhaltsstoffen „white mineral oil“. Auf gut deutsch: „weißes Mineralöl“.
Wenn man das Zeug beim Sex verwendet, dann muß man entweder sehr verzweifelt sein, oder über keinerlei Moral verfügen.
Denn a) ist es weiß – dh. rassistisch, faschistoid, kolonialistisch und europa-zentriert – also „geht gar nicht“ und b) Mineralöl. Dh. aus fossilen Brennstoffen gemacht. Der CO2-Fußabdruck davon würde selbst den hartgesottensten Fußfetischisten äußerst derbe in die Eier treten; auf einem Level, auf dem die Geilheit schon längst verlassen und die Körperverletzung erreicht ist.
Das Zeug (als guter BDSM-twitterer) zu benutzen, ist derart unmoralisch, als würde man sich auf Pipi Langstrumpf und Greta Thunberg einen runterholen, und dann erst ein schlecht gespieltes „uuups…die sind ja noch keine 18!“ vorspielen.
Ergo: Auch die Lubrikationsversuche mit „Skydd“ wurden nach kurzer Zeit aus ideologisch-moralischen Gründen eingestellt.

Mit anderen Worten: Es herrschte Notstand. Versorgungsenpaß. Das „Garstige Tageblatt“ titelte schon auf Seite eins, ganz groß: „Deutschlands Mösen liegen trocken!
Der Mundorf, der Idiot, twitterte in augenrollendem, sadistischen Tonfall „Gleitmittel werden eh überbewertet. Und hintenrum kommt das eh von alleine.“ – aber erstens: hat der Tütenüggel (gefühlt) seit der französischen Revolution selbst keinen Sex mehr gehabt, spricht also eh von Dingen, die ihn persönlich nicht berühren, und zweitens war das auf seinem eher brachliegenden Zweitaccount, den eh kaum jemand liest.
Aber der Rest des twitternden, fesselnden, schlagenden und demütigenden Packs fragt ganz offen in der timeline: WO ZUR VERFICKTEN HÖLLE BEKOMMEN WIR NACHSCHUB HER?
Die ersten Perversen bekamen schon Wahnvorstellungen, als der Fliesenmann zum wiederholten Male twitterte: „Es liegt nicht an den Temperaturen und an der Hitze! Es ist die Trockenheit! Nicht die Zigaretten, sondern die Kaminöfen lassen uns trocken husten! Geilheit nur durch Globuli! Machen Sie das Fenster auf wenn es heiß ist, oder halten Sie sich einen Fön vor die Muschi!“ (offensichtlich hatte auch er den Verstand verloren) – kurzum: die deutschsprachige bdsm-twitter-Community lag wundgescheuert da nieder.

[Orrr neee, Mundorf, nicht auch noch Weitwinkel -Orrr doch, nur als Gastauftritt in einem Satz, versprochen!]
Ein an der ganzen Thematik gänzlich unbeteiligtes Kaninchen, das eigentlich nur eine neue Schnuffel-Wattekugel mit etwas Lazitröl beträufeln wollte, wurde auf offener Straße von einer Gruppe in schwarzer Leder-Latex-Fetischkleidung gekleideter Frauen überfallen, und seines kleinen Fläschchens Lazitröl beraubt. (Die Redaktion mußte in trösten. Anm. d.Red.)

Wo war der Nachschub? Wo steckte das ganze Zeug? Die Gleitmittel? Die Spielzeuge?

Kamera-Umschnitt:

[orrr…Mundorf…echt jetzt?! Eisenbahnromantik???
-psssscht!!! Zuhören!]

Wer die Geschichten um Jens Bauer soweit mitverfolgt hat (zB. „Jens und die zwei Kreuze am Wegesrand„), der ist leidlich mit der Tatsache vertraut, das vom Dörfchen Wiezethal durch grüne Auen, am öffentlichen Pranger vorbei, vorbei am Gut Synderhof (da, wo demnächst ein anderer Handlungsstrang mit „Schütze O“ endlich mal weiter geht), nicht nur eine gepflasterte Landstraße, sondern auch eine Bahnlinie führte. Und diese Bahnlinie führte vom Endbahnhof Wiezethal in die Hauptstadt des Reiches. Dazwischen aber, lag, wie der geneigte Leser sich vielleicht erinnert, der Bahnhof der Kreisstadt Müssen.
So unspektakulär ein Provinzbahnhof einer kleinen Kreisstadt auch nur sein kann: drei Gleise für den Personennahverkehr, und, neben zwei Gleisen zum rangieren, eine kleine Güterabfertigung.
Alles sehr harmonisch, wenn ein Personenzug, dh. eine schwarze Lokomotive, viel Rauch ausstoßend wuff-wuff-wuff mit drei oder vier grünen Wagen den Bahnhof verläßt – Schüler, Pendler, Geschäftsreisende: Sie alle steigen hier ein, aus oder um. Wie auf einer Märklin-Eisenbahn: so romantisch, lieblich und verträumt, das man gern im Strahl Herzchen kotzen möchte. (Natürlich im Maßstab 1:87, versteht sich).
Jedenfalls: Dort, zwischen dem Bahnhof Müssen und Gut Synderhof, da lag ein drittes Gleis. Ein Rangiergleis. Und auf dieses Gleis wurde eines Morgens ein Zug geschoben. Von Einer Lokomotive der Baureihe 23.
Der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Müssen, ein passionierte Bahnbeamter im Range eines Obersekretärs, rieb sich um 7 Uhr morgens ungläubig die Augen, als er den neuen Belegungsplan für seine Rangiergleise studierte.
„Wer zum Kuckuck hat uns denn das Ei gelegt???“
Aber es war nichts dran zu deuteln: Irgendjemand in der Reichsbahndirektion hatte verfügt, das Rangiergleis im Blockabschnitt „Pranger“, hinter dem Rangierbahnhof Müssen als vorübergehendes Abstellgleis zu deklarieren.
Und da stand er nun. Ein laaaanger Güterzug.
Zur gleichen Zeit, als ganz pervers-twitter-Deutschland sich fragte „Wo sind unsere Hilfsmittel???“ – schüttelte der Fahrdienstleiter des Bahnhofs Müssen ungläubig den Kopf. Da stand ein Zug, und blockierte sein Rangiergleis:
16 gedeckte Güterwagen für Stückgut und 7 Tankwagen, für Flüssigkeiten.
Unter einem der Tankwagen lag eine Blondine – die von der Bahnpolizei erst weggezerrt werden mußte.
„Es ist lebensgefährlich, sich auf Schienen zu legen, gnä‘ Frau! Warum haben Sie sich unter den Waggon gelegt?“
„na – der leckt!“ gab die Blondine zur Antwort.
Eine Untersuchung ergab: aus dem tropfenden Ventil trat tatsächlich eine ölige Flüssigkeit aus.
Aber: der Fahrdienstleister schob trotzdem seine Schirmmütze in den Nacken und schüttelte ungläubig den Kopf. Es gab keine Frachtpapiere – nichts. Nur eine allerhöchste Dienstanweisung.
Da stand ein Güterzug abgestellt.
Und anderswo waren Menschen wund.

-maybe to be continued 😉 ….

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