Das 104. Kamel – Bäder, Lesben und Delphine Teil 4 und Teil 5

TEIL 4

 

Ich hätte mir eigentlich denken können, das es keine kleine Cessna war, sondern ein etwas größeres, mit dem Kerstin mich nach Ägypten zu bringen gedachte – auf der Bengener Heide stand eine FockeWulf 200 „Condor“ startbereit. Wie ich den Kennzeichen entnehmen konnte., ihre ehemalige Dienstflugzeug. Eigentlich für 26 Passagiere ausreichend, aber wir waren allein. Dafür nur 360 km/h Spitzengeschwindigkeit – ein langer Nachtflug nach Ägypten stand uns bevor.
Ich zog es vor, erst eine Stund ein Nickerchen zu machen – die Sonne war schon am Horizont verschwunden, als ich wieder erwachte.

„Wo sind wir?“ wollte ich wissen.
Kerstin sah aus dem Fenster: „Irgendwo über der Schwäbischen Alb…“
„Hm… hätte jetzt Appetit auf ein oder zwei Brötchen.“
Leicht irritiert zog sie ein ein paar Sandwiches aus einer Aktentasche und reichte sie mir. Noch während ich kaute, fing sie an:

„Jetzt erzähl mal… was hast du die letzten Jahre gemacht?“
„Was willst du hören? Ich hab mein Studium beendet. Mehr schlecht als recht. Meine Weißrussin, die ich damals als Freundin hatte, hat mich in der entscheidenden Phase meiner Magisterarbeit vom vernünftigen Arbeiten abgehalten, so daß ich die Arbeit in den Sand gesetzt hab. Beziehungsweise: meine Kommilitonen meinten, sie sei sogar sehr, sehr gut, wenn man bedenkt, das ich anstatt 6 Monate nur 2 Wochen für die hundert Seiten Text gebraucht hab.“
„Du hast deine Magisterarbeit in nur zwei Wochen geschrieben? Krass!“ lachte sie.
„Und was ist aus der Weißrussin geworden?“
„Als mein Opa gestorben ist, wollte sie nicht mit zur Beerdigung. Und dann war sie einfach weg. Hat sich dann so nem reichen Araber und Jura-Studenten an den Hals geworfen….Keine Ahnung… hab sie vor nem Jahr wieder getroffen und da meinte sie, wir wären ja nie zusammen gewesen und das ich das ja nur rumerzählen würde, und das ihren Ruf schädigen würde etc. etc. Dabei waren wir ein Dreivierteljahr zusammen. Und ich Idiot hab mich genau zu einem Zeitpunkt von ihr ablenken lassen, als ich meine ganze Energie in meine Magisterarbeit hätte stecken sollen.“
„War sie denn wenigstens im Bett gut?“
„Naja…geht so. Jedenfalls wollte sie dauernd Geschenke von mir und hat erwartet ich wär ein Millionär. Und nach außen hin sollte alles perfekt sein bla bla bla…“
„also typische verwöhnte Russenbitch…“
„Kann man so sagen. Naja..und danach hab ich mich voll und ganz unserer Bar in meinem Studentenwohnheim gewidmet. Einkaufen, saubermachen, Gäste bedienen, Kasse machen…“
„Du? In einer Studentenkneipe?“
„Naja…wenn ich der Chef bin, geht’s eigentlich.“ grinste ich. „Das war vorher eine versiffte runtergekommene Klitsche. Wir haben die mehrheitlich zu zweit renoviert, auf Vordermann gebracht und dann gingen die Umsätze durch die Decke.“
„Wir? Eine Frau nehme ich an?“
„Ja… eine ruhige, kluge, BWL Studentin aus Zülpich. Definitiv rheinische Sozialisation. Das war wirklich ne spannende Zeit – wir haben den Job von vier Leuten zu zweit geschafft. Von Abends zehn bis morgens um fünf. Nur Bier verkauft – 1,20€ die Flasche. Wodka, Jägermeister und Tequila für 50ct pro 2cl… da kannste dir vorstellen, was da los war. In der kleinen Bude 120 Studenten, die Hälfte davon spanische und irische Erasmusstudenten, die einfach gepflegt tanzen saufen und vögeln wollen. Aber da waren auch Araber, Russen, und hin und wieder auch ein paar deutsche Studenten…“ ich hing in meiner Erinnerung fest.
„Klingt nach ner Menge Spaß…“
„Ja… vorallem wenn man das einzige Klo bzw Waschbecken in dem Laden dreimal am Abend von einer Lache Kotze freispülen muß, die über Schnapsleichen und total bekiffte drübersteigt und auch noch ein nettes Wort fürs Ordnungsamt und die Polizei übrig haben muß, die regelmäßig wegen Lärmbeschwerden vorbeigeschaut haben:“
„Und was ist aus der Frau geworden?“
„Naja… ich hab mich in sie verliebt“
„DAS war mir klar“ lachte Kerstin.
„Aber sie hat mir sehr höflich einen Korb gegeben – das tat nichtmal weh. Und als sie dann ein Semester später immer wieder mit ihrer besten Freundin auftauchte, haben meine subalternen Barkollegen schon getuschelt..“
„Sag bloß, die ist…“
„Ja… irgendwann kams dann raus: Sie ist lesbisch. Und dann haben die Jungs und ich auf sie angestoßen und herzhaft gelacht“
„Ach Martin… du alter Schwerenöter…habt ihr noch Kontakt?“
„Ja.. haben wir tatsächlich noch. Sie ist eine der wenigen Menschen, die ich wirklich schätze.“
„Weil du ihre Grenzen akzeptieren kannst.“
„Ja, vielleicht eben deswegen.“
„Und dann?“
„Tjaaa… und dann. Das ist eine gute Frage. Dann habe ich zwei Frauen kennengelernt. Die eine hat mich in die Welt des bdsm eingeführt, und die andere hat mich aus meinem normalen Leben ent-führt.“
„Hä?“
„naja..die eine Frau war interessant, hatte Stil, war erotisch, und wollte mit mit einfach Zeit genießen, die andere stand unangemeldet plötzlich in meinem Leben und hat, ohen das ich es wollte das Kommando über mich übernommen. Hat mir alles mögliche gemacht, organisiert, gekauft etc. – ich war nur noch ein passives Anhängsel. Bei ihr eingezogen bin ich auch noch – aber nur für ein halbes Jahr. Das war wohl mit Abstand die verschwendetetste Zeit in meinem Leben. Fern der Heimat und ohne eigenes Leben…“
Ich mußte mich unweigerlich schütteln…
„Das klingt aber nicht besonders toll…“
„War es auch nicht. Ich kam mir vor, als sei mein Leben, mein ganzes ich für fast ein Jahr in einem Schuhkarton zusammengeschnürt gewesen, das froh war, als es wieder raus konnte.“
„…und dann hattest du doch noch eine Freundin – die mit dem Kind, oder?“
„Das stimmt. Aber ich möchte nicht über sie sprechen. Noch nicht. Irgendwann mal. Das ist noch viel zu frisch und war komplett anders. Die hätte mir gefallen. Die war klug, treu und…ach…lassen wir das.“

Ich sah sinnierend aus dem Fenster. Unter und zog das Alpenvorland durch, wie ich im letzten Lichtschein erkennen konnte.
„Wie hast du denn die letzten Jahre mit Sally zugebracht?“
Kerstin hatte sich die Schuhe ausgezogen und ihre strumpfbehosten Beine (sagt man das so?) lang ausgestreckt, sich die Bluse geöffnet, einen Whisky eingegossen und eine ihrer Davidoff-Nuttenstengel angezündet.
Bevor sie antwortete, sog sie erst den Rauch tief ein, und blies ihn ganz langsam an die Decke.
„Tjaaaa…“ sagte sie mehr zu sich selbst, so daß ich es kaum hören konnte. „Wie verbringt man fast fünf Jahre mit einer psychisch auffälligen nymphomanischen Kriminellen, die an Macht gewohnt ist, und dann Krebs dieagnostiziert bekommt?“
Sie sah mich mit traurigen, müden Augen an.
Die vier Propellertriebwerke dröhnten monoton vor sich hier. Ab und an könnte man erkennen, wenn eine kleine Flamme aus den Abgashutzen züngelte.

„Wir waren erst in Irland – sie wollte unbedingt Verwandtschaftsbesuche machen. Was aber nicht mehr war, sich um die Gräber ihrer Eltern und ihrer Granny zu kümmern. Sally hat sich in den Kopf gesetzt, das sie eine Schwester hatte, von der sie aber nichts wußte. Wir haben sechs Wochen in sämtlichen Archiven in Dublin gesucht und gemacht –nichts. Sie hat steif und fest behauptet, es gibt dieses Schwester. Ich hab in der Zeit echt manchmal an ihrem Verstand gezweifelt.
Und dann kam die Diagnose. Sie war zwei monatelang nur apathisch- wollte nichts mehr essen. Mich hat das bald mehr verrückt gemacht als sie.
Und als dann absehbar war, das der Verlauf schleichend aber langsam ist, haben wir uns die Yacht gekauft, und sind um die halbe Welt gesegelt. Es ging uns gut. Natürlich hatte sie manchmal ihre Tobsuchtsanfälle. Hat mich, dich und die ganze Welt verflucht. Auf den Meldiven hat sie mal ne ganze Hotelbar in Trümmer gelegt, den Portier und zwei Wachmänner krankenhausreif geschlagen, weil nach 22 Uhr kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden durfte. Da hat sie dann gottseidank auf gälisch über die „verfickten Moslems“ geschimpft und alles kurz und klein geschlagen – ich konnte sie grade noch so beruhigen, und mit vorgehaltener Knarre die Polizei in Schach halten, bis wirs zurück aufs Boot geschafft hatten.“
„Ach du Scheiße!“

„Das kann ich dir sagen…! Und dann in Thailand, in Phuket, da ist sie nachts mit besoffenen Australiern aneinander geraten, die sich auf ein paar junge Prostituierte einlassen wollte. Da war sie dann gaaanz groß und wollte Mutter Theresa spielen. Natürlich im besoffenen Kopp und hat zwei Australier und einen Holländer mit nem Küchenmesser abgestochen. Zum Guten Schluß mußten wir auf nem Moped durch Phuket flüchten, weil die Polizei und die minderjährigen Nutten und deren Zuhälter hinter uns her waren.“
„Was?“
„Naja die Polizisten wegen den Australiern und dem Holländer, die Nutten, weil Sally sie um den Verdienst gebracht hat, und die Zuhälter, weil sie denen als Krönung noch anderthalb Kilogramm reinstes Opium und Heroin geklaut hat!“
„Nicht dein Ernst?!“
„Doch!“ Kersten mußte lachen.
„Martin – stell dir das vor, Ich brettere auf nem Moped mit Madam morgens früh um 4 Uhr durchs Kinderfickerviertel von Phuket, und sie sitzt hinten aufm Sozius, nur mit nem Top, ohne Hose, ohne Slip – den Rucksack mit dem Stoff aufm Rücken und ballert mit zwei Luger08 wahllos in die Menschenmenge und schreit dabei laut „God save Ireland!““
Ich facepalmte. Das war Sally.
„Aber ihr seid da rausgekommen, ja?“
„Na klar!…Wir haben den Stoff für 10.000 Dollar irgendwo verhökert – nicht ohne uns selbst vorher noch was abzuzweigen…“ sie zwinkerte „und dann sind wir weiter.
Aber dann gabs auch die Wochen und Monate, in der es ihr soo saudreckig ging, das wir uns nur in Krankenhäusern oder Wellnesshotels rumgetrieben haben. Letztes Jahr an Weihnachten haben wir in Spa in den Ardennen zugebracht – nur zwischen Hotelsuite, Hallenbad und Massagebank. Dann hat sie dann angefangen zu malen, zu töpfern und was weiß ich nicht alles…“
„Sally?“
„Ja… von einem Tag auf den anderen war sie dann fast auf so nem feministischen Ökotripp…und dieses Jahr sind wir dann wieder auf unser Boot –wollten durch die Ägäis bis in die Karibik. Aber sie kann nicht mehr. Den Rest kennst du.“

Ich sagte nichts. Auch Kerstin blieb stumm. Ich mußte daran denken, wie ich Sally mit Kerstins Hilfe im Sommer 2001 morgens um fünf Uhr sturzbetrunken in Hannover in eine Straßenbahn verfrachtet hatte – als sie aus vollem Halse „American Pie“ grölte. Man man man… das war Ewigkeiten her, und schon gar nicht mehr wahr.
Den weiteren Flug sprachen wir noch über alles mögliche, Gott, die Welt, die Flüchtlinge, die AfD, über Frau Merkel – bis wir uns irgendwo zwischen Sizilen und Kreta noch für ein paar Stunden in unsere Kojen legten um zu schlafen.

Am Morgen wurden wir durch den Copiloten geweckt: Wir befanden uns im Landeanflug auf die Schotterpiste im Gebiet „Mons Porphyrites“, wo Johanna mit ihrer Spezialeinheit und das U-Boot auf uns warteten.

 

TEIL 5

 

Wir waren gelandet.
Kerstin öffnete die Ausstiegsluke – und eine Wolke aus Hitze, Staub und Wüstensand schlug uns entgegen.
Es dauerte noch eine Weile bis die Propeller zum stehen gekommen waren.
Wir kletterten sie Aluleiter hinunter und sahen uns um.
Ich mußte unweigerlich die Augen zusammen kneifen, um in der gleißenden Sonne überhaupt etwas erkennen zu können. Es war eine trostlose Wüstenei, die uns umgab.
Das Flugzeug war am Ende der Schotterpiste zum stehen gekommen: gleich daneben stand eine weitere FockeWulf „Condor“.
„Johanna muß hier mit ihren Mädels die Zelte aufgeschlagen haben.“ meinte ich zu Kerstin.

Ehe sie antworten konnte, sah ich eine weiß vermummte Gestalt hinter einem Felsen hervorklettern, die eilig auf uns zu gestapft kam. Im ersten Moment befürchtete ich, es könne sich um Dr. Heimlich handeln, aber diese beduineske Erscheinung wollte von der Gestalt nicht dazu passen. Erst recht nicht die großen, löffelförmigen Ohren, die dem Beduinenhaupte zur rechten wie zur linken entsprangen.
Ich traute meinen Augen nicht: Das war Athanasius Weitwinkel, mein stets deprimierter und in letzter Zeit recht schläfriger Reichskassenwart!
„Assalam Aleikum, Chef el kebir! Herzlich willkommen in el Maßr!“
„We aleikum salam – Weitwinkel! Was zum Kuckuck machen Sie hier? Wo sind Johanna und die Spezialeinheit?“ Ich sah ihn mir von oben bis unten an. Normalerweise trug er ja stets einen grauen Talar mit weißer Halskrause, den er nun aber gegen ein Beduinengewand eingetauscht hatte. Dazu hatte er sich – anstelle eines Gürtels – ein Sisalseil um den Leib gewunden, an dem eine Patronentasche und eine Stilhandgranate bauemelten.
„Mein Chef – unsere Spezialeinheiten liegen gemächlich in ihren Zelten und warten nur noch auf ihre Ankunft!“
„Unsere Spezialeinheit-en?“
„Ja. Ich habe mir erlaubt, zur Unterstützung eine Kompanie snöffischen Marine-Landsturms mitzubringen!“
Ich rollte mit den Augen. „Kerstin, weißt du davon?“
Sie hob nur abwehrend die Hände. „Martin – sorry, davon hab ich nichts gewußt! Ehrlich!“
„Weitwinkel – bringen Sie uns bitte zum Lager! Und dann möchte ich eine Erklärung haben! Sie haben bei der Besprechung doch die ganze Zeit geschlafen!“
„Ich habe nicht geschlafen, sondern gedöst. Aber – wenn Sie mir bitte folgen wollen, Hasretin!“

Er kehrte um und wir beide trotteten hintendrein.
Nach einem Feld aus Felsen schlug er den Weg in ein ausgetrocknetes Wadi ein. Nach einer Biegung sahen wir das Lager: Zwanzig Zelte waren fein säuberlich im Karré angeordnet und vor jedem brannte ein Lagerfeuer. Um dieses Karré herum war ein symbolischer „Wall“ aus Felsbrocken von ca. 50cm Höhe aufgehäuft worden – offenbar hatten sich Weitwinkel und Johanna an die „Felddienstordnung für Legionen und Auxiliareinheiten in fremden Gebiet, Marschlager betreffend“ in der 147sten Fassung vom 31. Mai 1945 gehalten.
In der Mitte des Zeltkarrés stand ein etwas größeres Zelt, vor dem zwei Fahnen in den Boden gerammt waren. Das Praetorium. (ok, sie hatten sich dran gehalten…)
Die eine Fahne zeigte auf schwarzem Grund zwei ineinander verschlungene Venuszeichen vor einem Totenkopf mit zwei gekreuzten Stilhandgranaten, die andere einen Hasenkopf mit Anker im linken Obereck.
Als wir in das Lager traten, meinte ich mit großem Kopfschütteln zu meiner Kriegsministerin a.D.:
„Ich faß´ es nicht, Kerstin! Der hat echt den snöffsichen Landsturm hierhin gebracht!“

Der snöffische Landsturm war der Teil meiner Armee, der sich, ähnlich wie Weitwinkel, aus humanoiden Kaninchen, Igeln oder sonstigen kuscheltierähnlichen Gestalten zusammensetzte. Normalerweise mit Sensen, Dreschflegel, Piken und ggf. Schrotflinten bewaffnet, war diese „Truppe“ nur als allerletztes Aufgebot für den totalen Ernstfall gedacht.

Allerdings hatte ich vor vielen, vielen Jahren, dem Drängen des House of Lords (der snöffischen Ständevertretung) nachgegeben, und aus Gründen der Gleichberechtigung und Partizipation wenigstens eine reguläre Einheit genehmigt. Die Waffengattung durften sie sich selbst aussuchen, und hatten sich damals sehr zu meinem Erstaunen für die Marineinfanterie entschieden.
So kam es denn, das dieses Feldlager in der ägyptischen Wüste in der Nähe des roten Meeres nicht nur von Sallys resp. Johannas Kampflesben, sondern auch von Marineinfanterie-Hasen bevölkert wurde.

Im Gegensatz zu Weitwinkel, der im Burnus vor uns herstapfte, trugen die Hasen allesamt vorschriftsmäßig Marineuniform, Marschgepäck, ein FG42, eine Luger08 samt Handgranaten.(bei den ZA-Mädchen war die Bewaffnung übrigens die gleiche, nur die Uniform hat man sich afrikakorpsähnlich vorzustellen.)
Sollte Donald Trump wirklich allen Ernstes eine weltkriegsauslösende Schweinerei planen, diese furchteinflößende Truppe würde es ihm schon austreiben.

Im Praetorium angekommen, setzte ich mich mit Kerstin auf ein Feldbett, während Weitwinkel sich an einem Samowar zu schaffen machte.
„Möchten Sie auch einen Kakao?“
„Nein, Weitwinkel. Ich möchte wissen, was Sie und ihre Marine-Infanterie-Hasen hier machen! Sie sind doch eigentlich mein Reichskassenwart! Was verschlägt Sie in die Wüste?“
„Wissen Sie…Als ihr Reichskassenwart bin ich stets sehr schnell deprimiert – unser Staatshaushalt ist nunmal sehr bescheiden. Unsere Devisen und Einnahmen zu zählen ist an einem Montag Vormittag erledigt. Und da Sie, mein Chef, viel Geld für ihre Privatreisen, Frauen, Hotels und Haken und Ösen ausgeben, bleibt für mich nicht viel zu tun.“
„Sie wissen davon…?“
„Ja natürlich weiß ich das.“ Er drehte sich zu uns um, eine große Tasse Kakao in der Hand haltend.
„Ich bin vielleicht ein Kaninchen, aber nicht doof. Ich habe schon begonnen, in meiner Freizeit Kindern im Krankenhaus Märchen vorzulesen, damit ich was zu tun habe.“
„Aaahja…“ ich runzelte die Stirn.
„Na, was denken Sie wohl…ich bin ein humanoides Kaninchen. Was soll ich sonst machen? Und um im Zirkus aufzutreten bin ich mir etwas zu schade.“
„Das ist ja alles ganz schön und gut und lobenswert, aber warum sind sie hier?“
„Nun. Mir war langweilig. Und da mein Schwager normalerweise Kommandant der Marine-Infanterie ist, er aber im Urlaub ist, und da die snöffischen Behörden ohnehin ein Joint-Venture mit dem ZA haben, dacht ich mir, gehen wir mit auf Expedition.“
„Und da haben Sie sich einfach gedacht, unterstützen wir mal eine Geheimaktion dadurch, daß wir die Teilnehmerzahl gleich verdoppeln und wir haben gleich fuffzig Marine-Hasen mehr an der Backe?“
„So ungefähr, ja. Wissen Sie, mein Chef…ich war schon ihr Kammerherr, als Sie noch ein kleines Kind waren. Und wenn Sie nun schon mit die Welt retten gehen, ist es nur recht und billig, wenn ich das ebenso tue.“
„Na schön.“ Seufzte ich.
„Dann wird es aber gleich auf dem U-Boot etwas eng werden. Mit so vielen Fahrgästen hatte ich nicht gerechnet.“ setzte Kerstin hinzu.
„Da habe ich auch schon vorgesorgt: Die U-Boot Besatzung wird nur noch aus dem LI, dem Funk und Horchgast und den Rudergängern bestehen. Den Rest der Mannschaft übernimmt die Marine-Infanterie. Wir sind ja eh nicht lange unterwegs. Die U-Boot-Besatzung bleibt hier im Lager, bis wir wieder zurückkehren. Und auch genügend Kamele werden wir haben…“ Weitwinkel zögerte kurz
„Ich habe mit unserem Mann vom Mossad gesprochen.“
„Mit diesem Wunderknaben Teutel Kabelbaum?
„Ja. Wir werden genug Kamele für alle haben, wenn wir erst in Saudi-Arabien sind.“ Erst später sollte uns allen aufgehen, was es mit dieser süffisanten Bemerkung auf sich hatte.

Nun kam denn auch Johanna ins Praetorium – in voller Wüstenuniform. Sie salutierte.
„Mein Chef, Frau Minister!“
„Johanna, laß den Mumpitz… wie siehts aus?“
„50 Kampflesben und 50 Kanickel und wir vier Schönheiten. In einer halben Stunde haben wir die Zelte soweit abgebrochen, und übergeben das Lager an die U-Bootfahrer und schiffen uns selbst auf U 309 ein.“
„Na schön… dann wolln wir mal. Also – Abmarsch. Ist weit zum Strand?“
„Nein – nur 5 Minuten Fußweg.“
„Klingt ja wie der schönste Urlaub…“ brummte ich.

Gesagt getan – eine halbe Stunde später marschierten wir schön in Zweierreihe mehr oder weniger schwer bepackt durch das Wadi in Richtung Rotes Meer.
In einer weiten offenen, aber recht einsam wirkenden Bucht lag das U-Boot. Am Strand erwarteten uns schon zwei große Schlauchboote. Dadurch daß wir nun die doppelte Zahl an „Expeditionskorps“ hatten, dauerte die Einschiffung auch dementsprechend länger. Es war gegen halb zwei Uhr Mittags, die Sonne brannte unbarmherzig von einem wolkenlosen Wüstenhimmel auf Küste, Meer und uns herab.

Kerstin und ich wurden schon langsam ungeduldig. Wir standen auf dem Turm des U-Boots und beobachteten die Umgebung – weit und breit niemand außer uns, kein Flugzeug am Himmel und kein Schiff am Horizont. Trotzdem war eine gewisse Vorsicht geboten. Glücklich, als die letzten Hasenohren durch die Ladeluke unter Deck verschwunden waren, atmeten wir auf. Es konnte los gehen.

Kerstin wollte unbedingt kommandieren – ich ließ ihr ihren Willen.
„Vordere und achtere Leinen los! Ruder zwanzig Grad backbord. Steuerbordmaschine Umdrehungen für kleine Fahrt!“ Erst langsam, dann schneller schob sich der Rumpf des U-Boots von der Küste weg, bis der Bug auf die offene See wies.
Wieder bückte sie sich ans Sprachrohr, und gab die Kommandos in die Zentrale nach unten durch: „Ruder mittschiffs – beide Maschinen Umdrehungen für große Fahrt!“

U 309 nahm Kurs auf die saudi-arabische Küste…

…to be continued…

 

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5 Gedanken zu “Das 104. Kamel – Bäder, Lesben und Delphine Teil 4 und Teil 5

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