das Fraumensch – a normal day at the office (Teil 1, Kap 1-3)

Kapitel 1 – Vorlauf

[Eigentlich beginnt diese Geschichte erst mit Kapitel 2. Aber Kapitel 1 gehört halt irgendwie dazu.]

Wie fängt man diese Geschichte an?
Hm…vielleicht fängt sie schon in den Jahren 1999/2000 an.
Ein besonderer Junge von 15-16 Jahren, der sich in manchen Dingen von anderen Jungen unterschied, traf auf zwei Mädchen gleichen Alters, die sich auch in manchen Dingen von anderen Mädchen unterschieden. Wenig später stieß noch ein drittes Mädchen dazu, das sich ebenso von anderen Mädchen unterschied – sie sogar durch ihr Äußeres und Sprache.
Aber dieses besondere höchst komische Kleeblatt hatte viel Spaß. Und natürlich auch reichlich spinnerte-pubertäre Ideen und Phantastereien.

Man kann diese Geschichte auch 2021 beginnen, am ersten Juni-Wochenende:
Am Samstagnachmittag hatte der Chef besuch von zwei im Nachbarort wohnenden Twitterinnen zu Kaffee & Kuchen. In rheinisch-derber Art, hatte er der Verwandtschaft mitgeteilt: “Heut Nachmittag hab ich keine Zeit, da kommen Lesbens zum Kaffee!”
(Wäre es ein Ehepaar “Müller” gewesen, wären es “Müllers” gewesen, aber zwei bei unterschiedlichen Nachnamen, lag es im rheinischen Zungenschlag des Sprechers, die Inklusion of Diversity auf die rheinische Art durchzuführen)
Und während der Kaffeetafel lief, wenngleich auf tonlos geschaltet, die live-Übertragung des 24-Stundenrennens auf dem Nürburgring.
Während Provokrokant mit skeptischer Miene dem ganzen nur wenig bis gar nichts abgewinnen konnte, so drehte Demonapprentice sich hin und wieder um, und beobachtete mit hochgezogener Augenbraue, wenn wieder mal ein Wagen von der nassen Rennstrecke ins Kiesbett schlitterte “Da ist grad einer abgeflogen..!”
Auch der Chef sah die vielen Abflüge aus dem Augenwinkel, und dachte sich nur “Oh weh…” – und machte seinen Gästinnen gegenüber vielleicht die ein oder andere Bemerkung, warum er ausgerechnet *dieses* Rennen mit einer gewissen Anteilnahme verfolgte.

Später am Abend, der Besuch war gefahren, der Chef hatte sich ein Bier genehmigt, und versuchte, nach den ihm fehlenden Stunden des bisherigen Rennens sich in dessen Verlauf einzufinden – kam dann die offizielle Nachricht “Rennunterbrechung wegen schlechter Sicht”.
“Ach du scheiße…da wird ja jemand jetzt gute Laune haben.” brummte der Chef – und schenkte sich enttäuscht ein Bier ein. Vorbei der Traum von einem heißen Rennen durch eine laue Sommernacht. Stattdessen: Um 6 Uhr Morgens wird entschieden, wie es weiter geht.

Dann bekam der Chef eine Nachricht per WhatsApp: “Martijn, ich hoffe du hast dein Bett frisch bezogen, ich komm runter und schlaf bei dir. Vor morgen früh geht hier nichts. J.”
Schon etwas müde brummte der Chef dann seinem langohrigen Kammerlengo zu: “Weitwinkel, hol’n Sie die Reservedecke, wir bekommen heute noch n‘ Gast!”
“Huchnmümpf?! Gleich dreimal Besuch an einem Tag?!” wunderte sich Weitwinkel, der eiligst im Deckenstapel herummümpfte.
“Ja…nach vierzehn Monaten Isolation ist das was viel- und dann noch alles Frauen, die auf Frauen stehen? Welche Ironie des Schicksals!” brummte der Chef mehr zu sich selbst. Und so wurde denn das Bett frisch bezogen, eine weitere Decke rausgekramt.
Zwanzig Minuten später klingelte es. Der Chef öffnete verwundert die Augen
„Jetzt schon? Bist du geflogen?!“
„Martijn, ich bin Rennfahrerin?!“
„Bier?“
„Bitte!“ es entstand eine kurze Pause „So ijne schijß Wetter!“
Johanna schleuderte ihren Rennhelm wutentbrannt durch die grüne Küche des Chefs.
“Warum trägst du eigentlich noch nen Overall?”
“Weil ich keinen Bock hatte mich umzuziehen. Ausgerechnet in die Moment, wo ik soll ijnsteigen für meine erste Stint kommt die Rennabbruch!”
Der Chef sah zu, wie sich Johanna wütend aber beherrscht aus dem Overall schälte. Dann stand sie nur in Unterhose und T-Shirt gekleidet in seiner Küche.
Mißmutig setzte sie sich in einen der beiden Korbsessel.
“Martin…warum steht hier dein gutes Porzellan noch auf dem Tisch? Und was ist das für ein Stück Kuchen?”
“Ach… Provokrokant und Demonapprentice waren heute Nachmittag zu Kaffee und Kuchen hier… ich habs noch nicht weggeräumt.- willst du ‘n Stück?”
“Nee laß mal… aber das Bier wäre echt nicht schlecht.”
[*seufzendes zusammen Zigaretten- und Biergeräusch*]

Etwas später, der Chef und Johanna lagen kameradschaftlich nebeneinander im Bett – das Zimmer war dunkel und im Hintergrund ratzte Weitwinkel – kam es unter der Decke so hervor gemurmelt:
„Ich hab ihm übrigens geschrieben, das wir uns nicht mehr sehen werden – danke Martijn“ „Äääh… bitte…ich hab doch nichts dazu…“
„Kann jij niet ijnfach bitte gern geschehen sagen?“! grummelte Johanna.
„Ääh… joa…bitte gern geschehen?!“ der Chef drehte sich wtf-haft auf die Seite.

Der nächste Morgen war so halb-warm-kühl, diesig-grau-windig mit Regenduft und Gefissels. Genau die Sorte von Wetter die zu “Klassenfahrt an den Niederrhein mit großen Pappeln nahe Gewässern” paßt.
Johanna starrte vom Bett aus stumm und resignierend aus dem Fenster. Weitwinkel war wohl schon in der Küche zugange, als der Chef neben ihr wach wurde.
“Ich werd heute nicht mehr fahren, Martin. Die verschieben den re-start immer weiter Richtung Mittag. Wenn das Auto nicht aus der Wertung fallen soll, müssen die anderen Fahrer ihre Mindeststundenzahl fahren – die brauchen mich heute nicht mehr.”
Der Chef versuchte noch seine Gedanken zu sortieren. Er war wieder mit einer seiner Krampfzuckungen aufgewacht, und fühlte sich dementsprechend gerädert.
Johanna kuschelte sich unter der Decke an ihn heran.
“Wir sind beide ganz schön verschlafen und “durch”, was?” brummte der Chef.
“Martin… kannst du mich bitte ficken?”
“W…was?”
“Frag nicht so blöd…!”
“Frau Oberlesbe-ZA, hast du nicht gerad erst einem Mann…?”
“Martin! Ich brauch jetzt nen Freundschafts-Trostfick…du hast drei Sekunden, es dir zu überlegen!”
Der Chef brauchte nur 1,7 Sekunden um zu überlegen. Nach 14 Monaten Pandemie-Isolation kam das Ficken vor der Moral. Es wurde ein kurzer, aber intensiver Ritt. Mit Klamotten an, halb unter der Decke, verschlafen, verbettmüffelt aber ein gegenseitiges profitieren aus Freundschaft.

Kurz darauf rief eine nuschelige Stimme aus der Küche “Müüühüümpf! Pfrühstück ist pfertig!” immer noch verschlafen, aber wenigstens frisch gefickt quälten sich Johanna und der Chef aus dem Bett in die Küche. Herr Weitwinkel hantierte gerade mit der Kaffeekanne. Entgegen der bisherigen Pandemiegewohnheit, löslichen Kaffee zu trinken, hatte der Chef am Tag zuvor seine Gästinnen mit echtem Bohnenkaffee bewirtet – und Herr Weitwinkel hatte wohl nun befunden, daß das auch für Johanna zu gelten hatte.
Ohne groß nachzudenken, nahm sich Johanna die Hälfte des Kuchenstücks, das da immer noch auf dem Tisch stand.
“Der ist sehr lecker…hat Provokrokant gebacken. Allerdings erwähnte sie dabei auch, daß sie nackt war, als die den Kuchen gebacken hat.”
Johanna zog nur die Augenbraue hoch. “okay?” schmatze sie nur, bevor sie mit einem großen Schluck Kaffee nachspülte.
“Nächste Jaar, Martijn, da will ik wieder mit einem eigenen Auto an die Start gehen! Ongeacht wat het ook kost…!”
“Also brauchst du ein neues Auto…und wieder ein eigenes Team?!”
“Vielleicht mit eine Regenbogen auf die Fahrzeug… unter die Motto “Sexual Diversity” – oder so.”
“Hast du nicht mir mal gesagt, du würdest kein “schwules Auto” fahren wollen?”
“Das war auf die Antrieb bezogen. Aber so van die Design her… ein schöner groote Regenbogen…und vielleicht was mit Schwarz und Silber für die Kinksters..”
“Und wer soll das fahren?” sie zuckte mit einem Augenzwinkern die Schultern “naja…neben mir als Lesbe…ein Schwuler, eine Transe und ein dominanter Sadist vielleicht?”
“Ooohh.. ick hör ne Nachtigall trapsen, wen du damit meinen könntest…” der Chef hatte die Augen weit aufgerissen und kratzte sich am Hinterkopf. Die Vorstellung, wieder als “Rennfahrer” über die Nordschleife zu heizen – dazu noch in einem Rennauto, das unter dem Slogan “pride of sexual diversity” firmieren sollte, faszinierte und beängstigte ihn gleichermaßen.

Das Frühstück zog sich – und nachdem Johanna ein kurzes Telefonat erledigt hatte, meinte sie: “So, das wars jetzt offiziell. Ich fahre direkt nach Hause, ich brauch nicht mehr hoch an den Ring.”
Es folgte ein kurzer Abschied, und Johanna erinnerte den Chef noch an etwas: “Martijn, nächste Woche Montag 9.30 Uhr hätte ich dich gerne beim ZA in der Meinhardisstraße dabei…!”
Mit diesen Worten fuhr sie davon – und der Chef schaute sich ab Mittag mißmutig den Rest dieses viel zu kurzen “24-Stundenrennens” im TV an.

Kapitel 2 – Frau von Peh

Und hier könnte dann die eigentliche Geschichte einsetzen. Sie beginnt -auf dieser Ebene- vor einem sehr großen Gebäude.

Es ist ein Sommermorgen, kurz nach 9 Uhr. Die letzte Kühle der Nacht ringt schon mit dem ersten Schwülwarm des Tages. Auf den Dächern der Hauptstadt gurren die Tauben – und die Schwalben jagen in kleinen Gruppen durch die Straßenschluchten der Häuser aus der Gründerzeit. Die Springbrunnen plätschern, die Bäume in den Straßen und in den parks stehen in vollem Saft und Grün.
Irgendwo in der Fußgängerzone betritt eine Oma mit ihrem Enkelsohn eine Metzgerei, der kleine freut sich schon auf seine extra Scheibe Fleischwurst.
[orrr, Mundorf, wir sind nicht in der Fußgängerzone Remagen 1989 – ja aber wenn das Setup doch stimmt?!]
Würde man jetzt in einem Dachgeschoß, auf einem Speicher stehen, da wo die Tauben gurren, die Schwalben und Spatzen pfeiffen, würde man süßlich-modrigen Speicherduft atmen – die Luft noch “kühl”, weil Speicher-dunkel, aber schon schwül, weil Juni.
[is jetz’ ma gut mit meteologischen Beschreibungen, wa?!]
In einer der Straßen dieser Hauptstadt, mitten in der Stadt, ist auf der einen Straßenseite ein Backsteinbau, der in den oberen Stockwerken in Fachwerk übergeht: Das Magdalenen-Stift. die frommen Ordensschwestern betreiben einen kleinen Kindergarten, ein Alten- und Pflegeheim und ein Krankenhaus. Das Magdalenen-Stift ist zugegeben das Mutterhaus des Ordens für das ganze Land – aber auch die Nonnen werden älter, und bekommen nicht mehr alles gestemmt…

Doch die junge Reporterin, die mit offenen Augen dieses Land, diese Hauptstadt zum ersten Mal besuchte, hatte keinen Blick für diesen Hotspot an weiblich-katholischer Barmherzigkeit – sie steuerte geradewegs auf das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu.
Und diese Straße trägt den namen “Meinhardis-Straße”
[könnte bitte iiirgendjemand nach nun 20 Jahren meine Subtextualität endlich mal erkennen und feiern, warum diese Straße so heißt? Und ausgerechnet dieses Gebäude in der Meinhardis-Straße steht?!]
Unverkennbar war die Adresse „Meinhardis-Straße Nr. 1“ ein Prachtbau der Gründerzeit – mit großem Eingangsportal, das mit drei weißen Stufen vom Straßenniveau abgehoben war.
Über dem Portal hing eine große Regenbogenfahne – links und rechts standen neben jeweils ein Blumenkübel mit grünem Busch – aber noch viel auffälliger: Jeweils eine junge Frau in Uniform.
Stiefel, Tarnhose, bauchfreies Tanktop, Pali-Tuch um den Hals und eine Piloten-Sonnenbrille auf den Augen. Auf den linken Träger der Tops waren jeweils in Regenbogenfarben verschiedene Winkel gestickt, und darunter ein einzelnes Venuszeichen. Zu den “coolen” Undercutfrisuren auf dem Kopf gesellten sich fingerlose taktische Handschuhe an den Händen – und in eben jenen Händen eine Maschinenpistole, die aber den beiden jungen Damen recht lässig darin zu liegen schien.
[nur fürs Protokoll, das ist kein über-stilisiertes Idealbild, das ist lediglich das “Schaufenster zur Straße raus”!]

Die junge Reporterin beobachtete neugierig, wie sich diesem Gebäude, dem Portal und den beiden weiblichen Wachen, langsam eine schwarze Mercedeslimousine näherte. Das Kennzeichen war “KINK-AB-1”. Der Wagen hielt, und erst stieg die Chauffeuse aus, um die Fahrgasttür zu öffnen. Dem Fond des Wagens entstieg eine hoch-elegante Dame. Eiligen Schrittes, eine Aktentasche in der Linken haltend, verschwand die vornehme südtiroler adelige Erscheinung (Pumps, Bleistiftrock und weißer Rüschenbluse) “klack-klack-klack” in dem großen Portal. Die beiden Wachen links und rechts nahmen kurz Haltung an, wurden aber nur eines beiläufigen angedeuteten Grußes gewürdigt.
Der Wagen fuhr weg – und die Reporterin ging zögerlich auf den Eingang zu. Für sie standen die beiden Wachen nicht stramm – allerdings machten sie auch keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten. Als sie eine der großen Portalflügel aufstieß, um in das Gebäude zu gelangen, bemerkte sie, daß im Fußboden als Mosaik die Worte “No men’s land” eingelassen waren. War das ein peinlicher Schreibfehler für Niemandsland? Oder sollte das in einer Art von Wortspiel bedeuten, daß Männern der Zutritt für dieses Gebäude verboten war?

Im Inneren sah sich die junge Reporterin um: Das mußte wirklich irgendwann einmal ein Grand-Hotel gewesen sein. Diese Empfangshalle (heute würde man “Lobby” dazu sagen), war ein Monument der Belle-Époque. Geschwungene Marmortreppen links und rechts, Holzvertäfelung, Kronleuchter – Palmen in Kübeln. Das ganze Programm. Inklusive der riesigen Buntglasdecke, durch das die Empfangshalle viel Licht von oben erhielt.
Bevor sie sich, wie vereinbart, am Empfang anmeldete, fiel ihr Blick auf einen Springbrunnen zwischen den beiden Treppenaufgängen.
Inmitten eines runden Bassins stand die Marmorplastik zweier Amazonenkriegerinnen. Die eine schien die andere, offenbar verletzte, abzustützen und halb zu tragen.
Unterhalb der Plastik waren in den Stein mit Goldenen Lettern gemeißelt: “We never forget our sisters in arms” – gefolgt von Namen und Jahreszahlen. Die Reporterin überflog nur kurz die Namen, die dort standen “Sally o’Connor 1984-2016, Rebecca Meyham 1985-2016, Julia Feldmann 1993-2017, Jaqueline-Franziska Peters, 1991-” [usw.]
Dann fiel ihr auf, das hinter der Statue an der Wand eine riesige Regenbogenfahne mit doppeltem Venuszeichen hing. Darunter der Schriftzug “Sappho Mit Uns”.
“Okaaaayyyyy. that’s weird, huh?!” murmelte die Reporterin. Sie drehte sich um und wandte sich an die Rezeption.
Vor ihr stand die elegante Dame, die kurz zuvor das Gebäude betreten hatte. Unfreiwillig hörte die junge Reporterin mit.
“Melden Sie bitte der Frau Oberlesbe-ZA, daß die Staatssekretärin der Kink-Aufsichtsbeörde zu einer Unterredung eingetroffen ist.”
Das junge Fräulein auf der anderen Seite der Rezeption, in tadellosem Uniformhemd, aber noch blutjung, entgegnete “Bedauere, Frau Gräfin, die Frau deClerk ist noch nicht im Hause!”
“Porcamadonna!” seufzte die Gräfin. “Dann warte ich solange.” Sie drehte sich um, und ließ ihren Blick durch die Halle schweifen. Das Licht des sommerlichen Vormittags fiel durch die bunten Glasscheiben der großen Oberlichter. “Lange nicht mehr hier gewesen…” murmelte sie in sich hinein – mit einem leicht süffisanten diabolischen Grinsen. Die Reporterin bemerkte sie gar nicht. Diese wiederum trat nun der Rezeptionistin entgegen: “Guten Tag… mein Name ist Xxxxxx von Peh, ich komme vom Magazin “Female but not Feminin” und bin hier zu einem Interview mit Frau deClerk…”
“Einen Moment bitte” – Frau von Peh bekam ihren Presse/Besucherausweis ausgehändigt. “Bitte nicht verlieren, und wenn Sie das Gebäude verlassen bitte wieder hier abgeben!…die Frau Oberlesbe-ZA ist noch nicht im Hause..”
“Das habe ich gerade schon gehört…” antwortete Frau von Peh etwas unsicher.
“Warten Sie bitte einen Augenblick, ich rufe jemanden…” Die junge Empfangsdame griff zum Telefonhörer und wählte eine Durchwahl.
“Ja, Manuela?…ich bins Franzi, ich hab hier ne Reporterin, die hat nen Termin mit der Chefin…ja…die ist aber noch nicht hier… kannst du jemanden runterschicken?…ja..ok…danke” Dann legte sie wieder auf.
Frau von Peh vernahm die Stimme nur so halb – denn sie war einfach nur fasziniert von der weißen Uniformbluse, die das Fräulein auf der anderen Seite des Tresens trug. Sie biß sich ganz leicht auf die Unterlippe – Frauen in weißen Blusen, ihre Gedanken schweiften ab zu “Busenschmusen”.
“Es kommt gleich jemand, der sich um sie kümmern wird!” mit diesen Worten riß die Rezeptionistin Frau von Peh aus ihren Gedanken.
“Ok…danke.”

Die Wartezeit überbrückte Frau von Peh sich damit, die Menschen in der großen Halle zu betrachten. oder besser gesagt: Die Menschinnen. Denn es fiel ihr auf, das hier wirklich nur Frauen unterwegs waren.
Zum einen: Eine Schulklasse von etwa zwanzig Schülerinnen im Alter von 14-15 Jahren folgte ihrer Lehrerin, der Kleidung nach zum Sportunterricht. Es wirkte irgendwie skurril, das die Mädchen lediglich mit Leggins oder kurzen Hosen, Turnschläppchen und T-Shirts bekleidet durch diese große Eingangshalle liefen. Aber anscheinend störte sich hier niemand daran.
Die Lehrerin, ebenso sportlich gekleidet, allerdings barfuß, drehte sich um, und ermahnte zwei Nachzüglerinnen: “Anna, Lena! Wenn ihr keinen Bock habt, und ihr euch nicht beeilt, dann werdet ihr grün vor Neid, nicht am Sportunterricht teilnehmen zu können -dann müßt ihr vor der Turnhalle warten bis ihr schwarz werdet!”
Die zwei angesprochenen schlossen mißmutig zur Gruppe auf.
Während die Schulklasse in einem der Korridore verschwand, die aus der großen Halle führten, lief der Frau von Peh eine neue Gestalt “durchs Bild”: Eine Frau Mitte 30, die ebenfalls nach “Lehrerin” aussah, telefonierte hektischst im gehen:
“Renate? Hast du mal Essen für 300 pubertierende Mädchen organisieren müssen, von denen die Hälfte strikt vegetarisch lebt oder vegan oder außer O-Saft gar nichts zu sich nimmt – und die andere Hälfte gerade ihre Tage hat? Nein? Willkommen in meiner Welt…! Also schwing deinen Arsch hier runter, und komm mit zum Großmarkt, wir brauchen Gemüse für die nächste Woche….!”
“Was ist das hier für ein Laden?!” fragte Frau von Peh sich mit ihrer inneren Stimme.

“Entschuldigung? Sind Sie die Reporterin, der einen Termin mit der Chefin hat?”
Frau von Peh drehte sich leicht erschrocken um. Vor ihr stand eine rothaarige Frau in Uniform. “Angelina von Mackensen, Leutnant z.b.V. im ZA” stellte sie sich vor.
“von Peh, vom Magazin ‘Female but not Feminin’” – sie reichten sich die Hände.
“Ich soll Sie ein bißchen herumführen, bis die Frau Oberlesbe Zeit für Sie hat.” ergänzte die Rothaarige. Frau von Peh blickte mit Verwunderung an ihr herab: Die Uniform in grau, die Rangabzeichen in Regenbogenfarben, aber die Kragenspiegel schwarz mit doppeltem silbernen Venus-Zeichen. Und da sie mit einem ehemaligen Marineangehörigen verlobt war, fiel ihr die U-Bootspange auf der Uniform des Fräulein Leutnants besonders auf.
“Was zum Henk…was ist das hier? Wo bin ich?” fragte sie nun hörbar.
Angelina von Mackensen lachte kurz auf: “Ach, kommen Sie einfach mit…Ich führ Sie rum, und beantworte gern Ihre Fragen…”

[Kamera-Umschnitt, in die Tiefgarage des Gebäudes:]
[Was bekommt ein Holländer, wenn er dreimal durch die Führerscheinprüfung fällt? – ein gelbes Nummernschild. Höhöhö… sorry, der mußte raus]
Zur gleichen Zeit fuhr in die Tiefgarage des Gebäudes ein dunkelblauer 93er VW-Corrado.
Er hatte gelbe Nummernschilder. Und auf der Heckklappe einen regenbogenfarbenen unterlegten Aufkleber, auf dem in Frakturschrift stand: “Don’t mess with lesbians!

Johanna war an diesem Morgen etwas spät dran – und so beeilte sie sich, als sie den Wagen abgestellt hatte, und die Treppe hoch in die Lobby lief. Auf den Fahrstuhl wollte sie nicht warten- in der Lobby würde sicherlich einer direkt offen stehen.
Eigentlich frohen Mutes betrat sie dann auch aus dem Treppenhaus die Lobby – Rock, Bluse, Pumps und Aktentasche – alles in allem: the Boss has entered the building.
Allerdings entfuhr ihr ein langer Seufzer, als sie auf der gegenüberliegenden Seite, an der Rezeption, eine ähnlich gekleidete Frau erblickte: Die Gräfin. Sie gingen aufeinander zu.
“Frau Staatssekretärin! Es ist mir immer eine Freude, Sie bei uns zu begrüßen!”
“Frau Oberlesbe-ZA – die Freude ist ganz meinerseits!” antwortete die Gräfin.
DIe beiden begrüßten sich so herzlich, und so kack-scheißfreundlich, daß jedem in der Nähe hätte auffallen müssen: da ist was in der Luft.
Johanna deutete nach der Begrüßung mit einem Lächeln in Richtung Fahrstuhl: “Nach Ihnen, Frau Staatssekretärin!”

Kapitel 3 – die Fahrstuhlsituation

Sobald sich die Türen des Fahrstuhls geschlossen hatten, sank die Temperatur im Inneren gegen nahe des Gefrierpunktes.

“Was willst du?” fragte Johanna mit düsterer Miene.
“Wie man hört, willst du das ZA komplett umbauen…entstauben sozusagen. Seriöser machen.” antwortete die Gräfin.
“Soso, hört man das?”
“Und die Kink-Aufsichtsbehörde möchte diesen Prozeß gerne etwas…nunja..beobachten.”
“Ist dir so langweilig, oder habt ihr nichts zu tun? Hast du nicht nen Schäferhund, von dem du dich decken lassen kannst, oder hat das Tier heute frei?”
“Mit Arko werde ich heute noch Gassi gehen, keine Sorge. Überhaupt ist Gassi zu gehen ein beliebter Sport, so mir scheint.” sie machte eine abwartende Pause.
Johanna war sich unsicher, ob sie gemeint war, und sagte erstmal nichts.
Die Gräfin betätigte den Nothalt-Schalter des Aufzugs, der daraufhin zwischen den Stockwerken anhielt. Dann machte sie einen Schritt hin näher zu Johanna:
“Wir haben ein Bild im kinky-twitter entdeckt… eine weibliche sub auf allen vieren mit Halsband und Kette… und auf dem linken Oberarm ist das Logo der “V.O.C.” sowie eine Labrys-Axt tätowiert. Nur das Gesicht der Dame kann man nicht erkennen.”

“Es gibt auch Frauen, die haben eine Hundepfote als tattoo.” antwortete Johanna ausweichend “manchmal sogar an sehr intimen Stellen…” – sie dachte sich “Angriff ist die beste Verteidigung.”
“Das ist aber nicht weiter tragisch…es ist sogar in einer gewissen Weise konsequent. Was man nicht behaupten kann, wenn die Trägerin dieser Labrys-Axt-tattoos als ‘Oberlesbe des ZA’ von einem Mann Gassi geführt wird…!”
Jetzt wurde es Johanna doch zu bunt, und dreht sich zur Gräfin: “WAS willst du, Daniela?” zischte sie giftig.
“Der Chef blockiert mich etwas, Johanna. Er will, das ich meine Hausangestellten…entlasse”
Johanna lachte zynisch auf: “Ah, daher kommt der Wind! Martin hat dir klargemacht, das es nicht in Ordnung ist, sich twee Kaffers als Haussklaven zu kaufen. Das ist Menschenhandel!”
“Ich bin die Leiterin der Kink-Aufsichtsbehörde..!”
“Ach, und das stellt dich über jedes Gesetz oder was?”
“Außerdem ist das meine Privatsache!”
“Ach? …es ist auch meine Privatsache, mit wem oder was ich meine Freizeit verbringe!”
“Du gibst es also zu?”
Sie sahen sich für einen Moment schweigend an.
Anstatt zu antworten, kam Johannas Gegenfrage “Woher hat die Kink-Aufsichtsbehörde die Bilder?…der einzige Mensch, dem ich davon erzählt habe – ich weigere mich zu glauben, das der die dir gesteckt hat…”
“Es war ein Zufallsfund. Ein Sachbearbeiter bei uns hat sie ganz normal katalogisiert und abgeheftet – wenn die Akte nicht zufällig auf meinem Schreibtisch gelandet wäre, wären die Bilder einfach so ins Archiv gewandert. Aber ich hab sofort deine tattoos wiedererkannt.”

“Oh mijn Heer in de hemel” seufzte Johanna. “Mit dir in die Kiste zu steigen, war wirklich nicht die schlauste Idee!”
Die Gräfin trat ganz nah an sie heran. Verführerisch und diabolisch grinsend säuselte sie Johanna ins Gesicht: “Aber, aber… ich vermisse die Squirting, die so schön geprickelt ‘at in meine Bauchnabel…”
Mit abwehrender Geste trat Johanna einen Schritt zurück: “Oh nooo, no way…! Das kannst du dir abschminken. Ich mach nicht die gleiche Fehler nicht tweemal!”
“Ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen, liebe Johanna. Du sprichst mit dem Chef und sorgst dafür, daß ich meine Neger behalten kann. Im Gegenzug ich überlasse dir die Bilder – und niemand wird jemals erfahren, daß die Frau Oberlesbe-ZA es jahrelang heimlich mit einem Mann getrieben hat und die ganze lesbische Idee des ZA verraten hat….also, was ist? Redest du mit dem Chef?”
“Ich kann mit Martin reden…. aber….”, Johanna überlegte einen Moment, ”Deine zwei “Hausangestellten”, wie du sie nennst, das eine ist ein minderjähriges Mädchen, nicht wahr?” sie sah die Gräfin herausfordert an. “Will ich, oder will die Presse wirklich wissen, was du mit ihr machst? Das Ding ist erst vierzehn, oder nicht?”
Jetzt verdüsterte sich das Gesicht der Gräfin. “Das wagst du nicht?!” zischte sie nun.
Mit steinhartem Blick konterte Johanna: “Ich könnte sofort und ohne mit der Wimper zu zucken mit einem Kommando von fünf Kampflesben dein Anwesen an der Adria stürmen, und das Mädchen befreien. Bei minderjährigen Mädchen versteht das ZA, und das Waffen-ZA insbesondere, keinen Spaß. Als Reservistin solltest das wissen. Und ich würd dich sowas von öffentlich hops-nehmen, glaub mir das, Frau Staatssekretärin Gräfin Daniela-Ghislaine von Geiselhardt-diMarci, ZA -Großschwester der Reserve!”
Den Namen und den Reservedienstgrad hatte Johanna so warnend und gedehnt langsam ausgesprochen, daß sich die Gräfin tatsächlich etwas in die Ecke gedrängt fühlte.
Sie versuchte sich zu rechtfertigen: “Ich wollte mir mit dem Mädel eine eigene Zucht aufbauen, damit ich mir eben nicht mehr meine Neger von arabischen Menschenhändlern kaufen muß?!”
“Hörst du dir eigentlich mal selbst beim reden zu? Scheiß Rassistin! Du solltest mal zum Therapeuten!”
“Und du solltest dich mal richtig durchvögeln lassen, anstatt nur auf allen Vieren mit der Kette am Hals vor nem sugar-Daddy rumzukriechen, und dabei das ganze ZA zu verarschen!”
“Fick dich, Daniela! Kümmer dich um deinen eigenen Kram! Fick dich hart und tief!”
“Genau dafür habe ich ja meinen Arko…aber wen hast du?”
Johanna hätte ihr die Augen auskratzen können, aber sie beließ es nur bei einem äußerst aggressiven Mittelfinger, den sie der Gräfin beinahe in die Nase gerammt hätte, so dicht wie sie dran war.
Sie verharrten ein paar Sekunden, wie zwei sich belauernde Furien.
“Und? Was machen wir jetzt? Redest du mit dem Chef?” fragte die Gräfin.
“Das Mädchen wirst du freilassen. Und dann erst werde mit dem Chef reden. Dann kannst du vielleicht deinen Gärtner behalten.”
Unzufrieden wütend, aber resignierend, das ihr wohl keine andere Wahl blieb, knurrte Daniela: “Und im Gegenzug bekommst du deine Bilder.”
Mit diesen Worten klatschte sie die hellbraune Aktenkladde, die sie schon die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, Johanna vor die Brust. “Porcamadonna! Ich wußte gar nicht, daß du so ne Niggerfreundin bist. Ich dachte, du wärst anders gepolt.”
Jetzt wurde es Johanna doch zu viel, sie sprang die Gräfin an und drückte sie an die Wand des Fahrstuhls: “Jetzt paß mal gut auf, du hochwohlgeborene adelige Pißnelke von einer Rassistin: Wann ik ein Problem mit die Kaffers in Suid-Afrika hab, dann ist das ausschließlich meine private Angelegenheit! Deswegen schere ich aber noch lange nicht alle swarten Mensen über eine Kamm! Haben wir uns da verstanden?!”
Gräfin Daniela wußte, das Johanna mindestens 56 verschiedene Methoden kannte, einen Menschen zu töten. Daher wehrte sie sich nicht, denn im Nahkampf hätte sie keine Chance gegen Johanna gehabt. Sie wehrte sich auf ihre Weise. Als sich ihre Gesichter so nah waren, und sie Johannas wutentbrannte Hitze spüren konnte, zog sie mit vorsichtig geweitetem Mund und Nase Johannas’ Duft ein: Sie raunte: “Oh dio mio! Du hast den gleichen Gesichtsausdruck, den gleichen Duft, wie damals in dem Moment, als du mit deiner Faust in mir warst…ich mag das…ich werd wieder feucht…”
“Hör auf, mich zu verscheißern, Daniela! Wir sind quitt!”
Sie ließ von der Gräfin wieder ab.

“Ich habe 2015 ein halbes Sabbatjahr in Kenia zugebracht, in einem reinen Frauendorf. Alles Opfer von Beschneidungen. Als einzige Weiße Frau. Stell dir vor. Ich bin durch den brennenden Reifen der eigenen Ressentiments gesprungen. Ich habe da gelernt, demütig zu sein.”
“Du? In einem Hottentottenkral?” die Gräfin zog die Augenbraue skeptisch nach oben ”na das paßt ja zu deinem Hang zur Selbsterniedrigung.”
“Du bist so eine höchnäsige Schlampe!” murmelte Johanna fast mehr zu sich selbst
“Was denn? Deine Demut hört in dem Moment auf, wenn es keine keniasche Negerinnen sondern südafrikanische sind. Du nennst sie selbst Kaffers, das ist, soweit ich weiß, in Südafrika verbotene ‘hate speech’”
“Suid-Afrika is mijn ganz persönliches battleground! Aber du stellst dich über alle anderen Menschen und über die Gesetze! Du bist pervers, krank, chauvinistisch und eine Rassistin!”

Gräfin Daniela trat mit einem herausfordernden Lächeln an Johanna heran: “Ja. Bin ich. Ich bin die ehrlichere, verbesserte Version von dir. Aber weißt du, was ich nicht bin? Eine Verräterin! Eine Verräterin, die es hinter dem Rücken des ZA heimlich mit einem Mann treibt! Mit einem Mann! …als Oberlesbe-ZA! Wie kannst du dir bloß morgens in den Spiegel schauen?!”
“Das fragt ausgerechnet die Frau, die Sex mit ihrem Schäferhund hat und sich eine minderjährige Negerin als Haus- und Sexsklavin hält?” Johanna schüttelte resignierend mit einem hysterischen Auflachen den Kopf.
“Ach, meine kleine holländische Gossennutte…!” dabei strich die Gräfin Johanna ganz sanft über die Schulter. “Wann bist du bloß so moralisch geworden?”
“Faß mich nicht an! Du kannst den Chef übrigens gleich persönlich anbetteln, wenn dir so viel an deinem Hauspersonal liegt…ich hab ihn auch zu der Besprechnung eingeladen. Mich wundert sowieso, daß du das nicht mit Martin alleine ausdiskutierst…?!”
Jetzt seufzte die Gräfin resignierend.
“Weil unser lieber Chef und Dienstherr mir in meiner Arbeit immer wieder Steine in den Weg legt. Einerseits soll ich die Kink-Aufsichtsbehörde zu einem schlag- und spankfertigen Instrument in der bubble machen, und auf der anderen Seite muß ich mich untergeordneten Gutachten und Dominanzlizenzen rumärgern. Ich war sooo kurz davor, sooo kurz” sie machte eine entsprechende Handbewegung, “einen öffentlichen Prozeß gegen Ophelia zu eröffnen – wir hatten schon unabhängige Geschworenen-Richter benannt, Zeugenaussagen, ich hatte die Anklageschrift fast fertig – ich hatte sogar Weitwinkel auf der Zeugenliste?! Aber nein – der Herr Mundorf kommt im letzten Moment in mein Büro, und ordnet mir per direkter Dienstanweisung an, das Verfahren gegen Ophelia einzustellen. Das ‘würde alles der Markt regeln’. Sie hätte sich ‘in die Bedeutungslosigkeit zurück gevögelt’. Tze. Porcamadonna.”
“Ach…Ophelia” Johanna rollte mit den Augen. “Weitwinkel und ich hätten sie damals besser am Straßenrand liegen lassen sollen.” brummte sie mehr zu sich selbst, als sie den Unterbrecherknopf betätigte, so daß sich der Aufzug wieder in Bewegung setzte. “Die kleine Schlampe hat uns im ZA auch ziemlich auf Trab gehalten. Du solltest dem Chef auf Knien danken, daß er dir das erspart hat. Auch wenn du sie an Durchgeknalltheit um Längen übertriffst.”
“Du vergleichst mich doch nicht mit Ophelia?” fragte die Gräfin entrüstet.
Johanna lächelte sarkastisch. “Nein. Im Vergleich zu Dir, liebe Daniela, ist Ophelia eine herzensgute untadelige kleine bitch, deren 3-Minuten-fame auf twitter ihr etwas zu Kopf gestiegen ist. Du hingegen…bist die Nemesis der kink-bubble.”
Sie sahen sich wieder fest in die Augen. “Du bist Gift, Daniela…!”
“Süßes Gift, ich bin süßes Gift, meine Liebe. Süßes Gift. Von dem man nicht mehr loskommt… aber mit sowas kennst du dich ja aus.” säuselte die Gräfin arglistig.
“Wenn diese Tür jetzt aufgeht, und wir rausgehen, dann sind wir bitte wieder die professionellen Schlampen, als die wir unten eingestiegen sind, ist das klar? Ich bin hier die Hausherrin, Frau Staatssekretärin!” grollte Johanna nur als Antwort. Es hatte lange genug gedauert, daß sie als Teenagerin vom Heroin los kam – die Gräfin wußte das, aber sie wollte auf ihre Anspielung nicht mehr eingehen.
“Jawohl, Frau Oberlesbe-ZA!” brummte die Gräfin achselzuckend. Aber gerade, als die Tür den Fahrstuhls aufging, probierte sie es noch ein vorletztes mal:

“Ich möchte, daß du mich strangulierst…so wie damals… “
“Das kannst du gerne haben. Aber erwarte nicht, daß ich diesmal damit aufhöre, wenn du gekommen bist…. und jetzt benimm dich, der Chef kann jeden Moment hier auftauchen!” knurrte Johanna nur als Antwort.

Gegenüber des Fahrstuhls lag leicht nach rechts versetzt eine Tür auf der “WC” stand. Während Johanna nach links in Richtung ihres Büros zusteuern wollte, nahm die Gräfin Kurs auf das WC.
“Ich geh mir noch schnell die Nase pudern, du verzeihst…” und wedelte sehr deutlich mit einem Tütchen in ihrer Hand, das offenbar Kokain enthielt.
Johanna starrte ihr nur hinterher.
“Jij bent een ellendig kutwijf, ich wünsche dir, daß dir übernacht ne Hypertrophie aus deiner Clit wächst!” schrie sie ihr nach.

In genau DIESEM Moment kamen Frau von Peh und Angelina von Mackensen um die Ecke gebogen. Und letztere sprach gerade den Satz: “Und hier ist das Büro der Frau Oberlesbe-ZA, und da steht sie selbst…”
In genau dem Augenblick, als Johanna mit einem lauten “Fock, fock fock…dit ellendig kutje von einer Schlampe..potverdriedubbeltje kut van een kutwijf…krijg de pokken! FUCK!” wutentbrannt ihre rechte Faust an die Tür ihres eigenen Büros donnerte.

“Oookayyyy… das ist die Frau, die ich interviewen soll…” wunderte Frau von Peh sich stirnrunzelnd.

to be continued

das Knicklicht

DIES IST MEIN ERSTER BEITRAG ZUR #BlogParade. bzw. DEM PROJEKT #DreiWortStory. ICH HATTE 3 WÖRTER VORGEGEBEN BEKOMMEN. AUFGRUND VON AUSGRÜNDEN, MUß ICH MEINEN BEITRAG IN ZWEI BILDER TEILEN. HIER DAS BILD NUMMER 1:

Zu den wichtigsten Problemen der internationalen Frauenbewegung und den Kampf für Frauenrechte gehört es zu allervörderst, daß sich Frauen schon sexuell übergriffig mißbrauchsnah behandelt fühlen, wenn ein Mann sie auch nur von weitem anlächelt. So ist das zumindest auf twitter.
Da twitter aber nichts mit der realen Welt zu tun hat, kommen wir zu etwas handfesterem:

In den landschaftlich schönen Ländern des Balkans, irgendwo zwischen Transnistrien (ein Land, das besser nicht von Transmenschen betreten werden sollte) und der griechischen Grenze, zwischen Klagenfurt und Tirana gibt es sie noch: die Garagenkeller.
Wo 12,13 14 jährige Mädchen auf schimmeligen Matratzen von „professionellen Stechern“ „eingeritten“ werden, d.h. sie werden durch sexualisierte Gewalt und Mißbrauch gefügig gemacht, um sie dann in westeuropäischen Menschenhändlerringen dem (Edel- und Sonderwunsch-) Prostitutionsgewerbe zuzuführen.
So auch in einem speziellen Fall, einem verschlafenen Nest namens Târfă. Hier hatten einst die Kommunisten in den 50er Jahren in speziellen Gefängnissen politische Oppositionelle so lange psychisch gefoltert, bis die Gefangenen sich gegenseitig bei der Geheimpolizei denunzierten, den Kommunismus priesen und ihre eigene Exkremente aßen. Hier hatte Ceaușescu eines seiner Waisenhäuser, in dem viele unschuldige verwahrloste Kinder bei völliger Dunkelheit in ihrem eigenen Kot und Erbrochenen sitzend ein nichtmal tierwürdiges Dasein fristen mußten.
Und hier wurden und werden immer noch, jetzt 2020, minderjährige Mädchen „einegritten“. Mißbraucht und gefügig gemacht.

Wenn in Westdeutschland oder Frankreich, in Großbritannien oder den Vereinigten Staaten, ein Millionär eine 12jährige vögeln will, dann tut er das. Er kann sich das Fickzeug im Internet bestellen – und bekommt es auch nach maximal zwei Wochen Wartezeit geliefert.
Es sind nicht nur Millionäre, es sind Staatssekretäre, Vorstandschefs, die sowas tun. Männer, für die Edelprostituierte wie Ophelia, Remi oder MarieMoreau bloße nette Zwischendurchficks sind. Und auch nur, wenn man sich dazu herabläßt. Was wirklich in den Wochenendbungalows der reichen Männer Westeuropas und Nordamerikas vorsichgeht, davon können gewöhnliche Kit-Kat-Club-Besucher nur feucht träumen. Und alle anderen nachgeordneten, dh. sexpositiven, feministischen, bdsm-angehauchten deutschen Twitteraccounts können sich das nicht mal ansatzweise vorstellen.

Nun steht es außer Frage, daß hier Unrecht geschieht. Unrecht an jungen Frauen und Mädchen. Was ist also zu tun? Die Polizei rufen? Etwa die Polizei eines solchen Balkanstaates? Der örtliche Polizeichef riecht nicht nur nach Wodka und Knoblauch: Er ist auch der Bruder des Besitzers der Kellergarage von Târfă.
Europol? – also bitte! Es soll ja auch mal was getan werden, nicht nur gut gemeint.
Interpol? – Trotz Gelegenheitstreffern gegen das internationale organisierte Verbrechen: aber bitte… solch eine Kragenweite ist illusorisch. Die zuständigen Staatssekretäre sind im übrigen in der Kundenkartei.

Nun ist es aber mal so, daß es im Lande des Chefs, wie in jedem anderen souveränen Land auch, eine eigene Armee gibt. Mit ihren Teilstreitkräften. Heer, Marine und Luftwaffe.
Und es gibt Länder, in denen gibt es noch eine vierte, zB die Nationalgarde. Im Lande des Chefs ist das das „Waffen-ZA„.
Bevor Sie sich erschrecken: 1. ja ich weiß wonach das klingt. aber 2. ist eine politisch-inhaltliche Nähe aus der Natur der Sache heraus unwahrscheinlich.
Das ZA ist eine Organisation ausschließlich von und für Frauen. Homo- und bisexuelle junge Frauen. Sehr karitativ, mit Frauenhäusern, Bildungseinrichtungen, Schulen und Krankenhäusern.

Aber es gibt da eben auch diese sehr, sehr kleine Eliteeinheit, das „Waffen-ZA“. Explizit junge homo- oder wenigstens bisexuelle Frauen, die sich freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet haben – um unterdrückten Frauen auf der ganzen Welt zu helfen.
Ausrüstung, Bewaffnung und Drill sind allerdings sooo preußisch-doitsch, daß der unbedarfte Betrachter verzweifelt auf den Guido-Knopp-Knopf drücken möchte. Exerziert wird im Stechschritt, die Uniformen sind feldgrau mit Stehkragen, die Kragenspiegel schwarz mit doppeltem silbernen Venuszeichen (ein paar faschistoide Anleihen nimmt man sich doch) – erst seit neuestem sind die Schulterlitzen regenbogenfarben.

Auch die Ausbildung ist hart und brutal: Alles, was man körperlich einem jungen Menschen abverlangen kann, wird ihnen abverlangt. Normalerweise bringen Frauen 70% der Körperleistung einer vergleichbaren Männergruppe.
Das Waffen-ZA ist stolz auf seine 83% Vergleichsleistung. Die Nahkampf-, Überlebens- und sonstigen Trainings orientieren sich nicht an Luschenvereinen wie den Navy-Seals oder der Bundeswehr. Nein, diese Mädchen im Alter von 17-27 Jahren, robben nach Methoden der franzöischen Fremdenlegion, der Waffen-SS und der israelischen Armee durch den Schlamm, springen über Stacheldraht, graben sich ein, verschmelzen mit dem Wald.
Meist aus schwierigen Familienverhältnissen (saufende Mutter oder grabschender Vater oder saufend+grabschender Onkel etc.) stammend, und wie leider immer noch viel zu viel üblich, unsicher über das anerkennen, selbstfinden und ausleben der eigenen sexuellen Orientierung, finden diese jungen Frauen im ZA (und besonders im Waffen-ZA) ihre Heimat. Ihre „Gruppe“, der sie sich zugehörig fühlen.
Die bereits verstorbene Gründerin des ZA, Sally o’Connor, hatte das dem ZA so ins Stammbuch geschrieben – und auch die derzeitige „Oberlesbe-ZA“ (ja, wie Reichsführer-SS), Johanna deClerk änderte nichts daran. Es gab einen Korpsgeist, auf den sie eingeschworen wurden: Von der einfachen Kampflesbe, über die Schwester, Großschwester, Oberschwester bishin rauf zur Oberlesbe.
Nun wäre es aber falsch anzunehmen, das „Waffen-ZA“ als „den bewaffneten Arm der LGBTQ+ Bewegung“ zu bezeichnen: „Und wenn tausend Schwule und Transen wehklagend am Wegesrand liegen, die Kolonne des ZA marschiert unbeirrt weiter voran für die lesbische Weltrevolution!“ – so ein Ausspruch, über deren Urheberin sich der wohlwollende Mantel des Schweigens hüllt.
Ebenso das Bekenntnis „Das ZA fürchtet Gott- sonst nichts auf der Welt!“ ist in Verbindung mit der Tatsache, daß innerhalb des ZA Frauen sogar nach kirchlich-katholischem Ritus heiraten dürfen (Hierfür hat der Chef ein eigenes Konkordat zwischen ihm und dem heiligen Stuhl ausgehandelt!) und der Aussicht auf Hinterbliebenenpension der Lebenspartnerin („Ehefrau“), Dienstdildo und voller Lohnfortzahlung im Vollrauschfall wenig geeignet, das „Zentralamt für Missionierung und Bekehrung zur lesbischen Liebe“ -kurz „ZA“- zu einem sympathischen Verein zu machen.

Aber dieses Land hat nun mal dieses Instrument einer besonderen Spezialeinheit. Tja nun.
Mehrere hundert Kilometer nordwestlich des Balkans: Es ist Anfang September. Der erste Herbststurm weht pfeifend durch die Tannenwipfel eines recht deutsch wirkenden Mittelgebirges.
Es ist 5:30 Uhr morgens: Ein Trupp von 47 Kampflesben, geführt von zwei Schwestern und einer Oberschwester ist völlig übernächtigt – und trotzdem voller Endorphine: Sie haben die Ausbildung endlich hinter sich! Der Drill ist vorbei! Nie wieder stundenlang im Stechschritt über den Kasernenhof, nie wieder sinnloses aufspringen, hinlegen, rennen, hinlegen, aufspringen -nachts und unter Wasser. Vorgestern sind sie aus 5000m Höhe aus einem Flugzeug gesprungen, hatten 50km zu Fuß zurückgelegt, auf dem Bauch robbend, waren durch eiskalte Bäche geschwommen, hatten biwakiert, lieber das Moos aus der medizinischen Grundausbildung gegen die Regelblutung benutzt, als das vorgeschriebene höchst fragwürdige Diensttampon aus kratzigem Zellstoff der Marke „Aurora“, das mehr Blutungen verursachte, als das es sie aufsog: Es war nun alles scheiß egal. Sie hatten es fast geschafft.
Die 26jährige Oberschwester, die die „Ausbildungskompanie Nr.2“ kommandierte, schrie ein letztes Mal mit kratziger Stimme: „Aaaaabteilung stillgestanden!
Müde Gesichter, schwarz von Ruß, Lehm und Tarnfarbe, drehten sich um. Koppelschlösser mit der Aufschrift „Sappho mit uns!“ wurden ein letztes Mal gerichtet. Das FG42 ein letztes Mal gesichert und geschultert.
Wenn ich sage stillgestanden, dann steht ihr stramm und preßt die Fotze zusammen, das ein 5-Markstück die Prägung verliert, ist das klar?!
Jawohl Frau Oberschwester!“ krächzte es aus 45 heiseren Mädchenkehlen zurück.
Iiiin Marschformation: Aaabteilung Marsch!
Die beiden Schwestern bellten ihre Züge an, wie Schäferhunde, die ihre Herde zusammenhalten.
Und dann ging es auf die letzten 7 Kilometer ihrer Ausbildung: Einfacher Marsch durch den frühen Herbstmorgen. Im Dunkeln. Im Sturmesrauschen, das durch die Tannenspitzen pfiff.
Die Luft war ungewöhnlich drückend warm, als sie sich über das Kopfsteinpflaster der Landstraße in Bewegung setzten.
Schon in einer Woche stand für manche Mädchen der „Ausbildungskompanie Nr.2“ der erste echte, wirkliche Einsatz an:

Sie sollten mit dem Fallschirm über einer Stadt auf dem Balkan abspringen, und minderjährige Mädchen aus der Gewalt ihrer Peiniger befreien. Wenn es sein mußte, mit Waffengewalt.
Doch das wußten sie jetzt noch nicht.
Jetzt dachten sie nur daran, das es nur noch sieben Kilometer bis zum Ende waren. Sieben Kilometer, in denen die Blasen an den Füßen icht mehr weh taten, in denen die Sport-BHs unter der Uniform auch nicht mehr drückten… einfach nur noch sieben Kilometer – und dann ins Bett fallen, sich besaufen. Und die Oberlesbe-ZA, den Chef, den Papst oder Gott und wen zur fickenden Hölle auch immer „einfach nen guten Mann sein lassen“. Alles, was jetzt zählte, war das Divisionsbesäufnis und die anstehenden Beförderungen. Und einfach nur ein Bett, in das man sich fallen lassen konnte.

Die Oberschwester hatte noch einen letzten motivierenden Einfall: „Eiin Liiieeed!
Und zum letzten Mal, endorphingeschwängert, voll mit Pervitin und und Selbstbewußtsein sangen sie mit heiseren Mädchenstimmchen ihr Lied:

Ja wer marschiert /
in Männerland /
und singt ein Teufelslied?
Ein Mädel steht am Rheinesstrand /
und leise summt sie mit /
Wir scheißen auf unten und oben /
Und uns kann die ganze Welt /
Verfluchen oder auch loben /
Grad wie es ihr wohl gefällt /

Wo wir sind / da ist immer vorne /
Und der Teufel / der lacht noch dazu /
ha ha hahaha /
Wir kämpfen für Sappho / den Frauen zur Wehre /
die Männer komm’n nicht mehr zur Ruh‘ /

Da es noch dunkel war, trug die Erste in der Marschkolonne ein grünes, und die Letzte der Marschkolonne – zur Kenntlichmachung der Kolonne gegen den Straßenverkehr ein rotes KNICKLICHT.

Teilnehmer der Blogparade:

01.10.2020 https://training-of-o.de/blog/2020/10/01/strandkorb-t-rex-catnails-dreiwortstory-blogparade-for-provokrokant/

04.10.2020 https://senior525.wordpress.com/2020/10/06/das-knicklicht/

10.10.2020 https://bdsmkettensklave.wordpress.com/

13.10.2020 https://provokrokant.wordpress.com/

15.10.2020 https://sofiesgeheimewelt.wordpress.com/

16.10.2020 https://www.sarah-blume.de/2020/10/16/erdbeermarmelade-ropemarks-schwimmbad-dreiwortstory-blogparade-for-positivchen/

#Blogparade

First we take Los Santos and then we take Berlin

März 2020:

Eine junge hübsche Frau, Mitte zwanzig, stand in voller Uniform in einer grünen Küche. In gebührendem Sicherheitsabstand zum Bewohner dieser Küche.
Normalerweise hätte die folgende „Zeremonie“ bzw. Befehlsausgabe woanders stattfinden sollen. Aber in diesen Zeiten war manches anders.
Der Küchenbewohner, halbwegs wach und nüchtern, notdürftig vorzeigbar angezogen und ansatzweise rasiert, salutierte müde, die junge Frau salutierte zackig zurück – so wie sie es gelernt hatte.
„Fräulein diMarci, in Abwesenheit der Oberlesbe-ZA befördere ich Sie hiermit zur Oberschwester-ZA und fertige Ihnen Ihre Abschlußurkunde aus. Herzlichen Glückwunsch!“
„Danke, mein Chef!“ salutierend, äußerlich ungerührt nahm die junge Frau, Alex(andra) Victoria Martina diMarci, ihre Urkunde entgegen, und ließ sich vom Chef die zusätzlichen Streifen auf die Epauletten und den neuen Stern an den Kragen stecken.
Beiden war diese Situation etwas peinlich, ohne das sie es zugegeben hätten. Aber die „Staatsraison“ zwang sie beide, in ihren Rollen zu bleiben. Der Chef dachte sich: „Es ist nicht meine Aufgabe, in meiner Küche Beförderungen des ZA durchzuführen. Oder überhaupt jemanden in meine Küche zu lassen.“
Alex diMarci dachte sich: „Wenn ich nicht wüßte, wer dieser Mann ist, dann müßte ich anfangen zu lachen. Er ist deutlich müder und unkonzentrierter als ich dachte.“ Sie verkneift sich angestrengt ein Schmunzeln und bleibt äußerlich ungerührt, als der Chef schwerfällig über einen Korb mit Leergut hinweg tappt.
„Sie müssen entschuldigen, Fräulein diMarci, ich bin derzeit eigentlich nicht auf Besuch vorbereitet – ich vertreibe mir die Zeit mit der Herstellung von geschichtlich-archäologischen Lehrfilmen…“
Unsicher, was sie sagen sollte, antwortete die junge Frau: „Es sind schwierige Zeiten, mein Chef! Corona stellt uns alle vor Herausforderungen!“
„DAS können sie laut sagen“ knurrte der Chef, als er sich ächzend auf seine Küchenbank fallen ließ. „Stehen sie bequem, Fräulein Oberschwester!“
Alex‘ Haltung entspannte sich etwas.
Im Hintergrund hörte man die Glocken der Kirche St. Remaklus läuten. Es war Sonntagvormittag. Der Chef schaute sich die Frau in seiner Küche nochmal genau von Kopf bis Fuß an. 1,72m groß stand in ihrer Akte. Sie war sehr sportlich gebaut – und hatte u.a. das ZA-Sportabzeichen in Gold an der Brust.
„Wie alt sind Sie, Fräulein Oberschwester?“
„Gerade 25 geworden, mein Chef!“
Meine Fresse… Baujahr 95…werdet ihr immer jünger, oder ich immer älter?!“ dachte sich der Chef. Doch das verkniff er sich auszusprechen. Stattdessen fährt er fort: „Na schön, Fräulein Oberschwester. Kommen wir zum Geschäft. Sie haben sich freiwillig für einen Auslandseinsatz gemeldet?“
„Jawohl mein Chef!“
„Wie siehts mit ihren Sprachkenntnissen aus?“
„Englisch, Spanisch – und ein paar Brocken Russisch, mein Chef!“
Bei dem ständigen „mein Chef!“ mußte der Chef schmunzeln. das machten alle, die ihm zum ersten Mal dienstlich gegenüberstanden.
„Gut gut…Sie werden für einige Zeit nach Amerika gehen, Los Santos. Als unsere „Kundschafterin des Friedens“.“ Der Chef schmunzelte bei diesem Begriff – Alex dieMarci blieb ungerührt, sie war einfach zu jung um die Anspielung zu verstehen.
„Ihre Aufgabe wird es sein, für uns die Lage dort im Blick zu haben. Sie dürfen sich kriminellen Aktionen jeglicher Art bereichern, wenn Sie das möchten. Und hin und wieder etwas „südamerikanische Motivationssubstanzen“ liefern. Machen Sie sich ein schönes Leben dort!“
„Das werde ich tun, mein Chef!“ Sie verschwieg geflissentlich, das sie wußte, das der Chef zwei Frauen kannte, die auf auf-Koks-ficken standen und für sie etwas organisiert haben wollte.
„Und natürlich werden Sie, wenn es sich anbietet, Frauen in Notlagen beistehen!“
„Ich bin eine Kampflesbe, mein Chef! Ich habe ein Gelöbnis geleistet und kenne meine Aufgabe!“
„Gut…das Reich hat große Erwartungen in Sie!…First we take Manhattan -oder sollte ich sagen Los Santos?-„
„And then we take Berlin!“ ergänzte sie seinen angefangenen Satz.
„Vaya con Dios, Fräulein Oberschwester!“ Sie schüttelten die Hände, dann salutierte sie hackenzusammenknallend in ihrer Uniform – eifrig bemüht stramm und leer nach vorne zu gucken, und nicht über das Erscheinungsbild des Chefs in schallendes Gelächter auszubrechen.

Das würde sie zurücklassen: die feldgraue Uniform, schwarze Kragenspiegel. Auf der rechten Seite das doppelte Venuszeichen, auf der linken-seit neuestem- drei Sterne. Neu war auch, und zwar im ganzen ZA, der Regenbogen am linken Oberarm.
Die Uniform, die sie (noch) trug, atmete den Kasernenhofgeruch militärischen Drills. Ganz unpassend zu einer jungen Frau – eigentlich. Aber da war auch der Hauch von „Schulmädchen in Uniform“, (Film mit Romy Schneider), die kasernierte Frauenliebe, die frische Luft eines Frühlingsmorgens in der wilhelminischen Ära, mit im Hintergund klischee-bimmelnder Garnisonskirche Potsdam „üb immer Treu und Redlichkeit“ unter dem sapphischen Regenbogenfarben des ZA.

  • vor dem Haus –

Alex diMarci ließ sich in den Wagen ihrer Cousine fallen, die auf sie gewartet hatte.
„Uff…“
„Was? War er ansprechbar?
„Ach Dani… Wenn ich nicht gewußt hätte, daß das der Chef ist, hätte ich wahrscheinlich laut losgelacht. Naja… ich hab jedenfalls meine Urkunde, meinen Auftrag -und meine Beförderung!“
Alex‘ Cousine – Gräfin Daniela-Ghislaine Freiin von Geiselhardt-diMarci – zog die Augenbraue hoch… „Dann sind wir ja jetzt beide Oberschwester?!“
„Ist das schlimm?“
„Nee… ich bin ja nicht mehr aktiv im ZA – ich gönn dir das. Ich soll demnächst auch befördert werden. Ministerialdirigentin und die Kink-Aufsichtsbehörde leiten, zumindest erstmal kommissarisch.“
Sie startete den Wagen und fuhr los.
„Kink-Aufsichtsbehörde? Was soll das denn sein?“
„Ach unser lieber Chef hat befunden, daß die Perversen zum pervers sein zu blöd und zu zerstritten sind. Wir sollen da mit der Macht unserer Bürokratie mal aufräumen. Letzenendes gehts auch um Frauenrechte und Feminismus. So Leute wie Ophelia..“
„Wer? Muß ich die kennen?“
„Nee, is‘ nicht weiter wichtig…“

Die Gräfin brachte ihre Cousine Alex zum Flughafen -oder besser- Lufthafen, wie das hier hieß. Nach heftiger Umarmung und Abschiedskuß an der Abfertigung, machte sich Alex auf den Weg.
Am International Airport Los Santos 8 Stunden später verließ eine junge Frau mit Undercutfrisur, in lockeres Top, Shorts und Sneakern gekleidet Kaugummi kauend das Gebäude. Keine Stiefel mehr, keine Uniform, kein Glockenspiel.
Nur noch ein regenbogenfarbenes Lederarmband am rechten Handgelenk.
Sie fand den Kontaktmann, der sie abholen sollte: einen Afroamerikaner mit Lowrider. Ein richtiger „Gangsta-Nigga“. Sie schmieß ihm ihre Reisetasche vor die Füße, liftete die Sonnenbrille und fragte den überraschten möchte-gern Gangster: „Are you Lamar?“

…to be continued…