das Knicklicht

DIES IST MEIN ERSTER BEITRAG ZUR #BlogParade. bzw. DEM PROJEKT #DreiWortStory. ICH HATTE 3 WÖRTER VORGEGEBEN BEKOMMEN. AUFGRUND VON AUSGRÜNDEN, MUß ICH MEINEN BEITRAG IN ZWEI BILDER TEILEN. HIER DAS BILD NUMMER 1:

Zu den wichtigsten Problemen der internationalen Frauenbewegung und den Kampf für Frauenrechte gehört es zu allervörderst, daß sich Frauen schon sexuell übergriffig mißbrauchsnah behandelt fühlen, wenn ein Mann sie auch nur von weitem anlächelt. So ist das zumindest auf twitter.
Da twitter aber nichts mit der realen Welt zu tun hat, kommen wir zu etwas handfesterem:

In den landschaftlich schönen Ländern des Balkans, irgendwo zwischen Transnistrien (ein Land, das besser nicht von Transmenschen betreten werden sollte) und der griechischen Grenze, zwischen Klagenfurt und Tirana gibt es sie noch: die Garagenkeller.
Wo 12,13 14 jährige Mädchen auf schimmeligen Matratzen von „professionellen Stechern“ „eingeritten“ werden, d.h. sie werden durch sexualisierte Gewalt und Mißbrauch gefügig gemacht, um sie dann in westeuropäischen Menschenhändlerringen dem (Edel- und Sonderwunsch-) Prostitutionsgewerbe zuzuführen.
So auch in einem speziellen Fall, einem verschlafenen Nest namens Târfă. Hier hatten einst die Kommunisten in den 50er Jahren in speziellen Gefängnissen politische Oppositionelle so lange psychisch gefoltert, bis die Gefangenen sich gegenseitig bei der Geheimpolizei denunzierten, den Kommunismus priesen und ihre eigene Exkremente aßen. Hier hatte Ceaușescu eines seiner Waisenhäuser, in dem viele unschuldige verwahrloste Kinder bei völliger Dunkelheit in ihrem eigenen Kot und Erbrochenen sitzend ein nichtmal tierwürdiges Dasein fristen mußten.
Und hier wurden und werden immer noch, jetzt 2020, minderjährige Mädchen „einegritten“. Mißbraucht und gefügig gemacht.

Wenn in Westdeutschland oder Frankreich, in Großbritannien oder den Vereinigten Staaten, ein Millionär eine 12jährige vögeln will, dann tut er das. Er kann sich das Fickzeug im Internet bestellen – und bekommt es auch nach maximal zwei Wochen Wartezeit geliefert.
Es sind nicht nur Millionäre, es sind Staatssekretäre, Vorstandschefs, die sowas tun. Männer, für die Edelprostituierte wie Ophelia, Remi oder MarieMoreau bloße nette Zwischendurchficks sind. Und auch nur, wenn man sich dazu herabläßt. Was wirklich in den Wochenendbungalows der reichen Männer Westeuropas und Nordamerikas vorsichgeht, davon können gewöhnliche Kit-Kat-Club-Besucher nur feucht träumen. Und alle anderen nachgeordneten, dh. sexpositiven, feministischen, bdsm-angehauchten deutschen Twitteraccounts können sich das nicht mal ansatzweise vorstellen.

Nun steht es außer Frage, daß hier Unrecht geschieht. Unrecht an jungen Frauen und Mädchen. Was ist also zu tun? Die Polizei rufen? Etwa die Polizei eines solchen Balkanstaates? Der örtliche Polizeichef riecht nicht nur nach Wodka und Knoblauch: Er ist auch der Bruder des Besitzers der Kellergarage von Târfă.
Europol? – also bitte! Es soll ja auch mal was getan werden, nicht nur gut gemeint.
Interpol? – Trotz Gelegenheitstreffern gegen das internationale organisierte Verbrechen: aber bitte… solch eine Kragenweite ist illusorisch. Die zuständigen Staatssekretäre sind im übrigen in der Kundenkartei.

Nun ist es aber mal so, daß es im Lande des Chefs, wie in jedem anderen souveränen Land auch, eine eigene Armee gibt. Mit ihren Teilstreitkräften. Heer, Marine und Luftwaffe.
Und es gibt Länder, in denen gibt es noch eine vierte, zB die Nationalgarde. Im Lande des Chefs ist das das „Waffen-ZA„.
Bevor Sie sich erschrecken: 1. ja ich weiß wonach das klingt. aber 2. ist eine politisch-inhaltliche Nähe aus der Natur der Sache heraus unwahrscheinlich.
Das ZA ist eine Organisation ausschließlich von und für Frauen. Homo- und bisexuelle junge Frauen. Sehr karitativ, mit Frauenhäusern, Bildungseinrichtungen, Schulen und Krankenhäusern.

Aber es gibt da eben auch diese sehr, sehr kleine Eliteeinheit, das „Waffen-ZA“. Explizit junge homo- oder wenigstens bisexuelle Frauen, die sich freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet haben – um unterdrückten Frauen auf der ganzen Welt zu helfen.
Ausrüstung, Bewaffnung und Drill sind allerdings sooo preußisch-doitsch, daß der unbedarfte Betrachter verzweifelt auf den Guido-Knopp-Knopf drücken möchte. Exerziert wird im Stechschritt, die Uniformen sind feldgrau mit Stehkragen, die Kragenspiegel schwarz mit doppeltem silbernen Venuszeichen (ein paar faschistoide Anleihen nimmt man sich doch) – erst seit neuestem sind die Schulterlitzen regenbogenfarben.

Auch die Ausbildung ist hart und brutal: Alles, was man körperlich einem jungen Menschen abverlangen kann, wird ihnen abverlangt. Normalerweise bringen Frauen 70% der Körperleistung einer vergleichbaren Männergruppe.
Das Waffen-ZA ist stolz auf seine 83% Vergleichsleistung. Die Nahkampf-, Überlebens- und sonstigen Trainings orientieren sich nicht an Luschenvereinen wie den Navy-Seals oder der Bundeswehr. Nein, diese Mädchen im Alter von 17-27 Jahren, robben nach Methoden der franzöischen Fremdenlegion, der Waffen-SS und der israelischen Armee durch den Schlamm, springen über Stacheldraht, graben sich ein, verschmelzen mit dem Wald.
Meist aus schwierigen Familienverhältnissen (saufende Mutter oder grabschender Vater oder saufend+grabschender Onkel etc.) stammend, und wie leider immer noch viel zu viel üblich, unsicher über das anerkennen, selbstfinden und ausleben der eigenen sexuellen Orientierung, finden diese jungen Frauen im ZA (und besonders im Waffen-ZA) ihre Heimat. Ihre „Gruppe“, der sie sich zugehörig fühlen.
Die bereits verstorbene Gründerin des ZA, Sally o’Connor, hatte das dem ZA so ins Stammbuch geschrieben – und auch die derzeitige „Oberlesbe-ZA“ (ja, wie Reichsführer-SS), Johanna deClerk änderte nichts daran. Es gab einen Korpsgeist, auf den sie eingeschworen wurden: Von der einfachen Kampflesbe, über die Schwester, Großschwester, Oberschwester bishin rauf zur Oberlesbe.
Nun wäre es aber falsch anzunehmen, das „Waffen-ZA“ als „den bewaffneten Arm der LGBTQ+ Bewegung“ zu bezeichnen: „Und wenn tausend Schwule und Transen wehklagend am Wegesrand liegen, die Kolonne des ZA marschiert unbeirrt weiter voran für die lesbische Weltrevolution!“ – so ein Ausspruch, über deren Urheberin sich der wohlwollende Mantel des Schweigens hüllt.
Ebenso das Bekenntnis „Das ZA fürchtet Gott- sonst nichts auf der Welt!“ ist in Verbindung mit der Tatsache, daß innerhalb des ZA Frauen sogar nach kirchlich-katholischem Ritus heiraten dürfen (Hierfür hat der Chef ein eigenes Konkordat zwischen ihm und dem heiligen Stuhl ausgehandelt!) und der Aussicht auf Hinterbliebenenpension der Lebenspartnerin („Ehefrau“), Dienstdildo und voller Lohnfortzahlung im Vollrauschfall wenig geeignet, das „Zentralamt für Missionierung und Bekehrung zur lesbischen Liebe“ -kurz „ZA“- zu einem sympathischen Verein zu machen.

Aber dieses Land hat nun mal dieses Instrument einer besonderen Spezialeinheit. Tja nun.
Mehrere hundert Kilometer nordwestlich des Balkans: Es ist Anfang September. Der erste Herbststurm weht pfeifend durch die Tannenwipfel eines recht deutsch wirkenden Mittelgebirges.
Es ist 5:30 Uhr morgens: Ein Trupp von 47 Kampflesben, geführt von zwei Schwestern und einer Oberschwester ist völlig übernächtigt – und trotzdem voller Endorphine: Sie haben die Ausbildung endlich hinter sich! Der Drill ist vorbei! Nie wieder stundenlang im Stechschritt über den Kasernenhof, nie wieder sinnloses aufspringen, hinlegen, rennen, hinlegen, aufspringen -nachts und unter Wasser. Vorgestern sind sie aus 5000m Höhe aus einem Flugzeug gesprungen, hatten 50km zu Fuß zurückgelegt, auf dem Bauch robbend, waren durch eiskalte Bäche geschwommen, hatten biwakiert, lieber das Moos aus der medizinischen Grundausbildung gegen die Regelblutung benutzt, als das vorgeschriebene höchst fragwürdige Diensttampon aus kratzigem Zellstoff der Marke „Aurora“, das mehr Blutungen verursachte, als das es sie aufsog: Es war nun alles scheiß egal. Sie hatten es fast geschafft.
Die 26jährige Oberschwester, die die „Ausbildungskompanie Nr.2“ kommandierte, schrie ein letztes Mal mit kratziger Stimme: „Aaaaabteilung stillgestanden!
Müde Gesichter, schwarz von Ruß, Lehm und Tarnfarbe, drehten sich um. Koppelschlösser mit der Aufschrift „Sappho mit uns!“ wurden ein letztes Mal gerichtet. Das FG42 ein letztes Mal gesichert und geschultert.
Wenn ich sage stillgestanden, dann steht ihr stramm und preßt die Fotze zusammen, das ein 5-Markstück die Prägung verliert, ist das klar?!
Jawohl Frau Oberschwester!“ krächzte es aus 45 heiseren Mädchenkehlen zurück.
Iiiin Marschformation: Aaabteilung Marsch!
Die beiden Schwestern bellten ihre Züge an, wie Schäferhunde, die ihre Herde zusammenhalten.
Und dann ging es auf die letzten 7 Kilometer ihrer Ausbildung: Einfacher Marsch durch den frühen Herbstmorgen. Im Dunkeln. Im Sturmesrauschen, das durch die Tannenspitzen pfiff.
Die Luft war ungewöhnlich drückend warm, als sie sich über das Kopfsteinpflaster der Landstraße in Bewegung setzten.
Schon in einer Woche stand für manche Mädchen der „Ausbildungskompanie Nr.2“ der erste echte, wirkliche Einsatz an:

Sie sollten mit dem Fallschirm über einer Stadt auf dem Balkan abspringen, und minderjährige Mädchen aus der Gewalt ihrer Peiniger befreien. Wenn es sein mußte, mit Waffengewalt.
Doch das wußten sie jetzt noch nicht.
Jetzt dachten sie nur daran, das es nur noch sieben Kilometer bis zum Ende waren. Sieben Kilometer, in denen die Blasen an den Füßen icht mehr weh taten, in denen die Sport-BHs unter der Uniform auch nicht mehr drückten… einfach nur noch sieben Kilometer – und dann ins Bett fallen, sich besaufen. Und die Oberlesbe-ZA, den Chef, den Papst oder Gott und wen zur fickenden Hölle auch immer „einfach nen guten Mann sein lassen“. Alles, was jetzt zählte, war das Divisionsbesäufnis und die anstehenden Beförderungen. Und einfach nur ein Bett, in das man sich fallen lassen konnte.

Die Oberschwester hatte noch einen letzten motivierenden Einfall: „Eiin Liiieeed!
Und zum letzten Mal, endorphingeschwängert, voll mit Pervitin und und Selbstbewußtsein sangen sie mit heiseren Mädchenstimmchen ihr Lied:

Ja wer marschiert /
in Männerland /
und singt ein Teufelslied?
Ein Mädel steht am Rheinesstrand /
und leise summt sie mit /
Wir scheißen auf unten und oben /
Und uns kann die ganze Welt /
Verfluchen oder auch loben /
Grad wie es ihr wohl gefällt /

Wo wir sind / da ist immer vorne /
Und der Teufel / der lacht noch dazu /
ha ha hahaha /
Wir kämpfen für Sappho / den Frauen zur Wehre /
die Männer komm’n nicht mehr zur Ruh‘ /

Da es noch dunkel war, trug die Erste in der Marschkolonne ein grünes, und die Letzte der Marschkolonne – zur Kenntlichmachung der Kolonne gegen den Straßenverkehr ein rotes KNICKLICHT.

Teilnehmer der Blogparade:

01.10.2020 https://training-of-o.de/blog/2020/10/01/strandkorb-t-rex-catnails-dreiwortstory-blogparade-for-provokrokant/

04.10.2020 https://senior525.wordpress.com/2020/10/06/das-knicklicht/

10.10.2020 https://bdsmkettensklave.wordpress.com/

13.10.2020 https://provokrokant.wordpress.com/

15.10.2020 https://sofiesgeheimewelt.wordpress.com/

16.10.2020 https://www.sarah-blume.de/2020/10/16/erdbeermarmelade-ropemarks-schwimmbad-dreiwortstory-blogparade-for-positivchen/

#Blogparade

O.N.S. – oder: die Geister, die ich schlief.

ONS:

1.: Bezeichnung innerhalb des Konvoi-Geleitzugsystems der Alliierten während des zweiten Weltlkrieges im Nordatlantik für Geleitzüge langsamer Geschwindigkeit von Großbritannien nach Nordamerika. „Outbound from the British Isles to North America. Slowly.“

Orrr…Martin…schnarch. Verschone uns mit Seefahrtsgeschichte!
(mürrisches Augenrollen meinerseits)

2.: afrikaans für „wir“.
Schnarch! Verschone uns mit Sprachunterricht.
(unwirsches Papier-beiseite-gelege meinerseits. seufzen.)
Na schön. Da habt ihr doch drauf gewartet:

(das folgende bezieht sich nicht nur auf einmalige Treffen, sondern auch a) auf lange Antextungs-Prozesse vie WA oder telegram, die nie einen physischen Abschluß gefunden haben, als auch b) auf Treffen, die sich einige wenige Male wiederholten, dann aber „eingeschlafen“ sind).

3.: One-Night-Stand.
eine im Prinzip einmalige sexuelle Begegnung„. Soweit das Lexikon.

Wenn ich zu einer Frau sage, „Mädchen, du bist einmalig!“, dann sehr vereehrte Damenwelt, is it not intended to be an One-Night-Stand, its more or less a compliment. An apprecitaion of your very personality, for gods sake! My choice of words may sometimes seem to be over-classical – aber verfickt und zugenäht: Eben weil ich wohl dem feedbäckischen Vernehmen nach so gut mit Worten umgehen kann (oben wie untenrum), schauen wir uns jetzt in die Augen. Apropos meine Augen: Die hab ich „nur“ genetisch so geerbt, aber es freut mich, wenn sie euch gefallen. Nur aber eben dazu muß man mir auch in die selbigen schauen. Live. Face to face.

Wo bleibt die Wertschätzung des einzelnen menschlichen Sexualkontakts?
Ist es nicht so, als umgäbe jedes Paar, das miteinander schläft, eine kleine (zärtliche) „Aura des Heiligen“?
Aber vielleicht ist es eben diese Zerbrechlichkeit. Vielleicht bin ich als Historiker zu sehr eine Persönlichkeit, die sich mit vergangenen Momenten beschäftigt.
Aber als guter Historiker möchte ich vergangenen Momenten nicht nur gedenken – eingedenk guter Museumsdidaktik möchte ich vielleicht die Momente bewahren, das Feuer am brennen erhalten – wieder erlebbar zu machen. Und vielleicht scheitert mein gut gemeinter geistiger Anspruch an den liderlichen, flüchtigen Realitäten; who knows -.-

Wieviele Ehemänner habe ich schon gehörnt, in dem ich ihre Frau gefickt habe?
Wievielen (kleinen) Kindern habe ich die Mama für eine oder mehr Nächte „entführt“, in dem ich sie festgebunden, geschlagen und in den Arsch gefickt habe?
Wie oft steckte hinter der „Freundin, die ich besuche, Papa/Oma/Opa/[andere Freundin] passen heut auf dich auf“ meine Wenigkeit?
Und was ist mit den Unabhängigen? Den Frauen, die es sich, ohne Rücksicht auf irgendjemand nehmen zu müssen, leisten konnten?

Alle sie haben gegen das oberste Gebot der Vernunft (und des güldenen Buches, aber das nur nebenbei) verstoßen:
das erste(!) (Blinddate) Treffen mit dem Kerl.
Bei ihm zu Hause.
Mit Aussicht auf sexuelle Handlungen.
Und zwar solchen, die das bürgerliche Normalmaß überschreiten.
SOWAS TUT FRAU NICHT.
(Ophelia und die anderen Erklärbärchen haben mit den, diese Umstände betreffenden, Warnhinweisen absolut recht. Nur: Ausgerechnet ich „ernähre“ mich von diesen seltenen, ungehorsamen Ausnahmen. Ich kann nämlich nicht von meiner kleinen Insel hier raus. Ich bin auf mutige Frauen angewiesen.) ( I know, thats deep)

Und dennoch: sie waren hier. Übernachtung mit Frühstück.
ES GIBT KEINE VIELFICKER-BONUSMEILEN. Hinter meinen was auch immer-bei-Frauen-auslösendenen Augen sitzt nämlich ein reichlich ernster Geist, der jeden einzelnen Menschen, jede einzelne Frau, die ich „kennenlerne“ (in Schlafzimmer-hafter Bedeutung des Wortes) als einzele, wertzuschätzende Person wahrnimmt.
Wir haben uns doch geschrieben. Ich weiß leidlich um Deine Lebensumstände bescheid. Wir haben vielleicht sogar telefoniert. Uns Bilder geschickt. Ich weiß, wie du aussiehst, was du machst, was dich umtreibt. Weil ich dich als Mensch wertschätze – und ja. Auch: Weil ich dich attraktiv finde, und mit dir schlafen möchte/wollte.
Niemand, NIIIEEEMAND wird, hier in meinem Kopf als „abzuhakender Fick“ betrachtet. Das wäre unmenschlich, barbarisch, und unter meiner – und vor allem: Unter Deiner Würde.
Denn es wohnt dem Beischlaf zweier Menschen eine unveräußerliche Würde inne. Sie ist nicht revidierbar (rückgängig zu machen), nicht negierbar (zu verneinen) und nicht verhandelbar.
Sie ist wahrhaftig.
Weil sie aber „wahrhaftig“ ist, also wahr, und haftend, unsauslöschbar:
WARUM ZUM GEIER habe ich das Gefühl, als ich betrachte alte schwarz-weiß Fotos, die vor meinen Augen immer mehr verbleichen und zu Staub zerfallen?

Und die, die nicht hier waren: Wir haben uns geschrieben. Uns ausgetauscht. Uns angenähert. Sind intim geworden, soweit es Worte und Bildnachrichten zulassen. Wir leben im 21. Jahrhundert – da ist eben vieles digital und nicht analog real. Aber dennoch. Wir waren uns nahe. Du warst feucht und er war hart. Weißt du noch???
Warum ist das nun alles weg? Allein aus der Angst heraus, selbst keine austauschbare Nummer zu sein, bist du es für mich auch nicht. Aus Respekt, Anstand und Würde.
Aber warum ist es dann so still geworden?

Was ich akzeptieren kann, ist, wenn Du Dein Glück gefunden hast. No problem with that. Da bin ich der erste, der aus Achtung und Anstand heraus wieder artig zurück ins Glied tritt.
Ich möchte, das es Dir gut geht. Eben, weil ich Dich wertschätze.

Was ich aber nicht verstehen kann, was mich schmerzt, ist dieses Gefühl, einem Geist begegnet zu sein.
Wie zwei Schiffe, die sich (in mitten eines Sturmes) auf dem Ozean angenähert haben. Auf Funkkontakt, oder gar auf Sichtkontakt. Und sich dann einfach wieder aus den Augen verloren haben.
Dieses…. „wieder verschwinden“… einfach so. Es erinnert an einen tragischen Schiffuntergang. Ohne Überlebenden.
Herrgottnochmal – wir haben miteinander geschlafen!
Wir haben mit einander geschrieben. Bilder ausgetauscht. Obenrum und untenrum.
Und nun sinkt das ganze stumm unter Wasser. Als wäre nie etwas gewesen.
Bildlich gesprochen suche ich die Wasseroberfläche ab. „Was war das denn? Einfach so weg? Verschwunden? Spurlos? War das eine Fata Morgana?“

„DREI WOCHEN MITEINANDER SCHREIBEN – du kommst zu mir – wir verbringen eine Nacht miteinander – und dann: Schwupps. Aus. Nichts mehr.“
Man gestatte mir an dieser Stelle ein vulgäres Wort:
Das ist doch Scheiße?!

Ich dachte immer Mädchen seien emotionaler reifer als Jungs.
Tatsache ist, das die Mädchen erwachsene Frauen sind und ich bin ein erwachsener Mann.
Und trotzdem: ich bin verbittert, traurig und enttäuscht. Und allein.
Ich hasse es.
In meinem Inneren gibt es eine Art „Ablagesystem“. Es nennt sich „die Straße nach Capua.“
Im im ditten Teil „Caius“-Trilogie wird die antike Straße von Rom nach Capua beschrieben: Ein Mausoleum reiht sich links und rechts an das nächste.
Und in meinem Inneren gibt es eine ebensolche Straße. Doch hier werden keine toten Menschen begraben. Eher Erinnerungen aufbewahrt.
Für jede Frau eines. Mit all den Textnachrichten, Sprachnachrichten, den Bildern, den gemeinsamen Nächten. Jede einzelne bekommt ihr eigenes Mausoleum.
Zur Aufbewahrung, nicht zur Bestattung.
Ich begrabe nicht.
Sowas begräbt sich leider von selber.

Ich möchte Dich (wieder) sehen. Einmal (resp. nur mal heftig miteinander schreiben) ist mir zu billig.
Verzeihe mir, wenn ich nicht die Kraft hatte, mich „schnell genug“ wieder von selbst zu melden.
Aber vergessen habe ich Dich nicht.

Vielleicht spricht so vieles gegen mich – aber, wenn es etwas gibt, das ich auszeichnet, so möchte ich behaupten, so ist es mein Gedächtnis und meine Wahrhaftigkeit.
Beliebigkeit ist mir fremd.

Das heißt nicht, das ich dich heiraten möchte. Das heißt auch nicht, das ich mir ein Leben mit dir vorstelle. Aber diese ungezwungene Art unseres Zusammenseins – dieses kleine Fünkchen Leichtigkeit, das fehlt mir.
Und ich habe Angst, das es dir nicht fehlt.

Ich möchte nicht jeden One-Night-Stand meines Lebens wiederholen.
Aber für die meisten gilt:

Warum war das nur einmal? Hätten wir uns nicht noch ein klein wenig mehr zu geben gehabt?
Wahrscheinlich bin ich ein Romantiker. Denn es beschleicht mich die Angst, du hast mich längst vergessen.

[Nachtrag-Block zur selbstkritischen Ergänzung:
Mir fehlt bisweilen die schiere Kraft, das Selbstvertrauen und die Zuversicht, mich von mir aus wieder zu melden. Denn um keinen Preis der Welt möchte oich als ein Typ dastehen, der „um einen Fick bettelt“. Das ist mir zuwider, und ungeachtet sämtlicher gemeinsam vorhandener Phantasien: Das ist nicht meine Art. Ich mag einfach aus Anstand heraus nicht stören wollen. Und manchmal, da fehlt mir einfach auch die Kraft dazu. Weil auch ich nur ein Mensch bin, mit seinen eigenen Sorgen und Nöten. Aber weißt du… unser gemeinsames „Bild“ – so schwarz-weiß und verblichen es auch sein mag… ich habs noch. Ich bewahre es auf. Es ist nicht vergessen. Denn ich bin Martin, der Historiker. Ich lege selbst so emotionale Dinge wie diese unter einem Aktenzeichen ab – nicht um zu vergessen, sondern um dich wiederfinden zu können.
Aber während ich so stumm und nachdenklich die Aktenzeichen meines WA-Nachrichten rauf und runterscrolle, habe ich so große Angst, du seiest nur ein Geist, den ich mir eingebildet habe.
Und ich sei nicht mehr als ein Geist, den du schon längst vergessen hast.]

Martin.

mein Wort zum Weltfrauentag

Ich möchte etwas zum Weltfrauentag sagen.

Ich habe heute auf twitter mitverfolgen können, wie die einen versucht haben, auf Frauen in besonderen Situationen hinzuweisen (alleinerziehend, ungleiche Bezahlung, Rechte etc.), und wie andere versucht haben, mit möglichst unsexistischen Wortspielereien Erfolg und Applaus zu erhaschen, da diese Wortspielereien doch einen versteckten Chauvinismus in sich bargen. Diese, auf das Phänomen des Feminismus abzielenden Bemerkungen, aber ebenso die mahnenden Worte kamen übrigens von twitterern beiderlei Geschlechts.

Ich möchte auch etwas zu dem Thema sagen. Aber meine Worte passen nicht alle in einen tweet.

Man könnte sicherlich einwenden: „Mundorf, bei dem, was du des nächtens so an Bildern postest, kann es mit deinem Frauenbild nicht weit her sein. Ist ja ekelhaft, diese ganzen Ketten, Seile usw.“

Könnte man meinen. Aber diese Bilder nur #ntl sind zum ersten: ganz ordinäres, billiges Balzverhalten. So, wie die Bilder der anderen twitter-user, die diesem Themenkreis etwas abgewinnen können, auch. Und zum zweiten: Es handelt sich hierbei um den Ausdruck von Handlungen, die zwei gleichberechtigte, gleich vollwertige Menschen im gegenseitigen Einvernehmen aus einer gewissen (Zu-)Neigung heraus tun. Das sagt nichts, aber rein gar nichts, über mein Frauenbild aus.

Und damit komme ich zum eigentlichen Punkt: Der Gleichberechtigung.

Ich habe schon im Kindergarten und in der Grundschule nicht verstanden, was der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen eigentlich soll. Ich, als Junge, habe mich mehr zu den Mädchen hingezogen gefühlt, weil sie weniger raufboldig und geistig wacher waren, als die anderen Jungen. Und schon damals habe ich nicht verstanden, warum Männer und Frauen, bei gleicher Arbeit unterschiedlich bezahlt werden.

Oder warum es Länder auf der Welt gibt, in denen Mädchen nicht zur Schule gehen dürfen, oder nicht Fahrrad fahren dürfen oder Fußball spielen dürfen. (Erst vorgestern hab ich ja etwas dementsprechendes getwittert – angesichts einer Dokumentation über Afghanistan). Oder warum es Länder gibt, in denen Frauen nicht autofahren dürfen.

Oder warum man früher hierzulande, und leider, wenngleich in schwächerer Form, heute noch, alleinerziehende Mütter (oft genug von Männern sitzengelassene Mütter!) als Menschen zweiter Klasse behandelt.

Und dieses Unverständnis für diese Ungleichheiten habe ich trotz der Tatsache entwickelt, daß ich so sozialisiert worden bin, wie wohl die meisten von uns: Mädchen rosa, Jungen blau. Mädchen Röcke, Jungen Hosen. Mädchen lange Haare,  Jungen kurze Haare. Und ehrlich gesagt habe ich mit solchen „konservativen Unterscheidungsmerkmalen“ auch kein Problem, nur die sich daraus ergebende Folgerung ist bei mir zumindest gleichberechtigend und wertneutral: d.h. optische Unterscheidung gemäß gesellschaftlicher Konventionen ist ok – aber trotzdem sind für mich alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gleich, d.h. auch gleich-berechtigt.

Und vielleicht, weil ich eben aus dieser konservativen Prägung heraus komme, tue ich mich schwer, mit dem „aktiven Feminismus“, dem gendern aller Wörter und Wörtinnen, dem akzeptieren, das es Eltern gibt, die ihre Jungens Röcke anziehen lassen („wenn er das möche, ist es ok“). Gerade an dem Punkt fällt mir Verständnis sehr, sehr schwer – ist es da nicht mehr die „Ideologie“ der Eltern, die dem Kind etwas mitgibt? Aus meiner Erfahrung als „ehemaliger Junge“ vermute ich für meinen Teil, das es für Jungen manchmal noch wichtiger ist, zu einer Gruppe (anderer Jungen) dazuzugehören, da kann auch der gut gemeinte Rock der Freiheit manchmal ein Nachteil sein – aber das ist nur meine subjektive Vermutung.

Was ich eigentlich sagen will: Ich komme zwar von einem „Heimatplaneten“ der unterschiedlichen Geschlechterrollen und Merkmale, und mir fehlt auch manchesmal das Verständnis für den Eifer des feministischen Kampfgeistes, aber ich sehe sehr wohl die Ungerechtigkeiten, und möchte diese Ungerechtigkeiten nicht.

Leider kann ich selbst nicht viel anderes tun, als durch konsequentes „vorleben“ von Gleichberechtigung, denjenigen Frauen, denen ich im Alltag begegne, nach bestem Wissen und Gewissen das Gefühl zu vermitteln, daß ich sie als absolut gleichgestellt betrachte und dementsprechend auch respektiere und behandele. Jedesmal, wenn ich gewahr werde, daß ein Mann eine Frau herabwürdigend behandelt, dann bringt mich das in Rage.

Nun leben wir hier in einem Land, in dem nicht nur Frauen Autos und Fahrräder fahren dürfen,sondern auch Fußball spielen dürfen. Und dennoch: Jedes ehemalige Mädchen, das als Kind mit den Jungs auf Bäume geklettert ist, anstatt mit Puppen zu spielen, und das nun als alleinerziehende Mutter, Bier aus der Flasche trinkend und fußball guckend auf der Couch liegt und twittert: Sie verdient weniger Geld, als der Mann, der den gleichen Job hat. Und das ist falsch.

Und es ist trotzdem immer noch falsch,  wenngleich diese Frau eine ungeahnte Freiheit gegenüber denjenigen Frauen genießt, die anderswo auf der Welt nicht einmal ohne Erlaubnis eines männlichen Verwandten die Haustüre verlassen dürfen. Wie in Indien, in der islamischen Welt oder in Afrika. Wo junge Mädchen heute immer noch entsetzlich körperlich und seelisch verstümmelt werden, aus einem archaischen, falsch verstandenen Rollen und Menschenbild.

Die meisten von uns werden auch nicht viel mehr anderes machen können als ich: durch konsequentes Leben des Wertes, der da Gleichberechtigung heißt. Durch das aktive gleich-berechtigen der Geschlechter, wo und wann wir nur können. Ich persönlich muß dafür nicht hinter jedes Wort ein *innen setzen, aber wenns drauf ankommt, bin ich mit im Boot. Die Hoffnung ist, das es eines Tages, solche Tage „der Frauen“, „der Kinder“ etc. nicht mehr geben muß, weil die Übel, an die diese erinnern, überwunden sind.

Und vielleicht erspart uns das auch dämliche pseudo-nicht-sexistische Wortfetzereien auf twitter.

 

 

Das 104. Kamel – Bäder Lesben und Delphine Teil7

Ich mußte doch tatsächlich auf meiner Pritsche eingeschlafen sein. Denn als ich die Augen öffnete, kam mir alles so unwirklich und verändert vor. Für einen Moment nahm ich meine Umgebung wie durch Watte wahr.
Ich rieb mir die Augen, und traute meinen Ohren nicht recht: Ziemlichen Mist hatte ich wohl so eben geträumt, und nun spielte offenbar das Radio über die Bordsprechanlage Max Giesingers´ „Wenn sie tanzt“.
Mit einem Mal wurde ich sehr melancholisch. „Wofür bin ich hier eigentlich? Worum geht’s hier?“ dachte ich so bei mir.
Es gibt ja diese Momente, wo einen scheinbar grundlos Tränen übermannen. Ich war verwirrt.
In diesem Augenblick wurde der Vorhang vor meinem Kabuff ein Stück zur Seite gezogen, und Kerstin steckte ihren Kopf hinein.
„Martin…du bist wach. Gut, hatte ich also richtig gehört.“
Sie sah mich an, und wurde offenbar meines Zustandes gewahr. „Was´n mit dir los?“ sie setzte sich zu mir.
„Ach ich weiß nicht… ich frage mich gerade, was wir hier eigentlich machen. Das Lied… meine Gedanken. Ich mußte gerade an die Frauen in meiner twitter-Timeline denken. Verrückt was?“
Kerstin sah mich kurz an, stand wieder auf, beugte sich durch den Vorhang nach draußen und schrie nur: „Musik aus!“

Durch den Spalt im Vorhang konnte ich erkennen, wie der Funkgast aus Castrop-Rauxel zusammenzuckte, und sich beeilte und die Bordsprechanlage samt Radio auszuschalten.
Sie setzte sich wieder zu mir. „So, und nun nochmal von vorn: Was ist los?“
„Kerstin, was machen wir hier eigentlich? Warum sind wir hier?“
„Wir retten hier gerade die Welt, Martin.“
„Sollten wir nicht lieber versuchen, unglückliche Menschen glücklich zu machen?“
„Du meinst, so wie wir früher unglückliche Mädchen eingefangen oder besser aufgesammelt haben, willst du unglückliche Frauen aufsammeln und aufheben?“
„Keine Ahnung. Aber weißt du… gerade das Lied da eben“ (und ich wunderte mich erst jetzt in diesem Moment, das wir überhaupt ein Radio an Bord hatten) „das hat mich dran erinnert, das ich eigentlich was anderes will, als, das was ich im Moment tue…“
„Uboot-fahren?“
„Ach Kerstin, du weißt was ich meine…!“
„Martin…! Du möchtest traurigen Menschen helfen. Allenzuvörderst: Frauen. Frauen, die sich auf irgendeine Art und Weise alleine gelassen fühlen. So hab ich das jedenfalls verstanden. Und wenn dann noch gegenseitiges Interesse beiderseitiger Natur aus der Rubrik hau&fessel besteht, umso besser für dich. Aber damit das auch weiterhin funktioniert, muß die Welt einigermaßen im Takt bleiben. Und dazu gehört, das niemand mit einer Atombombe einen dritten Weltkrieg auslöst, und um das zu verhindern, sind wir hier!“
„…Ich kann sie aber nicht alle retten, Kerstin. Und dabei gibt es sie da draußen. Ich lese ihre tweets Tag für Tag…“ ich machte eine Pause. In Gedanken sah ich zig Avatarbilder vor meinem geistigen Auge hoch und runter scrollen. „Genausowenig, wie ein paar junge Frauen in antiqierten Uniformen mit antiquierten Waffen zusammen mit ein ein paar humanoiden Kaninchen den Lauf der Weltgeschichte verändern können…“
„Orrrr Martin!“
„Is´ doch wahr. Die Welt kann man nur durch besseres Verständnis retten. Darum bin ich Historiker geworden. Man muß die Zusammenhänge verstehen, um angemessen reagieren zu können. Und als guter Historiker fängt man vorne in der Zivilisationsgeschichte an. Die Steinzeit, Stonehenge, Ägypten, die Griechen, die Römer: alles das ist eine logische Abfolge von Entwicklungen. Genau so, wie alles was danach kommt bis in die Gegenwart hinein. Und dann kann man auch mit Trump, dem Islam und weiß der Kuckuck was noch richtig einordnen. Und man kann en passant auch noch Menschen helfen. In dem man ihnen die Welt erklärt. Mein Problem ist… mir hört niemand zu…“ ich begann wieder zu grübeln, versuchte meine Gedanken in eine logische Reihe zu bringen.
Kerstin unterbrach mich aber wieder in eben jenen meinen Gedanken, in dem sie mich unsanft in die Seite stieß.
„Martin… du hängst in einem Gedanken-Loch. Du redest wirr! Komm hoch mit dir!“
„Was?“
„Ja! Steh auf jetzt! Du brauchst jetzt nen Kaffee! In der O-Messe haben wir genug davon!“ sie zerrte an mir, bis ich mich genötigt sah, aufzustehen und ihr, immer noch etwas gedankenversunken, in die Offiziersmesse hinterhertappte.

„Wir sind übrigens schon fast am Ziel. Du hast 12 Stunden geschlafen. Ich wollte dich nicht wecken lassen.“
„Was?“
„Ja. Wir sind zwei Stunden nachdem du dich hingelegt hast, wieder aufgetaucht, und erst vor 20 Minuten wieder runter um zu horchen. Nix zu hören – und jetzt tigern wir uns langsam an den vereinbarten Landungspunkt ran. Morgen früh tauchen wir bei Sonnenaufgang auf, und gehen an Land.“
„Aha.“ brummte ich nur. Wirklich wach war ich immer noch nicht.

In der Offiziersmesse – eigentlich nicht mehr als eine Sitzbank mit ausgeklapptem Tisch, der den zentralen Gang des U-Boots blockierte – saßen Johanna und Weitwinkel einträchtig nebeneinander. Johanna löste Kreuzworträtsel, und Weitwinkel las in einem Magazin. Als ich mich auf die Bank neben Johanna setzte, und mir Kerstin eine Tasse Kaffee (mit Milch ohne Zucker) hinstellte, besah ich mir das Magazin etwas genauer, in dem Weitwinkel gerade blätterte. Das Titelbild zierte ihn selbst!
„Was lesen Sie denn da, Weitwinkel? Das sind doch Sie auf dem Titelbild?!“
Verhuscht blicke er auf „Was? Ich? Äh…ja, das ist das ist das Lime-Magazine. Ich hab es auf die Titelseite geschafft.“ Jetzt strahlte er mich förmlich an.
„Das Lime-Magazine?“ ich runzelte unweigerlich die Stirn, denn ich glaubte mich verhört zu haben.
„Ja. Die englischsprache Fachzeitschrift für alles Zitrusfrucht-Interessierten. Ich dachte, ich steige selbst ins Zitrusfruchtgeschäft mit ein, nachdem ich als ihr Reichskassenwart und Hüter ihres Portemonnaies viel mit Zitronen gehandelt habe.“
Ich blickte ihn nur fassungslos an, und wußte nicht was ich sagen sollte.
„Also habe ich mir vor einiger Zeit mehrere Plantagen in Übersee gekauft, und versuche mich nebenbei als Zitronenzüchter. Ich habe einen Züchterpreis für eine neue Zitronensorte gewonnen, deswegen das Titelbild. Citronella weitwincula heißt sie. Allerdings habe ich auch einige Bergamotten im Angebot.“
„Bergamotten?“
„Bergamotten! Ihr Aroma verfeinert den EarlGrey-Tee!“
„Ich weiß, Weitwinkel, ich weiß…“ ich seufzte.

Mit Zitronen gehandelt. Tzä…

Ich trank einen Schluck Kaffee – in der Hoffnung meine Wahrnehmung würde nun endlich etwas klarer.
„Und Johanna… was gibt’s bei dir neues?“
Johanna starrte weiter auf ihr Kreuzworträtsel. „Innige Zuneigung mit vier Buchstaben.“ brummte sie nur halblaut.
„Hass!“ konterte promt Kerstin, die sich nun auch zu uns gesetzt hatte.
„Paßt hin.“ Johanna kritzelte die Buchstaben in die leeren Kästchen, und bemerkte anschließend noch: „Dann ist der gesuchte Sportreporter „Rolf Kalb“.“ Sie hob nun den Blick in die Runde.
(Bei dem Stichwort hätte ich ja eher Marcel Reiff als Lösungswort vermutet, aber egal…)

„So Chef… gut das du wach bist…ich hab euch was zu erläutern!“ hob Johanna nun an. „Martin gibst du mir mal die Karte, die da über dir in dem Fach liegt?“
Ich griff über mich in ein kleines Schubfach, und holte eine zusammengerollte Karte hervor, die ich an Johanna weiter reichte. Sie entrollte sie auf dem Tisch – auch Weitwinkels Lime-Magazine mußte dafür weichen.
Wir hatten nun eine topografische Karte der saudi-arabischen Westküste vor uns.
„Also: hier ist ungefähr unsere aktuelle Position“ Johanna deutete mit dem Kugelschreiber auf einen Punkt ins rote Meer, der auf einer dünnen Bleistiftlinie lag. Offenbar unser Kurs. „Morgen früh gehen wir an Land.“
„Das hat mir Kerstin grad schon gesagt.“
„Gut. Aber dann wird’s spannend – und jetzt bitte alle aufpassen: Hier“ sie deutete nun auf die Küste, wo offenbar ein trockenes Flußtal ins Meer mündete „ist das Wadi al-Bakr. Da treffen wir hoffentlich unseren Freund vom Mossad mit den Kamelen. Dann reiten wir das Wadi immer weiter rauf – bis an diese Stelle hier“ wieder deutete sie auf einen Punkt auf der Karte, die ich mir versuchte so gut als möglich einzurpägen, „wo wir das Nachtlager aufschlagen. Von dort aus sind es noch gut 10 Kilometer bis zu dem amerikanischen Stützpunkt.“
Nun deutete sie auf einen leeren, weißen Fleck auf der Karte.

Ich runzelte etwas die Stirn, und rieb mir nachdenklich das Kinn.
„Natürlich sind die Amerikaner nicht so doof und drucken ihre geheimen Standorte auf die Landkarten.“ erklärte Johanna, die meinen skeptischen Blick wohl gesehen hatte. „Aber er ist da, ganz sicher. Dr. Heimlich hat uns von den Russen gute Satellitenbilder besorgt, die etwas anders sind, als google-maps.“
„Soso…“ ich blickte in die Runde.
Auf einmal war allen, auch Weitwinkel, anzumerken, das es nun langsam ernst werden würde.
„Dann sei der liebe Jott mit uns… und wie sollen wir vor Ort dann vorgehen? Ich mein… wir können ja schlecht nen amerikanischen Stützpunkt stürmen. Wir haben keine schweren Waffen, keine Luftunterstützung, rein gar nichts.“
„Wir werden uns im frühen Morgengrauen bis an den Zaun ranschleichen – und dann still und leise einsickern, und die Amis noch vor den Frühstück einfach überrumpeln. Wir nehmen den Kommandanten und seinen Stellvertreter gefangen – auf die beiden kommt es an, die haben die Zugriffcodes. Dann zestören wir die Codes samt ihrer Speicher, und sabotieren die Landebahn. Ich hab genug Equipment mit…“

„Das hört sich ja alles wunderbar an, liebe Johanna, aber was, wenn der Herr Stützkommandant nicht mitspielt, und die Codes nicht rausrücken will, oder wir diese nicht vernichten können?“
„Dann töten wir einfach alle und zünden alles an.“ antwortete Johanna lakonisch.
Ich schluckte entsetzt. „Johanna! Du machst mir Angst!“
„Das ist das beste Mittel um zu verhindern, das man selbst Angst bekommt, glaub mir.“
Sie sah rüber zu Weitwinkel, der ebenfalls aufmerksam zugehört hatte.
„Ich werde mit meinen Marine-Infanteristen derweil die Umgebung sichern und gegebenfalls Feuerschutz geben. Dadurch haben wir alle höhere Erfolgsaussichten.“ nuschelte er.

Ich seufzte.
„Martin, was ist los? Immer noch Welt-Sinn-Zweifel?“ fragte mich Kerstin.
„Liiieebe Kerstin“ ich holte tief Luft, denn ich wollte etwas grundsätzliches der Runde verkünden „ laß es mich mal so sagen: abgesehen von der Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens möchte ich hier eines mal ganz klar festgestellt haben:
Ich bin langzeitarbeitsloser Althistoriker. Wenn ich nicht gerade in nem historischen Schwimmbad den Bademeister spiele, sitze ich in meiner kleinen verqualmten Küche und lebe fast auf twitter – und meine wenige Lebensfreude besteht darin, ab und zu anderleuts Frauen zu bumsen und zu hauen, und ansonsten den Traum nach nem vernünftigen Job nicht aufzugeben, und mich jeden Tag darin zu versuchen, weniger zu trinken, weniger zu rauchen, Snooker zu gucken, Modellbau oder irgendnen Programmierscheiß zu machen – ABER STATT DESSEN sitze ich hier mit euch in einem U-Boot im Roten Meer, mit Kampflesben und Marine-Infanterie-Hasen und plane den Angriff auf einen geheimen amerikanischen Stützpunkt in der Wüste. Ich möchte einfach nochmal die Absurdität der Gesamtsituation herausstellen!“

Jetzt war es an Kerstin zu seufzen. „Ach… geht das schon wieder los…Martin, du bist der Chef hier! Wir machen das hier auch ein Stück weit für dich, also stell dich nicht so an!“
„Na Prima. Im übrigen möchte ich feststellen, das ich übermorgen nen Termin aufm Jobcenter habe…ich wäre also froh, wenn wir diese ganze Aktion schnell hinter uns bringen…“
„Wir werden unser möglichstes tun!“ antwortete nun wieder Johanna.
Resignierend wandte ich meinen Blick an die Decke, also die gewölbte Innenseite des U-Bootdruckkörpers, an dem sich das Kondenswasser sammelte. In Abwandlung eines Liedes der Bläck Fööss stimmte ich an: „Oh leever Jott / jib mir Nerve / denn ich han kein mie / …“
„Möchten Sie vielleicht etwas Zitronenlimonade, mein Chef?“ fragte nun Weitwinkel (wahrscheinlich nur mit den besten Absichten).
Kerstin und Johanna facepalmten gleichzeitig und fingen lauthals an zu lachen. Ich schüttelte nur ohnmächtig den Kopf, und ließ mir von meinem langohrigen Reichskassenwart eine Flasche Zitronenlimonade reichen.
Auf dem Etikett stand „Weitwinkels Kujambelwasser. Zitronenlimonade – von führenden Ubootfahrern empfohlen.“. Ich setzte an, und trank.

…to be continued…

 

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Gedanken zur #ntl

Ich bin von der wunderbaren @lust_und_liebe (ihr Blog) (ihr twitter)gebeten worden, einen Beitrag zu ihrem Adventskalenderblog 2015 beizusteuern – grobes Richtungs-Thema: Erotik.

Und obwohl ich über das Thema, aber nichts inhaltlich schlüpfriges geschrieben hatte, bekam ich den Ehrenplatz des „1. Türchens“. Nun ist der Advent 2015 ja schon was her, aber ich las meinen Eintrag neulich nochmal – und dachte, er würde sich hier ebenfalls gut machen- da er nur bedingt jahreszeitgebunden ist.

„…

Erstes Türchen – Erste Privatsession

Die erste Privatsession stammt von jemandem, der mir persönlich dieses Jahr gezeigt hat, was menschliche Größe bedeutet und genau aus diesem Grund freue ich mich, ihn hier und heute als Ersten hinter meiner Ladentheke begrüßen zu dürfen. Deine Bühne, liebster Martin Mundorf.

einen erotischen Post möchte sie haben…
nun, ich werde dem versuchen gerecht zu werden, wenngleich auch etwas philosopscher Natur.

Auf twitter läßt manch einer gewissen Hüllen fallen, innerliche wie äußerliche.
Auf twitter entstehen Emotionen – hoch oben im Kopf und tief unter der Gürtellinie.
Und die Frauen sind keinen Deut besser als die Männer.
Allzu schnell werden aus Lust und Liebe denn auch Frust und Hiebe – doch wer twitter kennt,
der weiß, dass aus letzteren sehr wohl das erstere werden kann. Anders sind die
unzähligen schwarz-weiß Bilder mit Seilen, Ketten und Halsbändern nicht zu erklären.
Meist gepostet von den braven, anständigen Familienmüttern, die Frühmorgens nach „#Kaffee“ schreien,
ihre Kinder in den Kindergarten bringen und sich dem alltäglichen #Mimimi hingeben. Bis dann Abends,
ab 21-22 Uhr die #Lust um sich greift. Dann zeigt sich die andere Seite unseres Daseins, das
im Dunkel der nächtlichen #22Uhrnonmention gefangene Verlangen nach menschlicher Nähe und körperlicher Hitze.
Es gibt Männer, die meinen eine unaufgeforderte Penispräsentation per DM könnte diese Bedürfnisse erfüllen.
Nein, ganz so einfach ist es dann nicht.
Dieses twitter in der Nacht, diese eigenartige Stimmung aus müde sein, aber relativ anonym seinen
Sehnsüchten nachgehen und nicht alleine sein zu wollen verlangt mehr.
Es sind die Worte, die „unser Hirn ficken“.
-„Männerhemden sollten öfter nach Frau riechen, wie Frauenpullis öfter nach Mann riechen sollten.“
-„Wir sollten zusammen kochen!“ -„Ich mache Marzipan für dich!“ So in etwa könnte es anfangen.
Und wenn man dann jemandem nahe gekommen ist, sind es die Worte, die uns verbinden.
Erst die Seelen, dann die Körper.
Und dann die Augen, und dann die Handgelenke.
Es sind die Worte, die uns twitterer ausmachen. Nicht der Penis-Avatar.
Die Badewannenbilder im Winter und nackte Füße im Sommer sollen Kopfkino genug sein
um unsere Phantasie anzuregen.

Natürlich gibt es auch Männer, die sich mit Anzug und Krawatte mit #Fahrstuhlselfie s nicht ganz so
billig vermarkten. Seien sie nun Lehnsherren, selbsternannte Sexualraubtiere oder eben große Chefs.
Das ist natürlich genauso Show, wie die Frau, die „mein Verlangen nach DIR“ schreibt, und die gefesselte Sub
gepeitscht vom Anzug-Mann darunter als Bild postet.
Verurteile ich das? Nö. Ich bestimmt nicht. Natürlich könnten wir auch über Fußball, Politik oder das Wetter twittern.
Aber dann würde uns doch genau das in unserer virtuellen „guten Stube“ fehlen, was wir außerhalb des Reallife doch sehr
brauchen. Siehe oben.

Ostern hat Passionsspiele, aber angesichts des Advents sind Games of Passion nicht verboten, liebe Leute!
Genießt den großartigen Swingerclub der Gedanken. Subs, seid euren Herren gute Subs, Herren, seid euren Subs gute Herren.
Und wenn die Welle des Jahreswechsel die 50 grauen Schatten aus den Mainstreamköpfen gespült hat, dann halt denjenigen,
die übrig bleiben: ein frohes Blümchenpflücken.
Das wird das nächste große Ding, ihr werdet sehen.

Wir können Bilder in unseren Köpfen malen. Mit unseren Worten.
Und genau das sollten wir auch weiter tun.

…“