Das 104. Kamel – Bäder Lesben und Delphine Teil 6

So stand ich denn mit Kerstin auf dem Turm des U-Boots und wir tuckerten mit 12 Knoten durch das Rote Meer. Die Sonne schien gnadenlos auf uns hinab, aber eine leichte Brise wehte. Das Boot machte sanft die Bewegung der Dünung mit, und der Diesel brummte gleichmäßig.
Da wir möglichst schnell „Strecke“ machen wollten, blieb die Besatzung unter Deck – nur zwei Marine-Infanterie-Hasen standen stumm bei uns, und beobachteten abwechselnd mit Ferngläsern den Horizont und den Himmel.
Kerstin lehnte über die Brüstung und rauchte. Ich beobachtete die Schiffe am Horizont – nur schwerlich würden sie uns auf dem Radar haben, ein U-Boot-Turm ragt nicht weiter aus der Wasseroberfläche.
Nach einer gewissen Zeit gesellten sich Delphine zu uns, die in der Bugwelle mit uns um die Wette schwammen. Es war ein sehr friedliches Schauspiel, wie ihre silbergrauen Körper auf und ab sprangen.
Dann kam Johanna aus dem Turmluk gekrochen.
„Na Madam… wat jibbet?“ begrüßte ich sie.
„Ich wollte eine rauchen. Da unten bekom ich noch nen Koller.“
„Was los, hast du Platzangst?“
„Nein…aber die Mädels unten veranstallten ein Wettkotzen im Bugtorpedoraum… sind nicht alle so seefest…“
Ich „freute“ mich jetzt schon auf den Gestank im Inneren der Stahlröhre, für den Fall das wir mal tauchen sollten.
Kerstin machte auch ein etwas pikiertes Gesicht: „Ich hätte gern mein U-Boot in sauberem Zustand gehalten, Frau deClerk!“
„Ich hab meinen Mädels schon ein paar Eimer mit Wasser zum saubermachen hingestellt, keine Sorge!“ antwortete Johanna, die Fluppe ins Gesicht steckend und im Anzündevorgang begriffen.

Leise, damit uns die beiden Marine-Infanterie-Hasen nicht hören konnten, raunte sie Kerstin und mir zu: „Und außerdem schlafen die Karnickel. Tun nix – liegen da alle mit ihren Dienstschnullern und schlafen.“
„Dienst- was?“
„Schnuller. Zur Grundausstattung jedes snöffischen Marinehasen gehört neben Helm, Gewehr und Uniform auch ein Dienstschnuller für den angenehmen Nachtschlaf!“
Kerstin und ich sahen uns an, und konnten nicht glauben, was wir da hörten.
„Aber das tollste kommt noch,“ fuhr Johanna fort „wir haben zwar fünzig Dienstschnuller, aber nur siebzehn Notfallpacks an Damenbinden und Tampons an Bord. Ich hab fünfzig Mädels unten im Boot. Hoffentlich bekommen die nicht alle auf einmal ihre Tage…schnöne Scheiße, das!“
„Da bekommt das „Rote Meer“ ja ne völlig neue Bedeutung“ flachste Kerstin herum.
Ich seufzte.
„Mädels…wir können ja nicht wie die Kinder Israels zu Fuß rüber, wir müssen es jetzt ein paar Stunden in diesem U-Boot aushalten.“
„Donald Trump würd aber nen guten Pharao machen“ scherzte nun Johanna – sie lehnte sich ebenfalls gemütlich an die Brüstung, hielt die Nase in den Wind und blinzelte in Richtung der ägyptischen Küste, die sich noch wie ein schmaler Streifen am Horizont abzeichnete.
„Das ist mein Kontinent, Martin…“ obwohl sie mich angesprochen hatte, klang es, als hätte sie es mehr zu sich selbst gesagt.
Sie sah mich von der Seite an.
„Hast du Heimweh nach Südafrika?“
Sie schüttelte resignierend den Kopf.
„Nein…nicht mehr. Das Afrika, das ich kenne gibt es nicht mehr. Seit mein Großonkel unser Land verraten hat, will ich nicht mehr zurück.“
Deutlich war ihre Verbitterung heraus zu hören. „Die Kaffers haben Südafrika wirklich im Griff – Wirtschaft, Kriminalität, Gesundheitswesen. My Land is nu het Paradys van de here Wêreld…ek laaig terug.“
Das war wohl afrikaans gewesen und bedeutete soviel wie: „Ich mag nicht zurück.“
Ich seufzte – Johanna auf dieses Thema anzusprechen, bedeutete stets, sich in politisch unkorrektes Fahrwasser zu begeben… So blieben wir stumm- und sahen wieder den Delphinen zu, die friedlich in unserer Bugwelle auf und ab sprangen.

Das ging auch eine ganze Weile so- bis wir von einem Schmerzschrei aufgeschreckt wurden. Kerstin, Johanna und ich drehten uns um: die zwei Marine-Infanterie-Hasen rangelten mit einem Delphin, der sich in den Arm des einen Hasen verbissen hatte!
Der eine Hase hieb mit seinem Fernglas unentwegt auf den Kopf des armen Delphins, auf das dieser sein Maul öffnete – vergebens.
Johanna sprang zu den beiden hin, riß ihren Dolch aus der Scheide, und massakrierte den Meeressäuger, der darauf blutend und tot vom achterlichen Turm herunterfiel, nochmal auf das metallene Deck aufprallte und dann im Meer versank.
„What the fuck…?“ schrie Johanna mit fragendem Blick – erst jetzt realisierte sie die Lage, ihre Aktion mit dem Dolch war automatisch gewesen.
„Sieht so aus, als hätten sich Dr. Heimlichs Killerdelphine beschlossen, sich unserer Mission anzuschließen!“ antwortete ich.
Kerstin half den beiden Marine-Infanterie-Hasen beim Einstieg in die Luke: „Passen Sie auf ihren Kameraden auf – er soll sich unten verarzten lassen!“ Schmerzwimmernd kletterte der Langohrige mit seinem Kameraden die Leiter hinab.

„Beide Maschinen Äußerste Kraft voraus! Dreimal Wahnsinnige! Und schicken sie und Langwaffen rauf!“ schrie ich die Luke hinunter, denn in dem gleichen Moment kamen wieder zwei Delphine mit gewalten Sprüngen zu uns auf den Turm. Kerstin wehrte sich mit Tritten gegen den einen Delphin, und Johanna sprang mit einem Riesensatz wieder mit gezücktem Dolch auf den anderen.
„Das werden immer mehr!“ rief Kerstin, mit einem gekonnten Karate-Tritt ihren Delphin bearbeitend. Drei dumpfe Aufprallgeräusche auf den Turm ließen vermuten, das noch weitere Delphine versuchten, zu uns auf den Turm zu springen.
Die Dieselmotoren heulten auf, schwarzer Qualm kam aus den Abgasöffnungen – das Boot beschleunigte langsam von 12 auf maximal 18 Knoten.

Aus dem Turmluk wurden wieder zwei große Ohren sichtbar, gefolgt von ein paar Armen, die eine Pistole und zwei Gewehre hochreichten – Kerstin sprang über ihren Delphin hinweg, schnappte sich die Lugerpistole und feuerte vier Schuß dem Delphin direkt in den Kopf. Johanna erwischte das FG42 – und hatte damit den Vorzug ein halb bzw. vollautomatisches Gewehr zu haben, mit dem sie auf die Wasseroberfläche schoß. Ihren zweiten Delphin hatte sie ebenfalls noch mit dem Dolch erledigt.
Mir blieb dann nur der 98er Karabiner – dh. Ich mußte nach jedem Schuß erstmal repetieren. Aber ich hatte nichtmal die Zeit, resignierend zu seufzen, denn Kerstin riß mich runter: „Martin! Achtung, da kommt der nächste!“ ich ging zu Boden. Nun kam aus dem Turmluk Athanasius Weitwinkles naives Gesicht.
„Was geht denn hier vor sich?“
„Weitwinkel –passen Sie auf ihre Ohren auf! Die Killerdelphine greifen uns an!“
„Ohgottohgottohgott…herrje…“ mit dem Gesicht eines wahren Angsthasen verschwand er wieder im Turmluk.

Ich erhob mich über die Brüstung. Da sah ich auch schon den nächsten Killerdelphin direkt auf mich zu springen – ich riß den Karabiner in den Anschlag, zielte, und feuerte. Getroffen. Noch während ich repetierte kam ein neuer angeflogen, er hatte es auf Kerstin abgesehen. Sie ließ sich rücklings auf den Boden fallen, und als der Delphin genau über ihr war, schoß sie ihm mit der Luger08 von unten in den Bauch. Wie ein nasser Stein fiel das Tier zu Boden – Kerstin konnte sich gerade noch rechtzeitig unter ihm wegrollen. Unterdessen nahm Johanna wohl mit gezielten Salven diejenigen Killerdelphine ins Visier, die noch im Wasser Anlauf zum Sprung nahmen.

Davon ermutigt versuchte ich ebenfalls mein Glück, aber mit einem Karabiner auf schnelle, sich bewegende Ziele zu schießen, ist immer so ne Sache.
Erst mein vierter Schuß traf einen Delphin, der schon fast auf der Höhe der Turmbrüstung war.
Durch die nun erreichte Höchstgeschwindigkeit unseres Ubootes fing es an, mit der Dünung zu schwanken, der Bug senkte sich nun in jedem Wellental tiefer nach unten, und das Heck hob sich dementsprechend hoch – und auf jedem Wellenkamm dann umgekehrt.
Das erleichterte es nicht gerade, beim Schuß zu treffen. Idealerweise bilden Kimme, Korn und Ziel eine Linie, aber wenn zum sich bewegenden Ziel auch noch eine schwankende Eigenbewegung hinzukommt, ist zielgenaues schießen äußerst schwierig…
So langsam ließen die Attacken nach – ich sah mich zu Kerstin um: „Wie viele hast du?“
„Vier, und du?“
„Zwei“ antwortete ich.
„Martin…ich mein, ich hab ja den Jagdschein, aber davon stand nichts in der Jägerprüfung!“
„Ich bin nur froh, das ich auf dich gehört habe, und nicht auf Dr. Heimlich… diese Delphine allein bloß einfangen zu wollen, ist lebensgefährlich. Mal abgesehen, sie mit Donald Trump in einer Badewanne auszusetzen…“
„Wo ist eigentlich Johanna?“ fragte Kerstin
Ich blickte mich um. Von Johanna war nichts zu sehen. Auf dem Achterdeck, bei der 37mm Flak keine Spur von ihr. Also rannten wir nach vorne. Gerade jetzt senkte sich der Bug unseres U-Boots wieder in ein Wellental, so daß Kerstin und ich beinahe über die Brüstung geflogen und auf dem Vordeck gelandet wären. Als wir dort hinunter blickten, sahen wir Johanna:
Sie kniete an der 88mm Deckkanone, und zwei blutende tote Delphine lagen vor ihr. Dem letzten hieb sie mit ihrem Dolch derartig in den Leib, daß das Blut nur so herausspritzte, und auch sie reichlich davon abbekam.
„Paß auf Johanna – da kommt noch einer!“ schrie Kerstin und deutete nach steuerbord voraus.
Ohne sich zu erheben, blieb Johanna in ihrer knieenden Haltung –da sie noch in der linken den bluttriefenden Dolch hielt, feuerte sie das FG42 frei nur mit der rechten Hand ab (alle Achtung!) begleitet von einem laaangem Haß und Kampfschrei. Der angeflogene Delphin fiel ca. 6 Meter vor dem Boot tot ins Wasser. Die Szenerie erinnerte mich in diesem Moment unfreiwillig an Sharknaido Teil 1-3.
Jetzt erst erhob sie sich, und wankte, die Schiffsbewegungen ausgleichend, wieder zum Turm, und kletterte die Leiter zu uns hoch. Blutüberströmt und naß vom Seewasser stand sie dann vor uns und salutierte etwas absichtlich zu lässig: „Melde gehorsamst! Alle Delphine erledigt!“
Reflexartig salutierten Kerstin und ich zurück – aber ehe einer von uns das Wort ergreifen konnte, kam Athanasius Weitwinkel wie der geölte Blitz aus dem Turmluk gesprungen – mit zwei Stielhandgranaten in der Hand.

Es ging so schnell – es konnte ihn weder jemand ansprechen, geschweigedenn aufhalten: Mit einem langen Ruf „Jabba-Jabba-Duuuuuu!“ wirbelte er die beiden Handgranaten rechts und links von sich, und warf sie dann steuer und backbord ins Wasser. Er blieb freudestrahlend mit erhobenen Händen stehen, als ich mich schon „Volle Deckung!“ rufend mit Kerstin und Johanna zu Boden warf. Aus dem Augenwinkel sah ich noch backbord achteraus eine Wassfontäne aufsteigen – begleitet von zwei lauten Explosionen. Die andere war wohl steuerbord gewesen, aber die konnte ich nicht sehen.
Die Gischt – und seltsamerweise keine Granatsplitter regnete auf den ganzen Turm herab, so daß wir alle nochmal reichlich naß wurden.
„Weitwinkel! Haben sie noch alle Tassen im Schrank?“ fuhr ich ihn wohl mehr mit Schreck als mit Wut an.
„Mein U-Boot!“ entsetzte sich Kerstin. „Wenn die Dinger die Hülle getroffen hätten, dann können wir auch gleich zu den Viechern ins Wasser springen!“
Beleidigt sah Weitwinkel uns an: „Aber… ich wollte doch nur helfen… Ich liebe doch alle…ich setze mich doch auch dafür ein…!“ er blickte uns beleidigt und verständnislos an – sein Gesicht begann weinerlich zu werden.
Wir drei erhoben uns wieder – ich atmete einmal tief durch.
„Einsteigen Leute! Mir reichts jetzt erstmal. Los- nach unten. Wir tauchen!“

Weitwinkel stieg beleidigt hummelnd als erster nach unten, Johanna und Kerstin folgten ihm, dann ich.
Als ich die Luke von innen verschloß, verstummten auch schon die Dieselmotoren, und ich hörte die Kommandos von unten: „Diesel ist ausgekuppelt – umkuppeln auf E-Maschine!“
Gurgelnd schoß das Wasser in die Tauchtanks, Kerstin kommandierte wohl noch halb auf der Leiter: „Fluuuuten!“
Als ich unten in der Zentrale ankam, dauerte es keine 30 Sekunden bis der LI meldete: „Melde gehorsamst: Boot eingependelt auf 12Meter Seerohrtiefe!
„Gehen Sie runter auf 40 Meter… aber sanft!“
„Jawohl!“ er wandte sich zu den beiden Rudergängern zu: „Vorne oben 10, hinten oben 10“
Ganz leicht hatte man das Gefühl, in einem Fahrstuhl zu stecken, der langsam nach unten fährt.
„Obersteuermann, wir bleiben auf altem Kurs, wenn wir wieder auf Fahrt gehen.“
Der Obersteuermann nickte nur kurz, und wandte sich wieder seiner Seekarte um. Kerstin lehnte am eingezogenen Periskop und hielt den Papenberg (den Tiefenmesser) im Blick.
„20Meter gehen durch…. 25 Meter gehen durch…30 Meter gehen durch….35… 40 Meter über Kiel.“
Der LI befahl seinen Rudergängern nun das Boot durchzupendeln. „Achtung – beide kommen auf… Trimmen! 200Liter nach achtern lenzen!“
Und dann hingen wir in 40 Meter Tiefe in der dunklen Schwebe.

Das UBoot, die Kampflesben, die Marine-Infanterie Hasen, und ich.

Ich wollte jetzt etwas Ruhe, und Schlaf nachholen – vorher wollte ich aber noch sicher gehen, das niemand von unserer munteren Ballerei Wind bekommen hatte. Also schwang ich mich durch das Luk zum Funkerspind. „Und…wie siehts aus? Was haben wir?“
Der Funker drehte an seinem Aparat herum…
„Is sich verschieden, Fischerboote in dreihundertvierzig bis dreihundertfünfzig Jrad…unjefähr sechs bis sieben Seemeilen. Und da is sich Delphinschule von eben… Viecher sind sich halbe Seemeile achteraus…180 Jrad… und ein Eeltanker schwimmt sich in vierzich Jrad.. kommt langsam neher… is sich aber noch über 20 Seemeilen wech…“
Eigentlich ein zufriedenstellendes Bild… aber der Dialekt!
„Wo kommen Sie eigentlich her, Mann?“
„Jeboren is sich meine Wenichkeit in Castrop-Rauxel. Aber Vatter war sich Schlesier, der wo sich jeangelt hat meine Mutter in Astpreißen!“
„Aaahjaaa…“ ich zog es vor, nicht weiter nachzufragen…
Durch das Luk rief ich in die Zentrale: „wir gehen auf sieben Knoten, weiter auf altem Kurs. Ich bin in meinem Kabuff- Kerstin, du übernimmst!“
Die Elektromotoren sprangen an, und ihr helles singendes Geräusch war im ganzen Boot zu hören.
Ich ließ mich in mein recht enges und unbequemes Bett fallen, und versuchte etwas zu dösen.

…to be continued…

 

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